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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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Hundewelpen, den sie noch immer an die Brust gepresst bei sich trug, auf den Boden und gab ihm einen s anften Schubs. »Lauf weg«, bat sie.
    »Ja, hau ab, Töle«, tönte der Lederjackenträger und trat nach dem Tier. Winselnd flüchtete es die Gasse hinunter. »Und jetzt zu uns, Hübsche.« Er hob seinen Revolver und wedelte damit in der Luft herum. »Du hast die Wahl: Spiel mit oder du bist tot.«
    Auf dem Dach spürte Carya, wie sie ein Schauder durchlief. Es war wie in der Gasse hinter ihrem Elternhaus, als die zwei Templer sie in die Zange genommen hatten. Nur diesmal ist keiner der beiden Männer auf der Seite der jungen Frau. Sie werden sie schänden und danach umbringen. Es ist niemand da, um ihr zu helfen … außer mir.
    Am anderen Dorfende explodierte irgendetwas. Das charakteristische Hämmern eines Templer-Sturmgewehrs war zu hören. Carya achtete nicht darauf.
    Stattdessen begann ihr Bewusstsein auf einmal ohne ihr Zutun Entfernungen auszumessen, Aktionen und Reaktionen zu berechnen. Ihr Blick fiel auf die gegenüberliegende Hauswand, die aufgespannte Stoffplane und den Heukarren darunter.
    »Nein! Bitte nicht!«, rief die junge Frau, als der erste Mann von seinem Motorrad stieg und seelenruhig am Gürtel seiner Hose zu nesteln begann, während der zweite seinen Revolver auf sie richtete.
    Pitlit fluchte leise. »Wir müssen was tun«, zischte er Carya zu.
    »Ich weiß«, erwiderte sie. Sie warf einen letzten Blick in die Gasse – Hauswand, Stoffplane, Heukarren – , danach erhob sie sich, schlug den Saum ihres Wollkleides um und klemmte ihn am Gürtel fest, um mehr Beinfreiheit zu haben. »Gib mir den Elektroschockstab, Pitlit.«
    »Was hast du vor?«, fragte der Straßenjunge verwirrt, während er gehorchte.
    »Ich werde ihr helfen.«
    Carya nahm einige Schritte Anlauf. Ich bin verrückt , fuhr es ihr durch den Sinn. Aber ich kann es schaffen. Ich kann es. Sie ließ den Schockstab testweise aufblitzen.
    Dann rannte sie los.
    Ohne zu verlangsamen stürmte sie auf die niedrige Balustrade zu, sprang mit einem Satz darauf und stieß sich kraftvoll davon ab. Sie flog über die Gasse hinweg, prallte gegen die gegenüberliegende Hausmauer und rutschte zu der darunter aufgespannten Plane hinab. Wie sie es vorausgesehen hatte, riss die Plane, nahm dabei aber ihrem Sturz einiges an Wucht, ebenso wie der kleine Eselskarren voller Heu, der darunter stand und auf dem sie landete.
    Sie kam etwas ungeschickt auf, und die einseitige Belastung ließ den Karren nach hinten umkippen. Mit einer Reaktionsschnelle, die weit über das hinausging, was sie bei den Leibesertüchtigungen der Templerjugend gelernt hatte, nahm sie den Schwung auf und rollte sich über den staubigen Gassenboden ab. Im nächsten Moment befand sie sich direkt neben dem ersten Mann. Noch im Liegen stieß sie den Elektroschockstab in die Höhe und rammte ihm die bläulich knisternde Spitze in den nackten Bauch. Er brüllte auf und fiel unter Zuckungen zu Boden.
    Der zweite Mann schubste die junge Frau grob gegen die Hauswand und aus dem Weg, um den Revolver auf Carya zu richten. Doch die war bereits heran, packte seinen Arm und zwang ihn nach oben. Der Schuss knallte ohrenbetäubend laut neben ihrem Kopf, aber die Kugel sauste harmlos über sie hinweg. Den Bruchteil einer Sekunde später lag der Elektroschockstab an der Kehle des Mannes, knisterte erneut, und er brach gurgelnd zusammen.
    Das alles hatte keine zehn Sekunden gedauert.
    Hektisch und mit weit aufgerissenen Augen blickte Carya sich um. Ihr Atem ging flach und stoßweise, ihr Herz raste. Aber es war kein weiterer Gegner zu sehen.
    »Heilige Scheiße!«, schrie Pitlit von der Dachkante aus. »Was war das denn?«
    Carya blinzelte und ließ den Schockstab fallen. Es kam ihr vor, als erwache sie aus einem Traum. »Ich … ich weiß es nicht«, gestand sie. Rasch kam sie auf die Beine, wobei sie das Gesicht verzog, als ein stechender Schmerz durch ihren linken Knöchel fuhr. Ganz ohne Blessuren hatte sie diesen tolldreisten Akt wohl doch nicht überstanden. »Schnell«, sagte sie zu der jungen Frau. »Komm mit. Wir müssen uns verstecken.«
    Diese nickte wie betäubt. Fassungslos starrte sie auf die beiden bezwungenen Angreifer. »Tochter des Himmels«, murmelte sie ehrfürchtig.
    »Ja. Später«, sagte Carya unwillig. Sie nahm die junge Frau bei der Hand, hob den Schockstab auf und hastete mit ihr die Gasse hinunter. Kurz bevor sie das Gassenende erreicht hatten, drehte sich Carya noch

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