Flammen im Sand
sie
merkte, dass Ihre Schwiegermutter sie durchschaut hat.«
»Möglich wärâs«, gab Erik zurück und hielt sich fest, als Sören
startete, über die Kreuzung schoss und gleich darauf rechts abbog in die SteinmannstraÃe.
»Sie hat weià Gott nicht geflüstert, als sie mich anrief. Anscheinend ist sie
gar nicht auf die Idee gekommen, dass Geraldine Bertrand was mit Jannes Pedersens
krummen Geschäften zu tun haben könnte.«
Sören lachte. »Dabei ist sie doch sonst so clever.«
»Sie war es«, entgegnete Erik deprimiert. »Ich glaube, sie baut ab,
Sören. Ich muss ein Auge auf sie haben.«
Aber davon wollte Sören nichts hören. Eine Frau, die kochen konnte
wie Mamma Carlotta, befand sich seiner Meinung nach auf dem Höhepunkt ihrer
Fähigkeiten. »Solange sie nicht Zucker und Salz verwechselt, glaube ich Ihnen
kein Wort«, meinte er lachend, als er den Wagen vor dem Modeatelier parkte.
Er hätte seinen Chef am liebsten Richtung Eingang geschoben, damit
er endlich einen Zahn zulegte, aber Eriks Gedanken waren noch woanders. »Ich
verstehe nicht«, sagte er zu Sören, »dass die Staatsanwältin diese Geschichte
mit den geraubten Luxusuhren unbedingt selbst erledigen will.«
Sören hatte es plötzlich nicht mehr eilig, da er Geraldine Bertrand
im Laden stehen sah. »Ist mir auch ein Rätsel«, meinte er missmutig. »Wir
sollen die Bertrand nicht vernehmen, sondern sie nur zu Frau Dr. Speck
bringen.«
»Dafür hat sie sogar ihren Autozug sausen lassen.«
»Egal«, sagte Sören und ging auf die Eingangstür zu. »Dann können
wir uns wenigstens auf die Mordfälle konzentrieren.«
Mamma Carlotta war verzweifelt! Was hatte sie da nur angerichtet?
Um Gerechtigkeit war es ihr gegangen, und was hatte sie erreicht? Dass eine
Unschuldige in Verdacht geraten und festgenommen worden war! Und Mamma Carlotta
hatte nichts tun können, um diese schreckliche Vermutung zu entkräften. Es sei
denn, sie hätte Erik offenbart, wie die Uhren wirklich in das Versteck gekommen
waren. Aber konnte man das von ihr verlangen? Nein, sie musste sich etwas
überlegen, was Geraldine einerseits von jedem Verdacht befreite, aber
andererseits von ihren Ermittlungen nichts verriet. War sie nicht schon genug
damit gestraft, dass die Generalprobe für die Modenschau ausfallen musste, wenn
Geraldine bis dahin nicht zurückgekehrt war? Und Erik hatte ihr wenig Hoffnung
gemacht. Die Staatsanwältin höchstpersönlich wollte sich um den Fall kümmern.
Ob sie annahm, dass Geraldine den Namen ihres Schwagers kannte? Dann war das
vielleicht der Grund, warum sie den Fall selbst in die Hand nehmen wollte. Nur
so konnte sie verhindern, dass Stefan Lürsen ins Kreuzfeuer der Ermittlungen
und danach womöglich auf irgendein Titelblatt kam.
Mamma Carlotta schüttelte den Kopf, als könnte sie damit Ordnung in
ihre Gedanken bringen. Es war zum Verrücktwerden! Vor allem, wenn man bedachte,
dass über diese verflixten Luxusuhren zwei Mordfälle beinahe in Vergessenheit
gerieten! Die arme Yvonne Perrette lag noch nicht unter der Erde, und schon
wurde weniger von ihr geredet als von irgendwelchen Uhren, die so viel kosteten,
wie ihr Dino in der Blüte seiner Jahre in einem ganzen Jahr verdient hatte!
Genau genommen war die Uhrenindustrie an allem schuld und jeder dieser
Menschen, die für unsinnigen Luxus ein Vermögen ausgaben.
Als sie in den Hochkamp einbog, war es ihr gerade gelungen, reiche
Nichtsnutze für ihre Probleme verantwortlich zu machen, aber als sie auf
Käptens Kajüte zufuhr, fiel ihr ein, dass eigentlich Tove an allem schuld war.
Wehe, er machte ihr auch nur einen einzigen Vorwurf! Dann konnte er demnächst
seinen Rotwein aus Montepulciano allein trinken! Er sollte ihr bloà nicht mit
lästigen Fragen oder gar mit Vorwürfen kommen!
Sie riss die Tür zu Käptens Kajüte auf, als wollte ein Orkan in die
Imbiss-Stube fahren, und schlug sie mit einem Donnern zu, dass Fietje sich an
seinem Jever verschluckte und einen Hustenanfall bekam, der so lange anhielt,
bis Mamma Carlotta es sich auf einem Barhocker bequem gemacht hatte.
»Un vino rosso per favore«, sagte sie zu Tove und sah ihn an, als
bestellte sie ihn nur, um das Glas später über seinem Kopf auszugieÃen. »Ob die
Sonne schon untergegangen ist oder nicht, das ist mir total egal!«
Tove warf ihr
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