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Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Titel: Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sind auf der falschen Fährte!«, fuhr ihn Tellman an. »Das Material, das Sie an sich bringen sollen, befindet sich im Haus eines korrupten Polizeibeamten. Es handelt sich um Beweise für ein Verbrechen, mit denen er jemanden erpresst. Zumindest vermute ich das.«
    »Tatsächlich?« Pricey zweifelte. »Das is ja schlimmer wie Wucher. Ich würd sag’n, ’ne richtiggehende Schweinerei.«
    »Das denke ich auch«, gab ihm Tellman Recht. Er hoffte, dass Priceys Entrüstung dazu beitragen würde, ihn für sein Vorhaben zu gewinnen. »Wenn meine Vermutung stimmt, besteht ein Zusammenhang mit den Sprengstoffanschlägen in der Myrdle Street und der Scarborough Street.«
    Pricey pfiff gedehnt durch die Zähne und fluchte ausführlich, wobei er jede einzelne Silbe betonte. »Das kost’ Se trotzdem was!«, fügte er hinzu.
    »Warten Sie heute Abend um sieben im Dog and Duck auf mich, ganz gleich, wie lange es dauert«, sagte Tellman. »Bis dahin habe ich alle Angaben, die Sie brauchen. Den Hausbesitzer werde ich anderweitig beschäftigen.«
    »Wozu das? Mich hat noch keiner gekriegt, jedenfalls hat man noch nie was beweisen könn’n, Mr Tellman! Das wiss’n Se doch!« Mit breitem Lächeln fügte er hinzu: »Dabei ham Se sich wirklich große Mühe gegeb’n.«
    » Dog and Duck , um sieben«, wiederholte Tellman und stand auf. Es war schon ziemlich spät und Zeit, den Dienst anzutreten.

    Für Tellman war es einer der schlimmsten Tage seiner über zwanzigjährigen Laufbahn bei der Polizei. Den ganzen Vormittag hindurch überlegte er fieberhaft, unter welchem Vorwand, und sei er noch so weit hergeholt, er Wetron an jenem Abend von dessen Hause fern halten könnte.
    Doch zuvor musste er Wetrons Büro durchsuchen und feststellen, ob sich das Beweismaterial dort befand, denn dann wäre Priceys Eingreifen überflüssig.
    Das Glück war ihm insofern hold, als Wetron über Mittag ausging
und er zufällig hörte, wie er sagte, dass mit seiner Rückkehr nicht vor Ablauf von zwei Stunden zu rechnen sei. Wie es aussah, hatte er sich mit einem Unterhausabgeordneten verabredet, der seine Meinung zum Gesetzentwurf über die Bewaffnung der Polizei hören wollte.
    Sobald Wetron fort war, legte sich Tellman für den Fall, dass ihn jemand fragte, was er in dessen Dienstzimmer trieb, eine Geschichte zurecht. Dann ging er hinein und begann seine Suche. Sollte ihn jemand ansprechen, wollte er auf den Falschgeldfall und die Verbindung verweisen, die vermutlich zwischen Taschen-Jones und dem Anschlag in der Scarborough Street bestand. Man erwartete von der Polizei, dass sie sich darum kümmerte, da der Staatsschutz der Aufgabe augenscheinlich nicht gewachsen war. Letzten Endes fragte nur einer ihn und quittierte seine Erklärung mit breitem verständnisinnigen Lächeln.
    »Jemand muss die Burschen schnappen!«, sagte er. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Wenn ich nur wüsste, was ich suche«, sagte Tellman, dessen Herz laut klopfte. »Ich hoffe, dass ich es erkenne, wenn ich es finde.«
    »Haben Sie denn eine Vorstellung?«, fragte der Mann, der unter dem Bild der Königin im Türrahmen von Wetrons tadellos aufgeräumtem Zimmer stand und ihm neugierig zusah.
    »Nicht die blasseste Ahnung«, sagte Tellman mehr oder weniger aufrichtig. »Aber falls ich mich irre, komme ich in Teufels Küche. Lassen Sie mich also besser weitermachen, bevor der Chef zurück ist.«
    »Schon gut.« Der Mann verschwand; er wollte kein unnötiges Risiko eingehen.
    Tellman durchsuchte unter nach wie vor heftigem Herzklopfen weiter die Papiere.
    Zehn Minuten später hielt er ein Blatt in Händen und las es mit zitternden Fingern. Erst nachdem er es ein zweites Mal gründlich gelesen hatte, war er seiner Sache sicher. Es handelte sich um einen mittelbaren Hinweis auf ein Verbrechen, das etwa
drei Jahre zurücklag. Angegeben war die Adresse einer Pension nahe der Marylebone Road. Jetzt hatte er Anhaltspunkte, die er an Pricey weitergeben konnte. Auf dem Blatt war vermerkt, der Fall ruhe und ohne Wetrons ausdrückliche Anweisung dürfe nichts in der Sache unternommen werden. Etwas genau in dieser Art hatte er gesucht, und Wetron hatte es an einer Stelle liegen lassen, wo man es finden konnte, nicht zu einfach, sondern so, dass es eine Weile dauerte und man nicht auf den Gedanken kam, es könne sich dabei um eine bewusst gelegte Fährte handeln. Das eigentliche Beweisstück würde sich in Wetrons Haus befinden, ganz wie von Pitt vermutet.
    Als Nächstes musste er auf eine

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