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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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lange dort, und die Chance, dass
eine Kundin danach fragen würde, war gering. Trotzdem hatte sich nie jemand
entschlossen, diese Fundsachen zu entsorgen.
    Die Gelegenheit war günstig, als Geraldine Bertrand im Laden war und
Carolin letzte Hand an Sörens Hemd legte. Mamma Carlotta murmelte etwas von
vergessenen Papiertaschentüchern, bevor sie in den Garten huschte, aber Carolin
war derart in ihre Arbeit vertieft, dass sie ihre Nonna gar nicht beachtete.
Von ihrem Arbeitsplatz aus konnte sie nicht sehen, was Mamma Carlotta in die
Werkstatt trug und ganz unten in dem Korb mit den Fundsachen deponierte.
    Mamma Carlotta war zufrieden. Der Gerechtigkeit waren Tür und Tor
geöffnet. Zwar wäre es auch gerecht gewesen, wenn Tove seine Strafe bekommen
hätte, aber sie redete sich damit heraus, dass sie auch da für Gerechtigkeit
sorgen wollte. Sie würde Tove dazu bringen, nie wieder krumme Geschäfte zu
machen! Dann hatte sie einen Straftäter auf den rechten Weg zurückgeführt, und
das war sinnvoller, als ihn ins Gefängnis zu stecken. Hauptsache, die Uhren
kamen dorthin, wo sie hingehörten.
    Carolin löste gerade die letzten Reihfäden aus Sörens Hemd. Sie hob
es in die Höhe und betrachtete es stolz. »Wie findest du es, Nonna?«
    Selbstverständlich lobte Mamma Carlotta das Hemd über den grünen
Klee, fand die Tatsache, dass die linke Seitennaht etwas schief geraten war,
völlig unerheblich und behauptete sogar, so etwas zeichne ein Unikat aus. »Nur
Fabrikware hat gerade Nähte!« Und außerdem könne man durch geschicktes Bügeln
noch einiges verbessern.
    Während Carolin versuchte, die schiefe Naht gerade zu bügeln, fragte
Mamma Carlotta leichthin: »Hast du meine rote Kette gesehen? Die kurze mit den
Glasperlen?«
    Carolin schüttelte den Kopf. »Die ist sicherlich zu Hause.«
    Â»No, no! Ich habe sie hier zum letzten Mal getragen.«
    Â»Dann schau in dem Korb an der Garderobe nach. Da legt die Putzfrau
alles rein, was sie findet!«
    Mamma Carlotta frohlockte heimlich. Und wenige Augenblicke später
hielt sie etwas hoch, was sie erstaunt betrachtete. »Sieh mal, Carolina! Was
mag in diesen beiden Kartons sein?«
    Â»Schau rein«, entgegnete Carolin gleichgültig, denn sie hatte gerade
festgestellt, dass sie die schiefe Naht noch schiefer gebügelt hatte. »Dann
weißt du es.«
    Kurz darauf war es mit ihrer Gleichgültigkeit vorbei. Mit offenem
Munde starrte sie auf den Inhalt der Kartons. »Uhren? Wie kommen die hierher?«
Sie nahm eine heraus und betrachtete sie genauer. »Das müssen Plagiate sein.
Die hier sieht genauso aus wie die Uhr, die du Papa zum Geburtstag schenken
wirst.«
    Â»Assurdo, Carolina!« Mamma Carlotta nahm ihrer Enkelin die Uhr
wieder ab. »Die Uhr, die dein Vater bekommen wird, sieht ganz anders aus.«
    Auch diesmal saß Sören am Steuer. Er wollte keinerlei
Zeitverzögerung riskieren. »Hätten Sie das gedacht, Chef?«, fragte er
kopfschüttelnd, während er unter Missachtung sämtlicher Verkehrsvorschriften
die Kjeirstraße hinunterfuhr. »Da durchsuchen wir Käptens Kajüte, und in
Wirklichkeit ist es Geraldine Bertrand, die in ihrem Laden die Uhren
weiterverkauft.«
    Â»Da hätten wir auch draufkommen können«, meinte Erik.
    Doch davon wollte Sören nichts hören. »Pedersen und die Bertrand
waren wie Hund und Katze! Ich habe dieser Modetante geglaubt, dass sie Jannes
hasst wie die Pest. Da konnte man doch nicht ahnen, dass sie gemeinsame Sache
machen!«
    Â»Ob Yvonne Perrette davon gewusst hat?«
    Â»Vielleicht hat sie es herausgefunden und wollte die beiden
auffliegen lassen.«
    Â»Und musste deshalb dran glauben«, entgegnete Erik zufrieden. »Wie
oft haben wir uns gefragt, welches Motiv Geraldine Bertrand haben könnte! Nun
haben wir eins.«
    Â»Das wär’s!«, rief Sören so begeistert, dass er beinahe eine rote
Ampel übersehen hätte. »Dann könnten wir der Staatsanwältin auch gleich die
Lösung der Mordfälle präsentieren.«
    Â»Des Mordfalls«, korrigierte Erik. »Der Fall Elske Pedersen ist
damit noch nicht geklärt.«
    Â»Sie haben oft genug gesagt, dass die beiden Mordfälle irgendwie
zusammenhängen«, gab Sören verärgert zurück, der sich seine Euphorie nicht
nehmen lassen wollte. »Hoffentlich ist die Bertrand nicht abgehauen, als

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