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Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Titel: Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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finden!«, sagte Charlotte eine Spur schärfer, als sie beabsichtigt hatte. In ihren Ohren hatte Jacks Äußerung wie eine Kritik an Pitt geklungen. »Du kannst nicht erwarten, dass ein Mordfall in zwei, drei Tagen aufgeklärt wird.«
    Jack sah müde aus, dabei war es erst Mittag. »Nein«, stimmte er matt zu.
    Emily war sehr bleich. »Wenn es aussichtslos ist, bei der Sache die Oberhand zu behalten, ruiniere dir deine Karriere nicht damit, dass du es versuchst«, sagte sie und musste schlucken. »Das hat keinen Sinn. Natürlich erwartet niemand, dass du dich für das Gesetz aussprichst, aber du brauchst doch auch nichts dagegen zu sagen. Überlass das Somerset Carlisle und Charles Voisey. Ich verspreche dir auch, dass ich niemanden um Unterstützung bitten werde!«
    Er sagte nichts.
    »Jack!« Sie tat einen Schritt auf ihn zu. »Jack?«
    Charlotte war überrascht und beunruhigt. Zum ersten Mal begriff sie, dass Emily wirklich Angst hatte, und sie fragte sich,
wie lange sie selbst schon mit der Furcht lebte, Pitt könne etwas zustoßen. Die Eindringlichkeit, mit der ihre Schwester auf Jack einsprach, ging sicher darauf zurück, dass sie an ein Leben in Sicherheit gewöhnt und ihr diese innere Unruhe bisher erspart geblieben war. Sie sah aber auch seinen Ärger darüber, dass man ihn zwang, etwas zu tun, dem er sich nicht entziehen konnte, so gern er das getan hätte, weil er dessen negative Folgen nicht abzuschätzen vermochte. Ihm war klar, dass der bevorstehende Zusammenprall von Machtgruppen Opfer fordern würde. Genau aus diesem Grund wollte er seine Frau aus der Sache heraushalten.
    Charlotte erhob sich und lächelte ihrer Schwester zu. »Eventuell sollten wir das wirklich besser sein lassen.«
    Emily gab sich einen Ruck. »Du hast Recht. Vielleicht ist es ja so auch ganz in Ordnung. Die Polizei muss dem Verbrechen Einhalt gebieten. Das will jeder von uns.«
    »Darum geht es nicht«, gab Jack zur Antwort. »Es geht um die Art, wie sie das tut. Außerdem ist Anarchie nicht die einzige Art von Verbrechen.«
    »Natürlich nicht«, stimmte sie zu. »Überall hört man, dass auch Diebstähle, Einbrüche und Fälle von Brandstiftung zunehmen. Hinzu kommt die Gewalttätigkeit auf den Straßen, ganz zu schweigen von Prostitution, Fälscherei und was weiß ich nicht alles.«
    »Das habe ich nicht gemeint.« Er sah unglücklich drein, als wolle er am liebsten gar nicht darüber reden. »Ich muss mich gegen diesen Antrag stellen, Emily. Er geht von falschen Voraussetzungen aus. Er ist …«
    »Das musst du nicht!«, sagte sie aufbrausend. »Ihr kommt ohnehin nicht damit durch. Überlass das lieber anderen, zum Beispiel Charles Voisey. Mag er es tun, wenn er das unbedingt will. Falls ihm was passiert, ist das völlig einerlei. Oder Somerset Carlisle, wenn er so leichtsinnig ist, den Kopf dafür hinzuhalten.« Sie tat einen Schritt auf ihn zu. Als sie sich über ihn beugte und nach seinen Jackettaufschlägen griff, brach sich das Sonnenlicht
in den Diamanten ihres Ringes. »Bitte, Jack! Du bist zu wertvoll, als dass du deine Karriere im Kampf um eine von vornherein verlorene Sache zugrunde richten dürftest.« Während sie Luft holte, um weiterzureden, fiel er ihr ins Wort: »Das ist noch nicht alles, Emily.« Er nahm ihre Hände und schob sie sanft von sich fort. Seine Stimme klang entschlossen. Der sonst so charmante Mann war unvermittelt von einer Entschlossenheit, die fast kalt wirkte. Charlotte fiel auf, dass auch ein wenig Furcht darin mitschwang. Ihr war nicht klar, ob Emily das ebenfalls merkte. Er fühlte sich verpflichtet, gegen das Gesetz zu kämpfen, obwohl er wusste, dass der Preis dafür sehr hoch sein konnte.
    Charlotte trat näher auf ihn zu. »Jack, du hast gesagt, dass das noch nicht alles ist. Was meinst du damit?«
    »Bisher denkt man nur darüber nach«, sagte er, doch auf seinem Gesicht lag tiefe Sorge. »Vielleicht kommt es ja auch nicht dazu, aber falls doch, muss ich unbedingt versuchen, den Leuten in den Arm zu fallen.« Er sah erneut Emily an. »Tut mir Leid«, sagte er entschuldigend, »aber mir bleibt keine Wahl. Die Polizei soll das Recht bekommen, Dienstboten auszufragen, ohne dass ihre Herrschaft davon weiß oder die Erlaubnis dazu gegeben hat.«
    Emily war verblüfft. »Worum soll es dabei um Gottes willen gehen? Diebesgut? Schusswaffen? Oder was sonst?«
    »Das wird niemand wissen.« Das gewohnte entspannte Lächeln trat flüchtig auf sein Gesicht, verschwand aber gleich wieder. »Das ist ja

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