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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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forderte Mollenhecke und seine Mitverschwörer auf, Bockelson und Knipperdolling unverzüglich freizugeben.
    »Tut ihr es nicht, werden wir das Rathaus stürmen und jeden von euch niedermachen. Dasselbe geschieht, wenn unserem König und seinem Statthalter auch nur ein Haar gekrümmt worden ist«, drohte er.
    Nun stellte Mollenhecke seine Bedingungen. »Wir verlangen freien Abzug für uns und alle unsere Familienangehörigen und Freunde.«
    »Hoffentlich gehen sie darauf ein«, flüsterte Frauke.
    Lothar schüttelte den Kopf. »Das sind Fanatiker und auf ihre Art ebenso verbohrt wie der Inquisitor Jacobus von Gerwardsborn. Wenn Bockelson stirbt, ernennt sich der Nächste zum König.«
    Weiter vorne hob Heinrich Krechting drohend das Schwert. »Ihr seid nicht in der Position, Forderungen stellen zu können. Entweder ihr übergebt uns umgehend unseren König und alle, die ihr gefangen haltet, oder wir eröffnen das Feuer mit der Kanone.«
    »Aber dann tötet ihr auch die, die ihr befreien wollt«, rief Mollenhecke entsetzt.
    »Das Leben jedes Menschen liegt in Gottes Hand. Er bestimmt die Stunde unserer Geburt und die unseres Todes. Sollte unser König hier als Märtyrer unserer Sache sterben, nehmen Gott der Herr und unser Herr Jesus Christus ihn an die Hand und geleiten ihn ins Himmelreich. Von dort wird er zusammen mit dem Heiland herabsteigen, um über uns zu herrschen für alle Zeit.«
    Krechting war kein Theologe, sondern ein geachteter Beamter im Fürstbistum gewesen, bevor er sich der täuferischen Lehre zugewandt hatte. Mittlerweile aber hatte er von Bernhard Rothmann und den anderen Predigern genug gehört, um zu wissen, dass er vor einem Feind nicht einknicken durfte. Daher gab er Befehl, die Kanone zu laden und auf das Rathaustor zu richten.
    »Bewacht alle Ausgänge«, rief er mit lauter Stimme. »Lasst keinen heraus! Jeder, der fliehen will, wird niedergemacht!«
    Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass er es bitterernst meinte. Nun rief er auch noch die Handbüchsenschützen auf dem Marktplatz zusammen, um das Feuer auf die Fenster des Rathauses zu eröffnen.
    Als diese aufmarschierten, sah Frauke ihren Vater unter ihnen. Hinner Hinrichs hatte zwar nur wenig Erfahrung mit dem ungewohnten Schießgerät, lud es aber genauso wie die anderen und legte es auf die Stützgabel. Jeden Augenblick konnte die erste Salve knallen.
    Da drang erneut Mollenheckes Stimme aus dem Rathaus heraus. »Halt, schießt nicht! Wir sind bereit, den König und Knipperdolling freizulassen, wenn ihr uns im Gegenzug Pardon versprecht. Sonst ist es für uns besser, zu kämpfen und zu sterben.«
    »Jetzt möchte ich nicht in Heinrich Krechtings Haut stecken«, spottete Lothar.
    »Weshalb?«, wollte Helm wissen.
    Anstelle von Lothar gab Frauke Antwort. »Er hat die Wahl, Bockelson und die anderen zu opfern und zu versuchen, selbst der neue König der Wiedertäufer zu werden, oder aber er verspricht Pardon und rettet diese, bleibt dafür aber einer von vielen in Bockelsons Hofstaat.«
    »So ist es«, stimmte Lothar ihr zu.
    Krechting war mittlerweile zu einem Entschluss gekommen. »Also gut, ihr erhaltet Pardon! Lasst jetzt den König und sein Gefolge frei und kommt anschließend ohne Waffen und mit erhobenen Händen heraus.«
    »Ich würde es nicht tun«, sagte Frauke und schüttelte sich unter einer Vorahnung.
    Heinrich Mollenhecke und seine Mitverschwörer schienen es anders zu sehen, denn sie öffneten die Rathaustür. Jan Bockelson trat als Erster ins Freie und wurde vom Jubel seiner Anhänger begrüßt. Knipperdolling folgte ihm mit düsterer Miene. Beide traten auf Krechting zu und redeten auf ihn ein. Allerdings waren Frauke, Lothar und die anderen zu weit entfernt, um etwas verstehen zu können.
    Krechting nickte und bedeutete seinen Bewaffneten, den Platz vor dem Rathaustor zu räumen. »Ihr könnt jetzt herauskommen!«, rief er den Verschwörern zu.
    Als Erster kam Mollenhecke, der sich unsicher umschaute und nicht zu begreifen schien, was schiefgelaufen war. Von denen, die ihm folgten, sahen einige so aus, als hätten sie die Sache lieber bis zum bitteren Ende durchgestanden. Zuletzt versammelten sich etwa fünfzig unbewaffnete Leute vor dem Rathaus, von denen die meisten sichtlich hofften, es würde doch noch alles gut ausgehen.
    Mit einem scharfen Blick musterte Krechting die Gruppe. »Sind noch welche von euch im Rathaus?«
    »Nein«, antwortete Mollenhecke, obwohl er nicht darauf geachtet hatte, ob alle mit ihm

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