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Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Titel: Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Kerl aus seinem Versteck.«
    »Gas, Sir«, sagte Tellman und gab sich große Mühe, seine Stimme ängstlich klingen zu lassen. »Wenn es wirklich eine Explosion gibt …« Er ließ den entsetzlichen Gedanken ungesagt.
    »Wenn es eine Explosion gibt, genügt das Gas, das sich in den Leitungen befindet, um uns alle in die Luft zu jagen«, gab Wetron zurück. »Gehen Sie rein, und suchen Sie den Kerl, bevor er eine Lunte anzünden kann.«
    Die nächsten beiden Stunden gehörten zu den besten und zugleich schlimmsten, die Tellman je durchlebt hatte. Nach und nach tauchten alle Dienstboten und natürlich auch Edward und Enid Denoon auf. Ihr Sohn Piers kam ebenfalls schlaftrunken aus seinem Zimmer, verwirrt und offensichtlich alles andere als nüchtern. Er schien nichts zu verstehen, als Wetron ihnen mitteilte, jemand sei ins Haus eingedrungen, um dort eine Sprengladung zu legen.
    Alle hatten Angst. Einige der jungen Dienstmädchen brachen in Tränen aus, die Köchin war außer sich, und sogar die männlichen Dienstboten waren sichtlich beunruhigt. Der Butler war so zittrig, dass er eine Blumenvase umwarf. Als das Porzellan am Boden zerschellte, klang das wie ein Schuss. Das allem Anschein nach erst zwölf-oder dreizehnjährige Mädchen, dessen Aufgabe es war, sowohl der Köchin als auch dem Stubenmädchen zu helfen, schrie vor Entsetzen laut auf.
    Weder fand man einen Eindringling noch einen Sprengsatz welcher Art auch immer. Um drei Uhr nachts zog sich Wetron, dem die Sache entsetzlich peinlich war, weiß vor Wut und vollständig geschlagen aus dem Hause zurück und gab Tellman und dem Beamten in Zivil den Auftrag, noch eine Weile Wache davor zu stehen. Als er in die Droschke stieg, begann es zu regnen, und er sah voll Befriedigung, wie die beiden vor Kälte und Erschöpfung zitterten.
    Es war schon fast heller Tag, als Tellman schließlich das Haus
erreichte, in dem er wohnte. Er war so durchgefroren, dass er weder Hände noch Füße spürte. Der Nieselregen hatte die Gehwege rutschig werden lassen, und die Rinnsteine glänzten nass und schwarz. Pricey wartete schon auf ihn, wie es aussah, hochzufrieden. Offensichtlich fror er nicht. Lediglich seine Schultern und sein Hut waren etwas feucht.
    »Sie sehen nicht besonders glücklich aus, Mr Tellman«, sagte er, den Blick auf dessen mürrisches Gesicht gerichtet. »Ham Se kein’n gefasst?«
    »Ich habe dafür gesorgt, dass man Sie nicht fasst«, sagte Tellman scharf. »Haben Sie etwas gefunden?«
    »Aber ja.« Pricey rieb sich die Hände. »’n sehr wertvolles Beweisstück. Schönes Haus, aber für mein’n Geschmack zu neu. Ich hab’s lieber ’n bisschen älter, was, wo ’ne Geschichte dranhängt.«
    »Was haben Sie gefunden?«
    »’n Geständnis, Mr Tellman. Da hat einer ’ne junge Frau vergewaltigt. Keine aus guter Familie, aber auch keine Schlampe. Is wohl alles ’n bisschen schief gelauf’n. Alle Zeug’n ham dasselbe gesagt. Hätte ’nen üblen Skandal gegeb’n. Aber keiner hat was gemacht. Is vertuscht word’n.«
    »Von wem?«
    »Wenn Se wiss’n woll’n, wer das war un wer davon weiß un es für sich behalt’n hat, kost Se das, Mr Tellman.«
    »Kommen Sie mit«, sagte Tellman und wandte sich der Haustür zu. In seinem Zimmer trat er an die Schublade, in der er sämtliche Ersparnisse aufbewahrte. »Hier, Pricey.« Er hielt ihm zehn Goldmünzen hin. Es brach ihm das Herz, das Geld auf diese Weise auszugeben, aber ihm blieb nichts anderes übrig. Falls das Material, das Pricey gefunden hatte, Wetron unschädlich machen konnte, war das Opfer nicht zu groß. »Jetzt lassen Sie es mich aber sehen.«
    »Zehn Pfund, was?« Pricey warf einen begeisterten Blick auf die Münzen. »Is das etwa Ihr eig’nes Geld, Mr Tellman? Dann müss’n Se ja dringend dahinter her sein.«
    »Sie werden eines Tages einen Freund brauchen können, Pricey, und wenn es nur darum geht, dass ich Sie nicht festnehme, wenn ich ziemlich genau weiß, wer hinter einer bestimmten Sache steckt. Ich kann Ihnen versprechen, dass Ihnen mein Wohlwollen mehr nützt als meine Feindschaft.«
    »Woll’n Se mir etwa droh’n, Mr Tellman?«, fragte Pricey empört.
    »Für Spielchen ist die Angelegenheit zu wichtig«, sagte Tellman mit Nachdruck. »Wir können das so oder so handhaben. Also, Pricey, Freundschaft oder Feindschaft?«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Zehn Pfund sauberes Geld sin’ besser wie zwanzig, an den’ Dreck hängt. Hier.« Er gab ihm die Papiere. »Wem gehört das Haus

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