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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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ließ, würde er kein bisschen besser mehr sein als diese Unmenschen auf ihren rostigen Motorrädern.
    Er lief zu dem Karren hinüber und umrundete ihn. Dahinter fand er ein kleines Mädchen von vielleicht vier Jahren vor. Das linke Bein des Kindes klemmte unter dem hölzernen Gefährt fest. Vermutlich hatte es sich hinter dem Karren versteckt, der dann im Vorbeifahren von einem Gangmitglied mit ungerichteter Zerstörungsfreude umgetreten worden war.
    »Warte«, sagte Jonan, legte sein Gewehr zu Boden und kniete sich hin. »Ich helfe dir.«
    Das Mädchen sagte nichts, sondern blickte ihn nur aus geröteten Augen an und gab wieder dieses wimmernde Geräusch von sich, in dem Schmerz und Angst gleichermaßen mitschwangen.
    »Ganz ruhig. Alles wird gut.« Jonan packte mit beiden Händen zu, und mit einem kraftvollen Ruck hob er den Karren an und stellte ihn wieder auf.
    Kaum, dass es befreit worden war, versuchte das Mädchen aufzuspringen und fortzulaufen, doch das zuvor eingeklemmte Bein, das verschrammt war und unter dem Knie aus einer offenen Wunde blutete, vermochte es nicht zu tragen, und es fiel wieder hin.
    »Lauf nicht weg«, bat Jonan. »Bitte, lass mich dir helfen.« Er breitete einladend die Arme aus. »Ich trage dich nach Hause, hm? Wo wohnst du?«
    Das Mädchen zögerte einen Augenblick, bevor es den Mut fand, zu Jonan zu kriechen und sich von ihm hochheben zu lassen. Es war furchtbar leicht. Ein Leben im Überfluss führten die Mutanten wahrlich nicht. Wortlos deutete das Mädchen auf ein Gebäude am Ende der Straße.
    »Dort vorne, das Haus mit dem schwarzen Schindeldach?«, vergewisserte sich Jonan.
    Seine Begleiterin nickte.
    »In Ordnung. Halt dich gut fest.« Er schob das Kind auf seinen linken Arm, und es schlang die Arme um seinen Hals. Dann nahm er mit der Rechten sein Sturmgewehr wieder auf und erhob sich. Das Gewehr mit einer Hand treffsicher abzufeuern war ohne die Templerrüstung mit ihren Kraftverstärkerservos praktisch unmöglich. Aber er vermochte immerhin in die ungefähre Richtung eines Gegners zu schießen, sollte sich einer zeigen.
    So schnell er sich mit der zusätzlichen Last des Mädchens bewegen konnte, eilte Jonan die Straße hinunter. Er huschte von Hauseingang zu Hauseingang, nahm jede Deckung, die sich ihm bot. Dabei betete er, keinem Feind zu begegnen, denn mit dem Kind am Hals fühlte er sich schrecklich unbeweglich. Glücklicherweise gaben sich weder die Mitglieder der Motorradgang noch die Templertruppen irgendeine Mühe, leise zu sein, sodass es ihm beim Anschwellen von Motorenlärm rechtzeitig gelang, sich hinter eine halbhohe Gartenmauer zu ducken, bevor die zwei Maschinen mit ihren Besitzern auftauchten.
    Doch Jonan fragte sich, ob so viel Mühe überhaupt nötig gewesen wäre. Beide Männer sahen vom Kampf mitgenommen aus und traten das Gaspedal ihrer Motorräder durch, um ihre Maschinen Richtung Dorfausgang zu beschleunigen. Offenbar waren die Angreifer im Rückzug begriffen – zumindest diese.
    Plötzlich bemerkte Jonan eine Bewegung neben sich und schrak zusammen. Er riss den Lauf seines Sturmgewehrs herum. Aber im nächsten Moment entspannte er sich wieder, als er sah, dass es sich um Nessuno handelte, den Arzt. Er sah ziemlich zerzaust aus, und seine Kleidung war voller Blut, das allerdings nicht sein eigenes zu sein schien, sondern von den Patienten stammte, die er offenbar inmitten der Kämpfe in den Gassen und Straßen behandelt hatte.
    »Nessuno! Kommen Sie zufällig vom Dorfplatz?«
    Der Arzt nickte. »Da war ich auch, ja.«
    »Haben Sie Carya oder Pitlit gesehen?«
    »Nein, bedaure. Ich bin auch nur vorbeigelaufen. Ich habe überall versucht zu helfen. Viel war mir leider nicht möglich. Diese Bestien!« Wen er damit meinte, war klar.
    »Gab es solche Angriffe schon früher?«, wollte Jonan wissen.
    »Noch nie«, erwiderte der Arzt. »Bislang haben sich die Motorradgangs immer ferngehalten. Sie bleiben auf den Asphaltstraßen, wo sie die Vorteile ihrer Maschinen ausspielen können. Der Wildnis trauen sie nicht, und die Stämme haben sich auch stets darum bemüht, das Gefühl von Gefahr abseits der Wege aufrechtzuerhalten, um ihre Ruhe vor Räubern zu haben.«
    »Also wurden die hier mit etwas gekauft, das ihnen wichtiger war als ihre Sicherheit«, schloss Jonan. Er nahm an, dass der Templerorden ihnen Waffen geboten hatte.
    »Vielleicht wurden sogar zwei oder drei Gruppen gekauft«, sagte Nessuno. »Es sind viel zu viele Angreifer für eine gewöhnliche

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