Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
Haselnuss im Mund hatte. Während dieses Prozesses brachte er Sören auf den
neuesten Stand.
    Â»Fragen Sie mal bei den Beherbergungsbetrieben nach, ob irgendwo ein
Gast erwartet wurde, der ausgeblieben ist«, schloss er. »Mehr können wir nicht
tun. Wir wissen zu wenig. Informieren Sie auch Engdahl und Mierendorf. Und
natürlich die Kollegen von der Verkehrssicherheit.«
    Mamma Carlotta war hochzufrieden, als sie nach Hause fuhr.
Der Wind konnte ihr nichts anhaben, sie war viel zu erfüllt von den
Erlebnissen, von dem Interessanten, das ihr zu Ohren gekommen war, von dem
Neuen, das sie erfahren hatte. So voll war sie davon, dass sie anscheinend
schwerer geworden war. So jedenfalls kam es ihr vor, denn der nach wie vor
starke Wind konnte nicht mehr mit ihr machen, was er wollte.
    In Gedanken schritt sie noch einmal über den Läufer und präsentierte
sich. Yvonne Perrette hatte an diesem Tag zwei weitere Models kommen lassen:
Vanessa, ein Mädchen, das Carolins Figur hatte und mit ihr zusammen die junge
Mode vorführen würde, dazu die Frau eines Angestellten der Firma Tadsen, die
sich ebenso zu den reifen und molligen Frauen zählen durfte wie Mamma Carlotta.
Kirsten hieß sie und war sehr hübsch mit ihren blonden Locken und den großen
blauen Augen. In ihr Kinn grub sich ein drolliges Grübchen, ihr herzförmiger
Mund sah ständig so aus, als lächelte er. Sie war blass, aber anscheinend hatte
Geraldine sie gerade deswegen ausgewählt. Zufrieden hatte sie Mamma Carlotta
und Kirsten betrachtet. »Hell und dunkel! Der perfekte Gegensatz! Très bien!«
    Diesmal hatten sie geübt, möglichst schnell die Kleidung zu
wechseln, damit die Modenschau ohne Verzögerungen über die Bühne gehen konnte.
Jede von ihnen hatte ein Modellkleid des Modeateliers in die Hand gedrückt
bekommen und musste nun üben, möglichst schnell vom eigenen Kleidungsstück in das
Designermodell zu kommen und wieder heraus. Und das so, dass die Frisur
erhalten blieb und das Makeup ebenso.
    Â»Wehe, es findet sich nach der Modenschau eine Make-up-Spur an einem
der Kleider«, hatte Geraldine Bertrand gedroht und sich damit den Rest der
Sympathie verscherzt, die Mamma Carlotta noch in sich hatte. Sich von einer
Frau einschüchtern lassen, die mit einem verheirateten Mann ein Verhältnis
hatte? Wenn Mamma Carlotta sich nicht schon ausgemalt hätte, wie ihre Kinder
und Nachbarn staunen würden, wenn sie von ihren Modelerfahrungen hörten, hätte
sie Geraldines respektlose Drohung vielleicht sogar mit fristloser Kündigung
beantwortet. So aber schluckte sie ihren Ärger herunter und tat so, als hätte
sie jede Menge Erfahrung mit der Vermeidung von Make-up-Spuren an ihrer
Kleidung.
    Und dass es ausgerechnet Geraldines Aufgabe war, den Models beim
Umziehen zu helfen, war Mamma Carlotta gar nicht recht. Überhaupt hätte sie
gerne vorher Bescheid gewusst, dass sie sich ihrer Kleidung entledigen sollte.
Wenn sie zum Arzt ging, wusste sie ja auch, was auf sie zukam, und zog die
Unterwäsche an, die sie für solche Gelegenheiten ganz hinten im Schrank liegen
hatte. Auch in diesem Fall hätte sie sich natürlich mehr Mühe gegeben und nicht
den warmen, weiten Schlüpfer mit dem langen Bein gewählt, den Felix respektlos
Liebestöter nannte.
    Sie war froh, dass Kirsten sich in ihrer Miederhose offenbar genauso
unwohl fühlte wie Mamma Carlotta. Aber zum Glück verhielt sich Geraldine sehr
diskret, schaute nur hin, wenn es nicht zu umgehen war, und erwähnte sogar am
Rande, dass Unterwäsche für eine Modenschau nicht reizvoll, sondern zweckmäßig
sein müsse. »Vor allem darf sie sich unter dem Modell nicht abzeichnen.«
    Das erlaubten sich zum Glück weder die Miederhose noch der Liebestöter.
    Bei der nächsten Probe, so hatte Geraldine Bertrand versprochen,
würde die Kosmetikerin dabei sein, die sich ein Bild davon machen wollte, wie
die Models am besten zu schminken seien. Madonna, wie aufregend das Leben sein
konnte!
    Mamma Carlotta bog in die Norderstraße ein, ohne sich vor der langen
Geraden und dem leichten Anstieg zu fürchten. Es war wirklich ein erfolgreicher
Vormittag gewesen! Auch von ihren Nähfähigkeiten hatte sie die beiden
Mode-Schwestern schnell überzeugt. Selbstverständlich hatte sie gewusst, wovon
die Rede war, als es um den geraden und den schrägen Saumstich ging, und auch
beim

Weitere Kostenlose Bücher