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Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Titel: Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Gutgläubigkeit. Offenbar weigern Sie sich einfach, die Menschennatur zur Kenntnis zu nehmen, wie sie ist.« Sein Gesicht verfinsterte sich. »Natürlich steckt Wetron dahinter, Sie Einfaltspinsel«, sagte er aufgebracht. »Er hat den vertrauensseligen Idealisten Magnus Landsborough dazu veranlasst, die erste Sprengladung hochgehen zu lassen, und der Gruppe versichert, dass niemand dabei verletzt würde. Idiotische junge Anarchisten, die keine Ahnung von dem haben, was sie tun, außer dass sie damit gegen die Korruption protestieren, lassen sich leicht zu so etwas hinreißen. Dass der Staatsschutz einige von ihnen gefasst hat, entsprach zweifellos Wetrons Plan. Danach konnte es richtig losgehen.
Beim zweiten Mal sieht die Sache ähnlich aus, ist aber weit folgenreicher. Natürlich nimmt alle Welt an, dass es sich dabei um eine Steigerung des ersten Vorfalls handelt, und sucht die Schuld bei denselben Leuten. Was kommt als Nächstes? Alle haben Angst, und Denoon schürt sie eifrig. Falls Wetron wirklich nicht dahinter stehen sollte, wäre er der unfähigste Mensch auf Gottes Erdboden und zugleich der größte Glückspilz, den man sich denken kann. Was meinen Sie, Pitt? Was sagt Ihre polizeilich geschulte Intelligenz dazu, Ihr im Dienst des Staatsschutzes trainiertes Gehirn?«
    »Ich denke, Sie haben Recht«, gab Pitt zur Antwort, »aber solange wir eine Verbindung zu Wetron nachweisen können, die ausreicht, ihm das Handwerk zu legen, ist eigentlich unerheblich, wie groß sein eigener Anteil ist und inwieweit er andere benutzt hat.«
    »Gott sei Dank. Endlich gehen Sie pragmatisch an die Sache heran. Und wie sollen wir Ihrer Ansicht nach vorgehen?« Voisey zögerte kaum merklich. »Natürlich haben wir mit Tellman jemanden im Inneren von Wetrons Machtapparat.«
    Pitt sah auf Voiseys Gesicht sowohl die Erwartung, er werde sagen, dass er das nicht tun könne, wie auch dessen Bereitschaft, ihn dafür zutiefst zu verachten. Der Mann hatte ihn in jeder Beziehung in der Hand, und das Bewusstsein seiner Macht leuchtete ihm aus den Augen.
    Pitt bemühte sich, eine andere, ebenso gute Lösung zu finden, die ihm einen Ausweg gestattete. Doch es gab keine.
    »Ich werde Tellman bitten festzustellen, ob sich der Weg des Geldes zu Wetron zurückverfolgen lässt«, sagte er zögernd.
    »Geld!«, schnaubte Voisey verächtlich. »Dass er Gelder erpresst, wissen wir. Ohnehin wird es Ihnen nicht gelingen, die Spur weiter zu verfolgen als bis zu Simbister. Wir müssen wissen, woher das Dynamit kommt, müssen die Verbindungen kennen, die nicht nur beweisen, dass Wetron in die Sache verwickelt ist, sondern auch gewusst hat, wozu das Dynamit dienen sollte.«
    »Zuerst das Geld«, sagte Pitt geduldig. »Wir verfolgen die Spur
bis zu Wetron und kümmern uns dann um die Frage, wer das Dynamit gekauft hat. Sofern sich eine Verbindung zu Simbister herstellen lässt, genügt das völlig, solange wir die Beziehung zwischen Simbister und Wetron nachweisen können. Ich kann nachweisen, dass das Geld bei einem Mann gelandet ist, der als Simbisters rechte Hand fungiert.«
    »Tatsächlich?« Voiseys Augenbrauen hoben sich. »Davon haben Sie mir noch nichts gesagt.«
    »Das ist auch eine ganz neue Erkenntnis. Gerade als ich dabei war, darüber etwas herauszufinden, ist die Sprengladung in der Scarborough Street hochgegangen. Ich war nur wenige hundert Meter davon entfernt.«
    Voisey erstarrte. »Sie waren an Ort und Stelle und haben es miterlebt?« Er sah Pitt aufmerksam an und erkannte die Abschürfungen in seinem Gesicht und die Stellen, an denen seine Haare versengt waren. »Ja, Sie waren da«, sagte er mit widerwilligem Respekt. »Ich war der Ansicht, man habe Sie erst später hinzugezogen.«
    »Ich habe die halbe Nacht lang versucht, Verletzte und Obdachlose aus der Gefahrenzone zu bringen«, sagte Pitt, bemüht, sich nicht von der Erinnerung überwältigen zu lassen. » Vermutlich sucht man immer noch nach Toten. Glauben Sie mir, Ihre Wut auf Wetron ist nicht größer als meine.«
    Voisey stieß die Luft ganz langsam aus. »Vermutlich nicht. Wenn es etwas gibt, was Ihrer äußerst strapazierfähigen Duldsamkeit ein Ende bereitet, dann ein solcher Vorfall. Gut. Weisen Sie die Verbindung zwischen Wetron und dem Dynamit nach, damit er an den Galgen kommt!« Er sprach das Wort ›Galgen‹ mit leidenschaftlicher Tücke aus. Pitt wusste, dass er dabei mehr an die Mitglieder des Inneren Kreises dachte als an die Opfer in der Scarborough Street.
    »Das

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