Flammen des Himmels
berichten, dass ich unverzüglich nach Telgte reiten werde, um Seiner Hoheit, dem Fürstbischof, zu berichten, dass hier Dinge geschehen, die nicht in seinem Sinne sind.«
So hatte noch niemand mit Gerwardsborns Begleitern gesprochen, daher fuhren sie wütend auf.
Im nächsten Augenblick wurde die Tür geöffnet, und Bruder Cosmas steckte den Kopf heraus. »Was ist das hier für ein Lärm? Seine Exzellenz wünschen Ruhe!«
»Diese beiden Kerle hier wollen mich nicht bei Seiner Exzellenz anmelden. Doch als Stellvertreter des Fürstbischofs muss ich darauf bestehen, mit ihm zu sprechen. Es gab Verhaftungen, die nicht mit den Behörden abgesprochen sind. Im Namen Seiner Hoheit kann ich das nicht dulden!« Gardner bemühte sich gar nicht, leise zu sein, sondern kehrte den empörten fürstbischöflichen Ratgeber heraus.
Der Mönch musterte Gardner kurz und begriff, dass er ihn nicht wie einen Lakaien wegschicken konnte. Dafür besaß der Mann zu viel Einfluss auf Franz von Waldeck. Sich den Fürstbischof zum Feind zu machen, konnte sich sein Herr vorerst noch nicht leisten.
»Wartet hier! Ich berichte Seiner Exzellenz, dass Ihr eine Audienz wünscht.« Mit diesen Worten zog er den Kopf zurück und schloss die Tür.
Es dauerte nicht lange, dann wurde diese wieder geöffnet. Bruder Cosmas trat heraus und machte eine einladende Handbewegung. »Seine Exzellenz ist gewillt, Euch zu empfangen, Gardner!«
Der Gefolgsmann des Fürstbischofs trat an dem Mönch vorbei in den Raum und blickte Gerwardsborn an, der auf einem Ohrensessel mit klappbarem Lesepult saß und in einem handgeschriebenen Brevier las.
Erst als Gardner sich leise räusperte, blickte der Inquisitor auf. »Ah, Herr Gardner! Was führt Euch zu mir?«
»Die Verhaftungen in der vergangenen Nacht. Wie Ihr wisst, hat Seine Hoheit, Franz von Waldeck, befohlen, dass solche nur in Absprache mit mir und den örtlichen Behörden erfolgen dürfen.«
Gardner machte keinen Hehl daraus, dass er sich als Vertreter des Münsteraner Fürstbischofs übergangen fühlte und dies nicht hinzunehmen gedachte.
Mit einem sanften Lächeln klappte der Inquisitor sein Brevier zu und gab dann erst Antwort. »Wie Ihr wisst, gab Seine Heiligkeit, Papst Clemens VII., mir ein scharfes Schwert in die Hand, um die Häresie und Ketzerei in allen Landen der Christenheit auszurotten. Dieses Schwert muss rasch geschwungen werden, wenn man die Frevler nicht entkommen lassen will. Da genau diese Gefahr bestand, blieb mir gestern Abend nichts anderes übrig, als unverzüglich zu handeln. Ich hätte heute im Lauf des Tages sowohl Euch wie auch den hiesigen Stadtrichter davon in Kenntnis gesetzt.«
Gardner hätte nicht zu sagen vermocht, ob der Inquisitor die Wahrheit sprach, und empfand es mit einem Mal als Fehler, diesen aufgesucht zu haben. Aber er musste seine Rolle weiterspielen.
»Ich zweifle nicht an Eurem Recht, Ketzer festsetzen zu können. Doch als Vertreter Seiner Hoheit Franz von Waldeck ist es meine Pflicht, über alle Eure Handlungen in seinem Fürstbistum Buch zu führen und ihm davon zu berichten. Habt daher die Güte, mir die Personen zu benennen, die Ihr habt verhaften lassen, und die Angaben zu überprüfen, indem Ihr mich zu den Gefangenen lasst.«
Diese Forderung war rechtens, das war Gerwardsborn klar. Dennoch durfte er nicht erlauben, dass Gardner oder irgendein anderer sich in seine Pläne einmischte. Daher schüttelte er den Kopf.
»Ich bedauere, doch ist dies nicht möglich. Die Gefangenen wurden durch Schriften, die in ihrem Haus gefunden wurden, als verbohrte Wiedertäufer entlarvt und müssen daher von Vertretern der Kirche verhört werden. Sonst gäbe man ihnen die Möglichkeit, ihr Gift weiter zu verbreiten. Auch hat einer der Delinquenten bereits gestanden, ein falscher Prophet zu sein. Er wird heute Abend zusammen mit dem anderen männlichen Gefangenen auf dem Scheiterhaufen sterben.«
»Ohne von einem ordentlichen Gericht verurteilt zu sein?«, fragte Gardner scharf.
»Sie wurden durch ein Gericht des Heiligen Stuhls verurteilt, dessen Rechtsspruch weitaus höher anzusetzen ist als das dieser Stadt oder des Fürstbischofs von Münster.«
Gerwardsborn war nicht bereit, auch nur einen Fingerbreit von seiner Haltung abzugehen, und machte Gardner klar, dass er ihm keine Gelegenheit geben würde, einzugreifen. »Der ehrenwerte Magister Rübsam wird Euch das Protokoll des Verfahrens als Kopie übergeben, Gardner, damit Ihr es Eurem Herrn vorlegen könnt. Und
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