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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Das allein zeigt schon, was für ein Mensch Gerwardsborn ist. Er erhebt sich über andere, aber nicht, weil er größer ist als die, die ihn umgeben, sondern weil diese sich vor ihm ducken müssen, um nicht seinen Zorn zu erregen.« Lothar wurde laut und fing sich einen schmerzhaften Kniff seines Vaters ein.
    »Bedenke, was du sagst! Erregst du, wie du eben so treffend sagtest, den Zorn des Inquisitors, kann auch ich dich nicht vor seiner Rache schützen. Und nun geh und kümmere dich um deine Bücher! Schließlich hast du dein Studium noch nicht beendet und wirst es nach dieser Reise wieder aufnehmen.«
    Lothar wusste, wie weit er die Geduld seines Vaters beanspruchen durfte, und diese Grenze hatte er nun erreicht. Trotzdem wagte er es, weiterzusprechen. »Bitte, Herr Vater, kümmert Euch um die armen Gefangenen.«
    »Ich werde mit dem Inquisitor darüber sprechen – falls er mich überhaupt vorlässt, heißt das!« Gardner versetzte seinem Sohn einen leichten Klaps und verließ die Kammer, um den Speisesaal aufzusuchen.
    Den Inquisitor traf er dort nicht an, da dieser für sich allein in seinen Räumen speiste, aber Magister Rübsam war anwesend. Der Mann platzte beinahe vor Stolz, weil er den Auftrag seines Herrn wieder einmal erfolgreich ausgeführt hatte. Die letzten beiden Familienmitglieder der Hinrichs-Sippe, so nahm er an, würden sie spätestens bis zum Abend ergriffen haben, denn in Stillenbeck gab es niemanden mehr, der den beiden auch nur die geringste Hilfe zuteilwerden lassen konnte.
    »Ihr seht sehr zufrieden aus«, begann Gardner das Gespräch.
    Rübsam sah ihn lächelnd an. »Warum sollte ich es nicht sein?«
    »Soviel ich gehört habe, habt Ihr heute Nacht mehrere Ketzer festgesetzt.«
    »Die Spatzen pfeifen es wohl schon von den Dächern!« Rübsam rieb sich die Hände. Je schneller die Nachricht in der Stadt Verbreitung fand, umso rascher würden ihnen die restlichen Wiedertäufer ins Netz gehen.
    Gardners Miene spiegelte seinen Ärger. »Bei dem Aufwand, den Ihr betreibt, kann so etwas nicht unbemerkt vonstattengehen! Doch Ihr hättet mich vorher davon in Kenntnis setzen müssen. Immerhin hat Seine Hoheit, der Fürstbischof, mich mitgeschickt, damit alles nach Recht und Gesetz abläuft.«
    »Wollt Ihr etwa behaupten, Seine Exzellenz, der Inquisitor, handle nicht nach dem Gesetz?«, fragte Rübsam scharf.
    »Zumindest nicht nach dem Gesetz, das für das Fürstbistum gilt.« Damit wagte Gardner viel, doch er wollte Rübsam und damit auch dessen Herrn klarmachen, dass es Regeln gab, an die auch sie sich zu halten hatten.
    »Seine Exzellenz handelt nach den Gesetzen, die ihm der Heilige Vater in Rom erteilt hat, und der ist als Nachfolger des Apostels Petrus der Stellvertreter Gottes auf Erden!« In Rübsams Stimme schwang die Drohung mit, es dabei bewenden zu lassen.
    Gardner schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht dem Papst, sondern dem Fürstbischof von Münster verantwortlich und würde fahrlässig handeln, wenn ich nicht auf das achte, was in seinem Namen geschieht.«
    »Der Fürstbischof ist als Inhaber einer geistlichen Herrschaft dem Papst untergeordnet und hat sich dessen Willen zu beugen.«
    Es gefiel Rübsam, Gardner zurechtzuweisen. Selbst Franz von Waldeck, der sich Fürstbischof von Münster nannte, ohne bisher auch nur zum Priester geweiht worden zu sein, hätte er keine andere Antwort erteilt. Wo sein Herr weilte, war die Macht, und es war seine Aufgabe, diese auszuüben.
    Zwar wechselte Gardner noch ein paar Worte mit Rübsam, begriff aber rasch, dass dieser viel zu eitel und von sich eingenommen war, um Vernunftgründen zugänglich zu sein. Der Magister nannte ihm nicht einmal die Anzahl und die Namen der Gefangenen, sondern erklärte ihm höhnisch, er solle sich aus dieser Angelegenheit heraushalten, wenn er nicht selbst in den Verdacht geraten wolle, es mit den Ketzern zu halten.
    Damit kratzte er Gardners Ehre an. Immerhin hatte dieser von Franz von Waldeck den Auftrag erhalten, dem Inquisitor auf die Finger zu schauen. Mit dieser Überlegung beendete Gardner sein Frühstück und wandte sich den Räumen zu, die Jacobus von Gerwardsborn bewohnte.
    Zwei adelige Herren aus dessen Gefolge hielten davor Wache und verlegten Gardner den Weg. »Seine Exzellenz wollen nicht gestört werden!«, erklärte einer von ihnen hochmütig.
    Gardner maß den Sprecher mit einem eisigen Blick. »Du wirst mich umgehend bei dem Inquisitor anmelden, hast du verstanden? Ansonsten kannst du ihm

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