Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
Vom Netzwerk:
Leuchtturm hat Perjan Lomis in den Tod gerissen!« Rumos' Augen flackerten auf. »Von mir aus soll er auf dem Meeresgrund verrecken! Ich brauche ihn nicht mehr! Noch sind mir zwei seiner Schiffe geblieben, zwei Schiffe voll kampfbereiter Krieger…«
    »Es sind kaum mehr als dreihundert Mann! Seht es endlich ein, Rumos - Ihr könnt Fareghi nicht einnehmen, selbst wenn der Sturm uns am Leben läßt!«
    Rumos beachtete sie nicht; das Licht des Turms fesselte seine ganze Aufmerksamkeit. »Die Goldei… spürst du sie, o Herr? Sie dringen herbei, geführt von einer fremden Macht…ein Kind, golden sein Antlitz und silbern sein Leib… oh, laß mich fort, mein Herr Rumos, gib mich frei, bevor die Furcht all meine Sinne lähmt!« Er starrte in die aufgepeitschte Flut. Dort! Der Leuchtturm, ein weißglühender Punkt in der Finsternis… »Der Auserkorene!« brüllte Rumos in den Sturm. »Ich spüre es! Er ist hier! ER IST HIER!« Fareghi… grau und zerrissen die Küste, umschirmt von Riffen, die wie Dolche die anstürmende See zerschnitten. Von weitem glich die Insel einer Wellenfront, die sich aus dem Meer erhoben hatte und zu Stein geworden war. Im Norden flohen zerklüftete Felswände zum Gipfel empor, auf dem der uralte Leuchtturm ruhte; der Südteil Fareghis aber war sandig und flach. Eine längliche Wasserstraße schnitt sich in die Küste - die Bucht von Varynna. Eisblau drang das Meer bis zum sandigen Ufer; den Legenden zufolge war in dieser Bucht vor zweitausend Jahren das Schiff des Seefahrers Varyn vor Anker gegangen. Er hatte Fareghi entdeckt und den Turm errichtet, der seither das Silbermeer bewachte.
    Am Ufer hatte sich ein Heer versammelt. Lederhelme und Kettenhemden, blanke Schwerter und Schilde…es waren Krieger aus dem Königreich Kathyga, die sich vor einigen Kalendern den Goldei unterworfen hatten. Nun waren sie Verbündete der Echsen, folgten nicht mehr ihrem König, sondern Eidrom von Crusco, dem früheren Baron des Rochenlandes. Eidrom hatte sie mit Hilfe eines goldeischen Zaubers nach Fareghi geführt. Blind waren die Männer ihm gefolgt; denn er trug das ›Einende‹, das Reichsschwert Kathygas. Diese Waffe erhob ihn in ihren Augen zum Herrscher; und hier auf Fareghi, jener einsamen Insel inmitten des Silbermeeres, war ihre Treue noch gewachsen, ihre Bereitschaft, ihm zu folgen, ganz gleich, wohin er sie führen würde. In der Bucht von Varynna war vom Sturm, der das Silbermeer aufpeitschte, nichts zu spüren. Kein Regentropfen fiel vom Himmel, und das Wasser war spiegelglatt, von der magischen Kraft des Leuchtturms besänftigt. Am Ufer brannte in einem Steinrund ein Feuer; daneben standen zwei Männer, ein Kahlkopf von gramgebeugter Gestalt und ein bärtiger Mann in einem edlen Wams. Sein graues Haar war gelockt; eine stolze Nase prägte sein Gesicht, und die Augen strahlten hell im Feuerschein. Seine Hände ruhten auf dem Griff eines mächtigen Schwertes, das vor ihm im Sand stak.
    »Wußtet Ihr, daß man diesen Ort auch die Flammenbucht nennt, Zunftmeister?« fragte er mit seiner weichen Stimme. »Es heißt, Varyn der Seefahrer habe nach seiner Ankunft ein brennendes Floß mit Opfergaben in die Bucht gestoßen, um dem Meergott Candra für seine sichere Landung auf Fareghi zu danken. Der Legende nach war Candra jedoch nicht zufrieden mit den Gaben; er lenkte das Floß zum Schiff des Seefahrers, und dieses ging in Flammen auf. So zwang er Varyn, mehrere Jahre auf Fareghi zu verweilen. Erst mit dem Bau des Leuchtturms ließ sich der Meergott besänftigen.«
    Der Kahlkopf rümpfte die Nase. »Ihr solltet nicht alle Geschichten über Varyn für bare Münze nehmen. Die meisten sind reiner Aberglauben; wer kann schon wissen, ob es diesen Seefahrer überhaupt wirklich gegeben hat?«
    »Oh, ich bin überzeugt davon«, erwiderte der erste Sprecher. »Glücklicherweise blieb die Bibliothek des Leuchtturms erhalten, als mein Heer Fareghi besetzte, und ich entdeckte einige hochinteressante Schriften über Varyn. Er muß ein ausgesprochen mächtiger Zauberer gewesen sein, und die Bruderschaft, die nach seinem Tod den Leuchtturm hütete, war in der magischen Kunst ebenfalls sehr bewandert. Welch ein Jammer, daß die Gyraner sie vertrieben, als sie das Silbermeer eroberten! Varyns Erben hätten mir gute Dienste geleistet.« Eidrom von Crusco nahm eine Hand vom Schwertgriff, strich sich mit eitler Geste über den Bart. »Die Flammenbucht… ein vortrefflicher Name! Er wird mich stets an das hübsche Feuerwerk

Weitere Kostenlose Bücher