Flammen im Sand
habe
gesehen, dass sie mit ihrem Rollstuhl in den Garten des Modeateliers gefahren
ist. Dort hat sie Geld versteckt. Einen dicken Batzen!«
Tove lachte ungläubig. »In der Erde verbuddelt? Nicht leicht für
eine Rollstuhlfahrerin.«
Aber Fietje schüttelte den Kopf. »Nicht in der Erde. In der Nähe der
Terrasse steht eine groÃe Kiste, in der die Sesselauflagen aufbewahrt werden.
Nachts, wenn es regnet und im Winter. Die Kiste ist anscheinend wasserdicht.«
Fietje, der nicht oft Gelegenheit hatte, so viele Sätze auf einmal zu sprechen,
brauchte erst einmal einen groÃen Schluck Bier, ehe er weiterreden konnte.
»Frau Tadsen hatte eine Plastiktüte auf dem SchoÃ, alles groÃe Scheine, schön
flach gepackt.«
»Woher weiÃt du das?«, fragte Tove, aber auf diese unangenehme Frage
wollte Fietje nicht antworten.
»Die Kiste ist mit Plastikfolie ausgeschlagen. Die Tadsen hat die
Folie an einer Seite gelöst und die Tüte mit dem Geld daruntergeschoben. Danach
hat sie alles wieder sauber verklebt.«
»Du verdammter Spanner!«, fuhr Tove ihn an. »Dass du dich ständig in
fremden Gärten rumtreiben musst!«
»Komm du mir nicht mit Vorwürfen!«, gab Fietje zurück. »Anderen
Leuten ein bisschen in die Fenster gucken, ist nicht halb so strafbar wie das,
was du gemacht hast! Jawoll!«
Mamma Carlotta unterbrach den Streit. »Woher wissen Sie, was in der
Plastiktüte war?«
Diesmal konnte Fietje der Frage nicht ausweichen. »Weil ich
reingeguckt habe.«
»Und anschlieÃend hast du alles brav wieder zurückgesteckt?«, höhnte
Tove.
»Na ja, vielleicht nicht alles. Aber fast alles. Wenn ich von einem
Tag auf den anderen dicke Kohle hätte, das würde doch sofort auffallen. Ich bin
ja nicht dämlich! Aber ⦠ich fandâs beruhigend zu wissen, wo ich mich bedienen
könnte, wennâs mal wieder eng wird. Das ist erheblich risikoloser, als wenn ich
die Scheinchen in meiner Bude aufbewahren würde.« Er sah in Mamma Carlottas
entrüstetes Gesicht und lächelte unschuldig. »Bei vierhunderttausend kommtâs
doch auf zwei oder drei Tausender nicht an.«
Mamma Carlotta und Tove starrten ihn ungläubig an.
»Vierhunderttausend?«, wiederholte Tove, während es Mamma Carlotta
die Sprache verschlagen hatte. »So viel ist bei dem Geschäft mit den Uhren aber
nicht drin.«
Fietje zuckte mit den Achseln. »Ich sag ja auch nicht, dass das was
mit den Uhren zu tun hat.«
»Womit dann?«, fragte Tove.
»Mit Mord«, antwortete Mamma Carlotta an Fietjes Stelle.
Erik war so wütend, dass er am liebsten mit den Fäusten
aufs Lenkrad getrommelt hätte. »Die Staatsanwältin vereinnahmt unsere beiden
Verdächtigen, weil sie den Uhrenschmuggel selber aufklären will â¦Â«
»â¦Â und dass die beiden auch Mordverdächtige sind, scheint sie zu
vergessen«, ergänzte Sören. »Sie tut so, als wäre Pedersen aus dem Schneider,
weil irgendein Ganove ihm ein Alibi für den Mord an Yvonne Perrette gegeben
hat.«
Erik nickte. »Aber erstens nimmt Pedersen es nicht an, und zweitens
kann er immer noch der Mörder seiner Frau sein.«
»Dieser Idiot!«, schimpfte Sören. »Kapiert der nicht, dass er ein
Geständnis ablegen muss? Entweder ist er ein Hehler oder ein Mörder. Ich an
seiner Stelle würde die Hehlerei zugeben.«
»Vor allem dann, wenn Sie in Wirklichkeit ein Mörder wären?«
»So oder so ist Pedersen in einer unangenehmen Situation. Wenn er
der Mörder ist, droht ihm lebenslänglich. Als Hehler droht ihm die Rache von
Ernest Getty. Oder meinen Sie, der Kerl, der jetzt in Haft sitzt, wollte
Pedersen ein Alibi für den Mord geben? Dann hat der Tod von Yvonne Perrette
etwas mit dem Uhrenschmuggel zu tun. Und was ist mit Elske Pedersen?«
»Vielleicht haben wir es doch mit zwei Tätern zu tun.«
»Und Geraldine Bertrand?« Sören griff sich an den Kopf, als fiele es
ihm schwer, seine Gedanken zu ordnen. »Endlich haben wir ein Motiv! Sie könnte
ihre Schwester umgebracht haben, weil Yvonne sie auffliegen lassen wollte. Sie
hat herausgefunden, dass Geraldine ihren Laden missbrauchte für den
Uhrenschmuggel und hat verlangt, dass das aufhört.«
»Ist das wirklich ein Mordmotiv?«, frage Erik zweifelnd.
»Klar! Die Perrette wollte vielleicht zur Polizei gehen und
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