Flammenbraut
sehr langer Zeit nicht mehr dort befestigt ist. Wenn es das denn je war. Sie brauchen nicht mich, sondern einen Hellseher. Oder einen von diesen Geisterjägern.«
Er lachte über seinen eigenen Witz, unterbrach sich dann jedoch stockend, als über ihnen Schritte zu hören waren.
»Unser Officer, der Wache hält«, versicherte ihm Theresa, doch das Gesicht des Mannes blieb bleich, und er zog die Schultern hoch.
Frank hatte das Interesse am Abflusssystem verloren und leuchtete mit seiner Taschenlampe im Keller umher. »Gestampfter Lehm«, sagte er zu Theresa.
»Ich weiß. Man denkt gleich an John Wayne Gacy. Aber der Boden ist eben, ich sehe keine Absenkungen.« Wenn Leichen im Keller vergraben werden – ein beliebter Ort für deren Beseitigung –, dann wären für gewöhnlich Unebenheiten in der Oberfläche zu erkennen, dort wo durch die Verwesung des Leichnams eine Aushöhlung tief in der Erde entstanden wäre. Der Boden wäre an dieser Stelle abgesackt. Man hätte die Fläche untersuchen können, mit einem Metallstab in die Erde stechen und nach nachgebenden Bereichen suchen, aber Theresa war sich nicht sicher, ob das bei so alten Gräbern funktionieren würde. Bodenradar wäre besser gewesen, wenn man eine der Universitäten oder vielleicht auch eine Ingenieursfirma überreden könnte, das zu übernehmen. Doch das County wäre wohl nie für die Ausrüstung aufgekommen.
Außerdem bestand kein Grund zu der Annahme, dass es weitere Opfer gab, selbst wenn der Tote in der Geheimkammer sich als Mordopfer herausstellen sollte. Man hatte ihn nicht begraben, sondern in einer Art Schrein versteckt, als ob der Mörder Schuld empfunden hätte.
Auch wenn Theresa das nicht so recht glaubte. Die Sorte Mensch, die jemanden enthauptete, gab sich normalerweise nicht mit einem Mal zufrieden. Außerdem hätte derjenige mehr Erde herbringen und die Absenkungen im Kellerboden auffüllen können.
Der Officer ging über ihnen hin und her, ein weiteres Bodenbrett gab ein lautes Knarren von sich. Der Bauleiter beschloss zu gehen und steuerte auf die Treppe zu.
»Ist dir etwas aufgefallen?«, fragte Frank.
»Außer dem vielen Staub? Nein.«
»Geht mir genauso.«
Sie folgte ihrem Cousin die Treppen hinauf. »Wir müssen uns noch ein oder zwei Tage mit dem Gebäude beschäftigen. Es gibt zwar keine Anzeichen für weitere Opfer, aber mir gefällt der Gedanke nicht, dass hier möglicherweise doch noch jemand liegt und nur noch tiefer begraben wird, wenn hier ein neues Haus errichtet wird.«
»Hängt davon ab, was mit dem Grundstück passiert. Vielleicht schachten sie es für ein neues Gebäude aus, gießen ein besseres Fundament und noch weitere Tiefgeschosse.«
»Dann würde erst recht lieber ich mögliche Leichen finden als irgendein Bagger.«
»Red bitte nicht in der Mehrzahl. Da sind sonst keine, nur dieser eine Kerl.«
»Okay. Da sind keine mehr«, wiederholte sie wie ein Mantra, als sie im Erdgeschoss ankamen.
Es sei denn, sie hatten endlich das Versteck des Torso-Mörders gefunden. Dann war möglicherweise halb Cleveland aus der Zeit der Großen Depression unter der steinharten Erde unter ihnen begraben. Der Gedanke bereitete ihr Übelkeit, und dennoch stellten sich ihr die Haare im Nacken vor Aufregung auf.
Es wäre furchtbar.
Und es wäre der Fall ihres Lebens.
Großvater wäre so stolz.
» Befand sich hier die Treppe zum ersten Stock? Es kann doch für die Bewohner des Obergeschosses nicht besonders angenehm gewesen sein, an den ganzen Büros hier vorbeigehen zu müssen«, erkundigte sie sich bei Mr. Lansky.
»Nein, eine Außentreppe führte in den ersten Stock. Die haben wir letzte Woche abmontiert.«
Der Bauleiter ging weiter durch das entkernte Gebäude, während er sprach, bis er im Freien stand. Der wachhabende Officer war dagegen für ihren Geschmack viel zu nahe an der Leiche postiert. »Sie haben doch nichts angefasst, nicht wahr?«
»Nein«, beteuerte dieser mit einem überzeugenden Kopfschütteln.
»Wie wirst du mit der Leiche vorgehen, Tess?«, fragte Frank ungeduldig, da er sich offensichtlich nach seiner vormittäglichen Zigarettenpause sehnte.
»Ich weiß es nicht. Wenn ich ihn in einen Leichensack packe, wird der Anthropologe alles bis zum letzten kleinen Knochen wieder auseinandersortieren müssen. Ich überlege, ob ich die Tischplatte als Ganzes mitnehmen soll. Wir könnten die Tischbeine durchsägen und die Platte dann wie eine Trage transportieren.« Das wäre dann noch nicht einmal der
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