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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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sie zur Verschwiegenheit
verpflichtet war. Aber da Erik ihr nicht ausdrücklich untersagt hatte, über den
Fall zu sprechen, sah sie keinen Grund, die Fragen unbeantwortet zu lassen. So
erfuhren der Bäcker und die Nachbarin also aus erster Hand, dass es sich bei
dem Skelett in List tatsächlich um Elske Pedersen handelte, und waren
entsprechend beeindruckt. Auch die Frage nach dem Täter beantwortete Mamma
Carlotta mit großer Sicherheit. »Wer soll es sonst gewesen sein? Einem Mann,
der seine Frau schlägt, ist alles zuzutrauen!«
    Frau Kemmertöns schloss sich unverzüglich dieser Meinung an, der
Bäcker erinnerte jedoch an den Brief, den Elske Pedersen hinterlassen hatte.
    Â»Der war natürlich gefälscht!«, erklärte Mamma Carlotta.
    Dem Bäcker wurden bei der Konfrontation mit dieser Möglichkeit die
Bauchmuskeln schlaff, sodass er eilig zu seinem Hosenbund griff und alles
wieder zurechtrückte, was unterhalb seines Nabels in Unordnung zu geraten
drohte. »Das hat niemand gemerkt«, bestätigte Herr Arfsten aufgeregt, »weil
keiner den Brief kontrolliert hat.«
    Â»Jeder dachte ja, Elske Pedersen ist freiwillig verschwunden«, fügte
Frau Kemmertöns atemlos hinzu.
    Â»Und das wäre so geblieben«, bekräftigte der Bäcker, »wenn nicht
ausgerechnet dort gebaut würde, wo Jannes seine Frau verbuddelt hat.«
    Â»Und jetzt ist auch noch Yvonne Perrette verschwunden!«,
triumphierte Mamma Carlotta, der gerade eingefallen war, dass sie dem Bäcker
für seine Verschwiegenheit noch einiges schuldete und deshalb mit keiner
interessanten Neuigkeit hinter dem Berg halten sollte. Außerdem war sie auch
hier nicht um Diskretion gebeten worden. Warum auch? Hier handelte es sich
offensichtlich nicht um einen Fall, den Erik zu lösen hatte.
    Prompt wies Herr Arfsten auf einen der Stehtische, die hinter dem
Schaufenster der Bäckerei standen. »Ich gebe einen Kaffee aus. Ist ja gerade
nicht viel los.«
    Frau Kemmertöns war nicht weniger erfreut als Mamma Carlotta, das
typisch Friesische war angesichts der überwältigenden Neuigkeiten zu einem
großen Teil von ihr abgefallen. »Er hat also das Gleiche auch mit Elskes
Nachfolgerin gemacht?«, fragte sie aufgeregt.
    Aber Mamma Carlotta winkte zu Frau Kemmertöns’ größtem Bedauern ab.
»Nein, Yvonne ist abgehauen«, erklärte sie. »Sie hat alles Wichtige
mitgenommen, sagt Jannes Pedersen.«
    Â»Das ist kein Beweis«, meinte der Bäcker, während er den Kaffee
servierte. »Vielleicht hat Jannes alles verschwinden lassen, was jemand, der
abhaut, normalerweise mitnimmt. Damit niemand an Mord glaubt! So wie bei
Elske!«
    Mamma Carlotta starrte ihn mit offenem Mund an. Dann stieß sie
hervor: »Sie haben recht! So könnte es sein!«
    Â»Nun muss Ihr Schwiegersohn das nur noch beweisen«, sagte der
Bäcker. »Und ohne Leiche ist das schwer«, ergänzte er fachmännisch, denn er
gehörte zu denen, die sich gut auskannten in der Ermittlungsarbeit der Polizei.
Schließlich guckte er regelmäßig Tatort und Polizeiruf 110 !
    Erik und Sören sahen sich um. Jannes Pedersen hatte sie in
einen kleinen Raum geführt, der schon lange nicht mehr benutzt worden war.
»Meinetwegen gucken Sie sich alles an«, hatte er gesagt, selbst aber keinen
Schritt in den Raum gesetzt. »Das war früher Elskes Zimmer. Hier hat sie
rumgekleckst.« Mit einem hässlichen Grinsen hatte er auf die Staffelei gezeigt
und auf die Bilder, die an der Wand lehnten. »Das Geschäft hat sie ja nicht
interessiert. Sie fühlte sich zur Künstlerin berufen.« Er wies zu einem dunklen
Schrank. »Ihre Klamotten habe ich in die Kleidersammlung gegeben, alles andere
liegt da drin.«
    Â»Auch der Brief, den sie zurückgelassen hat?«
    Jannes Pedersen schüttelte den Kopf. »Der ist woanders.«
    Â»Dann holen Sie ihn bitte«, gab Erik zurück.
    Â»Meinetwegen«, sagte Pedersen und ließ die beiden Polizeibeamten
allein.
    Â»Komisch, dass er dieses Zimmer so gelassen hat, als lebte seine
Frau noch«, meinte Sören.
    Â»Stimmt.« Erik öffnete den Schrank und griff nach einem Fotoalbum.
»Warum er das wohl aufbewahrt? Nostalgie traue ich Jannes Pedersen nicht zu.«
    Â»Schuldgefühle aber auch nicht«, ergänzte Sören.
    Â»Was für Schuldgefühle?«
    Â»Ist ja möglich, dass er seine Frau

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