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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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ihr die Augen zuklappten, und sich
überlegt, wie sie Tove ihre Anwesenheit erklären konnte, wenn er Käptens Kajüte
öffnete, und wie sie Erik begreiflich machen sollte, warum sie die Nacht außer
Haus verbracht hatte. Weder zu dem einen noch zu dem anderen Problem war ihr
eine Lösung eingefallen, als sie die Geräusche an der Küchentür wahrnahm.
Erleichtert, aber auch voller Unbehagen war sie aufgestanden und auf die Tür
zugegangen, in der sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Kurz darauf schwang
sie auf, Carlotta machte sich auf Toves wütende Miene gefasst … aber es war der
Bäcker, der auf der Schwelle erschien, vor dem Bauch einen großen Korb mit
duftenden Brötchen!
    Die Geschichte, die Mamma Carlotta einfiel, war nicht besonders
überzeugend, das wusste sie selbst, aber tatsächlich schien Herr Arfsten ihr zu
glauben, dass sie ihren Schlummertrunk bei Tove eingenommen hatte, dass ihr
dann schlecht geworden war und sie die Toilette aufsuchen musste und dass Tove
dann wohl vergessen hatte, dass sich noch ein Gast in seiner Imbiss-Stube
aufhielt, als er die Tür verriegelte und Carlotta Cappella damit einschloss.
    Herr Arfsten nickte zu allem, was er erzählt bekam, und nickte
sogar, als Mamma Carlotta ihn bat, nichts davon in Gegenwart ihres
Schwiegersohns zu wiederholen. Anscheinend war die Schwiegermutter des
Hauptkommissars für den Bäcker über jeden Zweifel erhaben. Und einer Frau aus
dieser Misere herauszuhelfen, die ihm als Einzige glaubte, dass sein Sohn
hochbegabt war, hielt er für seine Pflicht. Nein, von ihm würde kein Mensch
erfahren, dass die Schwiegermutter von Hauptkommissar Wolf die Nacht in der
übelsten Spelunke von Wenningstedt verbracht hatte.
    Â»Nur gut, dass ich den Schlüssel habe!«, sagte er. »Als die Türen
erneuert wurden, wollte Tove ihn mir eigentlich nicht mehr anvertrauen.« Bäcker
Arfsten lachte spöttisch. »Als gäbe es hier irgendwas, was mich in Versuchung
führen könnte! Aber ich habe gesagt: Ganz, wie du willst, Tove! Stell ich dir
die Brötchen eben vor die Tür! Dass er sie nicht mehr backofenwarm, sondern
gefroren bekam, war nicht mein Problem. Als er mir dann nicht glauben wollte,
dass der Wind zwanzig von den dreißig Brötchen über den Hochkamp geweht hatte,
habe ich gesagt: Such dir einen anderen Bäcker, Tove!«
    Herr Arfsten hatte an seiner schwarz-weiß karierten Bäckerhose
herumgezerrt, die unter seinem gewaltigen Bauch nur schwer Halt fand und immer
so aussah, als wollte sie ihm jeden Moment auf die Füße fallen.
    Â»Da hat er mir dann wieder einen Schlüssel ausgehändigt. Ist ja nur
gut, Signora, dass ich Sie befreien konnte!«
    Dieser Ansicht war Mamma Carlotta auch. Und damit sich an der
Loyalität des Bäckers nichts änderte, wollte sie die freundschaftlichen Bande
mindestens so lange pflegen, bis diese Sache in Vergessenheit geraten war.
    Die duftende Wärme, die sie empfing, tat ihr gut. Und dass sie nicht
nur auf den Bäcker traf, sondern auch auf Frau Kemmertöns, die gerade ein
Schwarzbrot in ihren Einkaufsbeutel steckte, gefiel ihr ebenfalls. »Buon
giorno!«
    Vergessen waren Yvonne Perrettes Verschwinden und die in Gefahr
geratene Modenschau! Jedenfalls so lange, bis sie sich ausgiebig über die Kälte
und den Wind beklagt hatte. Dann fiel ihr auf, dass Frau Kemmertöns und Herrn
Arfsten etwas auf der Seele lag. Der Bäcker beugte sich über die Theke, als
gäbe es eine weitere Person im Laden, die nichts von der Frage mitbekommen
sollte, die unbedingt aus ihm herauswollte, und Frau Kemmertöns trat nahe an
ihn heran, damit ihr nichts entging.
    Â»Stimmt es, dass das Gerippe, das in List gefunden wurde, Elske
Pedersen ist? Sie sitzen an der Quelle, Signora!«
    Â»Hier hat gerade jemand eingekauft«, ergänzte Frau Kemmertöns, »der
vorher bei Zweirad-Pedersen war.«
    Herr Arfsten warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. Anscheinend war er
der Meinung, dass in seinem eigenen Laden er derjenige sein musste, der über
die Kunden redete. »Der hat gesagt, Jannes hätte wie ein Stier rumgebrüllt. Es
solle niemand behaupten, er hätte seine Frau umgebracht. Wer das wagt, würde
ihn kennenlernen!«
    Â»Hat Ihr Schwiegersohn Ihnen etwas erzählt?«, fragte Frau
Kemmertöns. »Hat Jannes seine Frau auf dem Gewissen?«
    Mamma Carlotta dachte kurz darüber nach, ob

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