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Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Titel: Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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zögerte.
    »Wir müssen ihn unbedingt fassen!«, sagte Tellman eindringlich. »Falls er da eine Bombe gelegt hat, müssen wir wissen, wo sie ist.«
    »Das sagt er uns bestimmt nicht.«
    »Natürlich tut er das – wenn wir ihn mit ins Haus nehmen!«, drängte Tellman. »Los jetzt!« Er gab dem Mann einen leichten Stoß. Auf dessen Gesicht blitzte mit einem Mal Verstehen auf, und er rannte den Gehweg entlang ans andere Ende von Denoons Haus.
    Tellman erreichte Wetron, als dieser die Stufen zum Lieferanteneingang hinabeilte, und folgte ihm.
    »Hier ist niemand«, sagte Wetron enttäuscht. »Er muss schon drin sein und die Tür hinter sich zugemacht haben. Wir waren zu langsam.«
    Unmöglich konnte Pitt in der kurzen Zeit das Schloss mit einem Nachschlüssel geöffnet haben. Also war er mit Sicherheit nicht im Haus, sondern um das Haus herumgelaufen.
    »Dann fassen wir ihn drinnen«, sagte Tellman. »Er kann die Bombe noch nicht gelegt haben; wir würden ihn also auf frischer Tat erwischen. Ein besseres Argument für das Gesetz kann es gar nicht geben. Die Sache ist noch schlimmer als der Anschlag in der Scarborough Street.«
    Auf Wetrons Gesicht war Vorfreude zu erkennen, doch dann wirkte es wieder angespannt. Sie standen weniger als einen Meter voneinander entfernt. Das Licht der Straßenlaterne spiegelte sich in den Scheiben der Spülküche. Tellman, der am ganzen Leibe zitterte, musste heftig schlucken. Hatte Wetron ihn durchschaut? Ließ er womöglich gerade jetzt in seinem eigenen Haus Pricey festnehmen?
    Hatte er Tellman erlaubt, an dieser Aktion teilzunehmen, um ihn in Sicherheit zu wiegen?
    »Wollen Sie von hier aus hinein oder durch die Haustür?«, fragte er mit belegter Stimme.
    »Durch die Haustür«, sagte Wetron. »Es würde die ganze Nacht dauern, bis uns hier jemand hört.« Mit diesen Worten schob er Tellman der Treppe zum Gehweg entgegen und stieg sie empor, wobei er in den dunklen Schatten fast über eine Stufe gestolpert wäre.
    Der Kollege befand sich am anderen Ende des Hauses und war fast nicht zu sehen. Für den Fall, dass Pitt dort auftauchte, war es möglich, dass er ihn zu fassen bekam, doch konnte Tellman ihn nicht warnen. Sein ganzer Leib schmerzte vor Anspannung, und die Angst, die ihm die Kehle zuschnürte, ließ ihn nach Luft ringen.
    Wetron erreichte die Haustür und riss wild am Klingelzug. Nach einigen Augenblicken des Wartens wiederholte er das.
    Als nach mehreren Minuten endlich ein Lakai kam, war Wetron bleich vor Zorn.
    »Ja, Sir?«, fragte der Lakai distanziert.
    »Ich bin Hauptkommissar Wetron. In Ihrem Haus befindet sich ein Eindringling, der möglicherweise eine Bombe legen möchte. Rufen Sie sofort das ganze Gesinde zusammen, verschließen Sie sämtliche Türen, und sagen Sie den Frauen, sie sollen das Zimmer der Haushälterin aufsuchen. Los, Mann! Stehen Sie nicht herum wie ein Ölgötze! Sie könnten alle in Stücke gerissen werden.«
    Der Lakai wurde weiß wie ein Laken und sah Wetron an, als habe er die Bedeutung des Gesagten kaum verstanden.
    Wetron schob sich an ihm vorüber, dicht von Tellman gefolgt. Bis auf eine waren alle Gaslampen im großen Vestibül gelöscht. Vermutlich hatte der Lakai die eine angezündet, um den Weg zur Tür zu finden. Tellman konnte kaum etwas sehen und stieß mit dem Schienbein gegen ein niedriges Tischchen, als er die Flamme der Lampe hochdrehen wollte.
    Wetron wandte sich langsam um und suchte nach Hinweisen auf das Treiben eines Eindringlings. Im Vestibül war alles genau so, wie man es erwarten würde – ein chinesischer Paravent mit einer Seidenstickerei, ein Kübel mit einem Zierbambus, eine Standuhr, Stühle. Niemand schien etwas verrückt zu haben. Man hörte kein Geräusch, nicht einmal das leise Knacken von arbeitendem Holz. Tellman schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Pitt es über die Mauer im hinteren Teil des Gartens geschafft hatte und sich in Sicherheit befand.
    »Wecken Sie alle Hausbewohner!«, gebot Wetron dem Lakaien mit leiser Stimme, in der seine innere Anspannung zu hören war. »Aber schließen Sie zuvor die Haustür ab. Falls der Betreffende eine Bombe gelegt hat, soll er zusammen mit uns hier im Hause bleiben!«
    »Ja, Sir«, stotterte der Lakai und machte sich mit fahrigen Bewegungen daran, der Anordnung zu folgen.
    Wetron wandte sich an Tellman. »Sie bleiben da!« Damit wies
er auf eine der hohen Mahagonitüren, deren Zarge mit einer Schnitzarbeit verziert war. »Entzünden Sie alle Lampen. Wir treiben den

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