Flammen des Himmels
geblieben, sähe die Sache anders aus. Da hätten wir Hoffnung auf Hilfe. Hier müsste schon Gott selbst eingreifen, und ich wette einen Jahressold, dass er das nicht tut.«
Ohne auf die anderen drei zu achten, stieg Arno die Treppe in den Keller hinab und lief zur Rückseite des Gebäudes. Dort öffnete er eine unauffällig angebrachte Tür, von der aus eine schmale Treppe nach oben führte, und stieg vorsichtig hinauf. Nach wenigen Schritten drückte er sich um eine Ecke und schloss sich einer Gruppe Bewaffneter um Heinrich Krechting an, der inzwischen das Kommando über die Täufer übernommen hatte.
Helm und Faustus blieben noch einen Augenblick auf dem Flur stehen und sahen einander an. Wie auf ein unhörbares Kommando rannten sie dann hinter dem Söldner her und gelangten ebenfalls ins Freie. Ihnen folgte Heinrich Gresbeck, der gerade noch rechtzeitig zu den beiden jungen Männern aufschloss. Nur Augenblicke später eilten bewaffnete Wiedertäufer herbei, um auch diese Pforte zu bewachen. Gresbeck, Helm und Faustus blieb nichts anderes übrig, als sich diesen anzuschließen. Doch sie hielten sich im Hintergrund und beteten insgeheim, dass Mollenhecke mit seinen Verschwörern Bockelson und Knipperdolling zum Aufgeben bewegen konnte.
7.
V or lauter Anspannung hatten Frauke und Lothar es in der Hütte nicht mehr ausgehalten und waren auf Umwegen in die Nähe des Servatiustores gelangt. Dort wollten sie die bischöflichen Landsknechte in Empfang nehmen und diesen klarmachen, wen sie verschonen mussten. Doch die Zeit verstrich, und von Mollenheckes Truppe war weit und breit nichts zu sehen.
»Verstehst du das?«, fragte Frauke verwundert.
»Nein! Dabei ist die Zeit, zu der sie das Tor besetzen wollten, längst vorüber. Es wird doch nichts dazwischengekommen sein?« Kaum hatte Lothar den Satz beendet, da erscholl aus der Richtung, in der das Rathaus lag, wildes Gebrüll.
»Dort muss etwas passiert sein!« Frauke rannte los, ohne darauf zu achten, ob Lothar mit ihr kam.
Der blickte noch einmal enttäuscht auf das Tor, das längst von den eigenen Leuten hätte besetzt sein sollen, und folgte dann seiner Geliebten mit dem Gefühl, dass der Teufel wieder einmal die Hand im Spiel gehabt haben musste. Erst kurz vor dem Rathaus holte er Frauke ein, die stehen geblieben war und erschrocken auf die Bewaffneten starrte, die hier zusammengelaufen waren.
»Was ist denn hier los?«, fragte Lothar einen Mann, der an ihm vorbeieilte.
»Ein paar Verräter haben den König und seinen Statthalter in ihre Gewalt gebracht. Aber das wird ihnen nichts nützen. Das Rathaus ist umzingelt, und wenn dem König auch nur ein Haar gekrümmt wird, werden diese Hunde es bereuen.«
Frauke zog Lothar ein paar Schritte beiseite. »Verstehst du, was hier geschehen ist?«
»Nicht im Geringsten!«
Da entdeckte er Helm und Faustus, die wie geprügelte Hunde wirkten und sich angespannt umschauten. Er fasste Fraukes Hand und zog sie hinter sich her auf Helm zu.
Dieser zuckte erschrocken zusammen, als Lothar ihn anstupste, und erkannte erst dann seine angebliche Frau. Da er seine Schwester auftauchen sah, atmete er erleichtert auf.
»Was ist hier los?«, fragte Lothar.
Helm schüttelte verzweifelt den Kopf. »Wir standen bereit, um zur Servatipforte zu gehen. Doch als ich Mollenhecke berichtete, Bockelson und Knipperdolling hätten sich mit einigen Gefolgsleuten zum Rathaus begeben, änderte er den Plan und wollte beide gefangen nehmen.«
»Dieser Narr! Nun sitzt er wie eine Ratte in der Falle. Die Männer, die gegen ihn stehen, glauben, im Namen Gottes zu handeln, und werden eher sterben, als auf seine Bedingungen einzugehen.« Lothar sprach fast zu laut und musste von Fraukes Rippenstoß daran erinnert werden, dass sich eine größere Schar Wiedertäufer in ihrer Nähe aufhielt.
»Na ja, wenigstens seid ihr gescheit genug gewesen, um bei diesem unsinnigen Vorhaben nicht mitzumachen«, sagte er um einiges leiser.
Helm zog beschämt den Kopf ein. »Wir haben mitgemacht! Doch als Arno sagte, die Sache würde schiefgehen, und sich aus dem Rathaus geschlichen hat, sind wir ihm gefolgt.«
»Das war das Klügste, was ihr tun konntet. Seht nur!« Damit zeigte Lothar auf eine Gruppe von Männern, die eben eine Kanone über den Markt heranschleppten.
Sie beobachteten, wie Heinrich Krechting die Verhandlungen mit den Verschwörern aufnahm. Dabei stellte er sich provozierend vor das Rathaus, die Rechte auf den Schwertgriff gestützt, und
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