Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
gehalten. Etlichen Männern erschien Bockelsons Handeln nicht mehr mit der Heiligen Schrift vereinbar, und sie wollten ihn stürzen. Anführer der Gruppe wurde zu seinem eigenen Leidwesen nicht Heinrich Gresbeck, sondern Heinrich Mollenhecke. Dieser wusste, dass seine Gruppe rasch handeln musste, wenn sie nicht Verrat fürchten wollte. Um Waffen brauchten sie sich nicht zu sorgen, denn die Täuferführer hatten jeden Mann in der Stadt bewaffnet, um die Mauern verteidigen zu können. Zudem hatte sich ihnen auch der ehemalige Brackensteinsöldner Arno angeschlossen, da ihm Bockelsons selbstherrliches Auftreten und das seiner engsten Vertrauten immer stärker missfiel und er ebenfalls der Meinung war, ein Mann dürfe nur eine Frau heiraten.
    »Gott der Herr hat Eva für Adam geschaffen, auf dass beide als Paar zusammenleben sollten«, erklärte er am Abend des Tages, an dem die Verschwörer bei Nacht das Servatiustor stürmen wollten. »Hätte Gott gewollt, dass ein Mann mehrere Weiber ehelicht, hätte er Adam eine zweite und eine dritte Gefährtin gegeben. Doch das hat er nicht.«
    Faustus empfand bereits eine Ehefrau als zu viel und stimmte ihm lebhaft zu. Auch Gresbeck, Mollenhecke und die anderen waren dieser Ansicht. Ihre Gruppe bestand aus etwas mehr als dreißig Mann. Weitere Verschwörer wollten sich ihnen beim Marsch auf das Tor anschließen. Daher hielt Mollenhecke seine Schar für groß genug, um die Servatipforte so lange zu halten, bis die Landsknechte des Bischofs in die Stadt eindringen konnten.
    Da Arno über die meiste Erfahrung im Kampf verfügte, erklärte er den Männern noch einmal, wie sie vorgehen sollten. Als die Gruppe aufbrechen wollte, platzte Helm in die Versammlung.
    »Der König und seine engsten Gefolgsleute haben sich im Rathaus versammelt«, meldete er.
    »Was sagst du?« Mollenhecke erschrak, denn dies konnte bedeuten, dass ihre Feinde bereits von der geplanten Verschwörung Wind bekommen hatten und nun Maßnahmen ergriffen, um diese zu unterbinden.
    »Bockelson, Knipperdolling und mehrere andere sind bei ihm und haben nur ein paar Bewaffnete bei sich.«
    »Dann sind die anderen zur Servatipforte, um diese zu sichern. Wir sind verloren!« Für Augenblicke verlor Mollenhecke die Fassung. Dann aber sah er Helm fragend an. »Du sagst, Bockelson hätte nur wenige Männer bei sich?«
    »Ja, weniger, als diese Gruppe hier zählt.«
    Ohne weiter auf Helm zu achten, wandte Mollenhecke sich an die anderen Verschwörer. »Wenn wir jetzt versuchen, das Servatiustor zu stürmen, laufen wir wahrscheinlich ins Verderben. Daher werden wir anders vorgehen.«
    »Und wie?«, fragte Arno, dem es gar nicht passte, dass Mollenhecke den von ihm ausgearbeiteten Plan so einfach über den Haufen werfen wollte.
    »Der Feind erwartet uns gewiss am Tor, um uns zu vernichten. Stattdessen wenden wir uns dem Rathaus zu, erstürmen es und nehmen Bockelson und sein Gefolge gefangen. Dann sind wir die Herren der Stadt! Als solche können wir mit dem Bischof verhandeln, zu welchen Bedingungen wir ihm die Tore der Stadt öffnen. Das bringt uns mehr, als wenn wir gleich seine Landsknechte hereinlassen und uns ihm auf Gnade und Ungnade ausliefern.«
    »Das ist wahr«, stimmte Gresbeck ihm zu. »Wenn wir Bockelson und seine Mitschurken in die Hand bekommen, sind wir die Sieger. Der Bischof muss dann auf jeden Fall die Gleichberechtigung der Lehre Luthers garantieren. Wenn wir einfach nur das Tor aufmachen, dürfen wir hinterher im Dom den römischen Pfaffen die Füße küssen. Ich bin dabei!«
    »Ich auch!«, »Ich auch!«, klang es aus der Gruppe.
    Faustus sah Helm fragend an. »Was meinst du?«
    »Mir gefällt das nicht. Es hört sich viel zu leicht an.« Er wandte sich an die anderen. »Was ist, wenn die übrigen Anführer der Wiedertäufer keine Rücksicht auf Bockelson nehmen, sondern uns angreifen?«
    »Das glaube ich nicht«, erklärte Mollenhecke. »Immerhin hat Bockelson sich zum König der Wiedertäufer ernannt. Zu was sollte sich ein möglicher Nachfolger ernennen, zum Kaiser oder gar zu Gott selbst?«
    Diese Worte brachten die meisten Männer zum Lachen. In Helm machte sich ein schales Gefühl breit, aber er wollte sich nicht ausschließen. Daher folgten er und Faustus den anderen, als diese sich auf Schleichwegen dem Rathaus näherten.
    Mollenhecke hatte mehrere Männer losgeschickt, um die übrigen Verschwörer zum Markt zu rufen. Während sie auf diese warteten, ließen sie die Zugänge zum Rathaus nicht aus

Weitere Kostenlose Bücher