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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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einmal zu Pitlit um. »Komm herunter und öffne uns das hintere Fenster«, rief sie ihm zu.
    »Geht klar«, erwiderte der Straßenjunge. Im nächsten Augenblick weiteten sich seine Augen voller Entsetzen. »Carya, pass auf! Hinter dir!«
    Sie fuhr herum …
    … und stieß beinahe gegen den finsteren Koloss, der wie aus dem Nichts im Gassenausgang aufgetaucht war.
    Mit einem Aufschrei blieb sie stehen, doch die junge Mutantin prallte mit ihr zusammen und trieb sie in die Arme des gepanzerten Hünen. Eine schwere, metallene Hand schloss sich um Caryas linken Oberarm und machte jede Flucht unmöglich. »Haben wir dich endlich«, tönte eine blecherne Stimme aus dem Lautsprecher des Helms. Dann hob der Schwarze Templer die Faust.
    In ihrer Verzweiflung stach Carya mit dem Elektroschockstab nach dem Mann. Aber der Templersoldat war in seiner Panzerung zu gut geschützt. Er zuckte nicht einmal. Stattdessen schlug er Carya mit der Faust gegen die Schläfe.
    Von einem Augenblick zum anderen wurde es dunkel um sie.
    Jonan trat vor und feuerte mit seinem Sturmgewehr auf eine der schwarz gerüsteten Gestalten. Im nächsten Moment ging er wieder hinter der Hauswand in Deckung, als diese das Feuer erwiderten. Innerlich fluchte er. Wo kam die Garde des Tribunalpalasts auf einmal her? Er hätte nicht gedacht, dass der Lux Dei und seine Häscher ihnen so dicht auf den Fersen gewesen waren. Andererseits kam man auf einer Flucht zu Fuß auch nur so langsam voran, dass ein motorisierter Gegner einen binnen kürzester Zeit wieder eingeholt haben konnte – wenn er wusste, wo er zu suchen hatte.
    War das nun Pech, dass man uns hier entdeckt hat? , fragte er sich. Oder gibt es einige unter den Mutanten, die über das Auftauchen der Tochter des Himmels nicht ganz so glücklich gewesen sind?
    Letzten Endes war es einerlei. Die Templer waren hier, hatten sich im Schutze des Angriffs der Motorradgang über die Hügel von hinten an das Dorf angeschlichen. Jonan wunderte dieses Vorgehen kein bisschen. Die Mutanten galten als verbissene Kämpfer. Also schickte man besser erst einmal das Fußvolk vor. Und nachdem sich die Wilden und die Kriminellen gegenseitig kräftig dezimiert hatten, erfolgte der Zugriff.
    Carya! , erkannte er. Ich muss zurück zu unserem Haus und Carya warnen. Vermutlich bekam sie das Eintreffen dieser neuen Feinde erst in dem Augenblick mit, wenn diese durch die Haustür brachen. Und dann war es zu spät für jeden Fluchtversuch.
    Er feuerte eine letzte Salve auf seine Gegner, bevor er den Rückzug antrat. Sein Magazin war mittlerweile ohnehin praktisch leer. Und es war schon das Ersatzmagazin! Demnächst musste er mit seinem Messer und bloßen Fäusten weiterkämpfen, denn der Rest ihrer spärlichen Munitionsvorräte lag in seinem Zimmer. Wie hätte er auch ahnen können, dass er statt gegen Gangmitglieder plötzlich gegen gepanzerte Soldaten würde kämpfen müssen?
    Geduckt rannte er quer durch das Dorf. An mehreren Stellen brannten die Palisade und die Häuser, und es sah aus, als sei ein Wirbelsturm durch die Straßen gefegt, der alles umgestoßen oder zerstört hatte, was ihm in den Weg kam. Es wurde auch noch immer gekämpft, aber Jonan hatte den Eindruck, dass die Begeisterung der Motorradgang nachgelassen hatte. Er passierte gleich mehrere der in Leder gekleideten, tätowierten Männer, die reglos mit ihren Maschinen auf der Straße lagen. Die meisten Toten, an denen Jonan vorbeilief, waren aber Mutanten – Männer, Frauen und sogar Kinder.
    Er presste die Lippen zusammen. Was für ein Gemetzel. All diese Unschuldigen waren nur deshalb gestorben, weil sie Carya, Pitlit und ihn freundlich aufgenommen hatten – dessen war er sich spätestens seit dem Auftauchen der Tribunalpalastgarde gewiss. Hätte er geahnt, dass so etwas passieren könnte, wäre er so schnell wie möglich weitergezogen. Hier draußen in der Wildnis, abseits der Handelsstraße, hatten sie sich wirklich einen Moment lang sicher gefühlt. Sie hatten geglaubt, dass man sie nicht finden würde. In der Wildnis trieb sich normalerweise kein Mensch herum. Normalerweise …
    Ein Wimmern riss Jonan aus seinen Gedanken. Es klang wie der Laut eines Kindes und drang unter einem umgestürzten Karren hervor. Einen beschämenden Moment lang war er versucht, daran vorbeizurennen, denn die Sorge um Carya und Pitlit trieb ihn an. Gleich darauf schüttelte er, entsetzt über sich selbst, den Kopf. An dem Tag, an dem er ein Kind verletzt am Straßenrand liegen

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