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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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Gang. Aber anscheinend befinden sie sich schon wieder auf dem Rückzug.«
    »Es sieht mir allerdings nicht nach einem Sieg für das Dorf aus«, wandte Jonan ein.
    »Ist es auch nicht. Ich fürchte, die Hälfte des Stammes ist tot oder schwer verletzt. Viele andere sind in die Wildnis geflohen, wohin die Männer auf ihren Motorrädern ihnen nicht folgen können. Ein paar kämpfen noch, aber im Grunde ist es vorbei. Der Widerstand des Dorfes ist gebrochen.«
    Diese Worte erinnerten Jonan daran, dass ihm die Zeit davonlief. »Nessuno, tun Sie mir einen Gefallen und nehmen Sie mir dieses Mädchen ab. Ich wollte es nach Hause bringen, dort drüben, aber ich muss nach Carya schauen. Die Gang oder vielmehr die Schwarzen Templer sind wegen ihr hier. Ich muss wissen, ob sie in Sicherheit ist oder meine Hilfe braucht.« Dass er selbst auf der Abschussliste der Inquisition ebenfalls ganz oben stand, verschwieg er. Er hatte keine Zeit für irgendwelche Diskussionen oder Schuldzuweisungen.
    Nessuno nickte wortlos und nahm ihm das Mädchen ab. Dem Doktor schien das Kind deutlich mehr zu vertrauen als Jonan, denn es schmiegte sich gleich an sein besudeltes Hemd. »Viel Glück«, wünschte Nessuno Jonan.
    »Ihnen auch«, erwiderte dieser.
    Jonan eilte weiter auf den Dorfplatz zu, den einzigen Ort, an dem noch wirklich Krach zu hören war, vor allem der Lärm von Motorrädern und das Stampfen von Templerrüstungen. Das war überhaupt nicht gut. Am Dorfplatz lag auch das Haus, in dem Carya sich versteckte.
    Als wäre das noch nicht genug, vernahm Jonan auf einmal ein trockenes Knattern aus der Luft über sich. Erschrocken duckte er sich hinter einen schwelenden Strauch und richtete den Blick zum Himmel. »Das kann doch nicht sein«, flüsterte er fassungslos.
    Ein grauer Körper schwebte über ihm wie ein riesiges, exotisches Insekt. Er maß mehr als zwei Dutzend Meter in der Länge und wies zwei rasend schnell wirbelnde und dennoch kaum hörbare Rotoren auf, die ihn in der Luft hielten. Jonan hatte gewusst, dass die Templer über dieses fliegende Ungetüm verfügten – einen Phantom -Hubschrauber, wie ihn die Kameraden nannten – , aber er hatte ihn noch niemals gesehen, geschweige denn im Feld erlebt. Er wusste nur eins über das Gefährt: Es verbrauchte Unmengen an Treibstoff, weswegen es nur zum Einsatz kam, wenn es um etwas wirklich Wichtiges ging.
    Das erklärte, woher die Schwarzen Templer auf einmal gekommen waren. Mit Rüstungen wie diesen marschierte man nicht von Arcadion bis hierher zu Fuß, und die schmalen Wege machten eine Anfahrt mit einem Lastwagen unmöglich. Doch der Aufwand, den der Lux Dei betrieb, um Carya und seiner habhaft zu werden, überstieg in Jonans Augen mittlerweile jedes Maß.
    Über dem Dorfplatz ging der Phantom in den Sinkflug, bis er aus Jonans Sicht verschwand. Das Brausen seiner Rotoren war jedoch noch immer zu hören, wenn auch deutlich leiser, als es bei solch einer riesigen Maschine eigentlich hätte der Fall sein dürfen. Welche Technik auch immer dahintersteckte, sie stammte zweifelsohne aus der Zeit vor dem Sternenfall.
    Sternenfall-Technologie! In diesem Moment fiel es Jonan wie Schuppen von den Augen. Bei dem Angriff ging es nicht nur um Carya und ihn, zwei Störenfriede, die Angehörige der Inquisition und der Tribunalpalastgarde angegriffen hatten. Die Schwarzen Templer waren hier, weil sie irgendwie von der Kapsel erfahren hatten, einem Fluggerät, das technisch, soweit Jonan das beurteilen konnte, noch weit über die Templer-Kampfanzüge oder diesen Hubschrauber hinausging. Aidalon muss das Wissen um die Kapsel aus Caryas Eltern herausgepresst haben , ging es Jonan durch den Sinn. Ein unerwarteter, aber höchst erfreulicher Fund für den Großinquisitor.
    Jonan rappelte sich wieder auf und schlich, so schnell es ging, bis zum Dorfplatz weiter. Das Bild dort präsentierte sich ihm so, wie er es befürchtet hatte. In der Mitte stand der Phantom mit laufenden Rotoren, die eine Wolke aus Staub aufwirbelten. Drumherum hatten sich die Schwarzen Templer postiert. Die verbliebenen Gangmitglieder bildeten mit ihren Motorrädern einen johlenden Außenkreis, wobei Jonan das Gefühl hatte, dass ihnen bei so viel Militärpräsenz doch unter den abgewetzten Lederjacken und Westen auch recht mulmig zumute war.
    Zwei der Templersoldaten hatten das Tor des Tempels aufgerissen, und mehrere schwarz gekleidete Männer, die offenbar mit dem Hubschrauber eingetroffen waren, machten sich an den

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