Flammenbucht
Landesinneren und warten auf neue Anweisungen ihres Zunftmeisters.« Er runzelte die Stirn. »Sechs Karacken sind Opfer der Flammen geworden… doch was geschah mit den restlichen Schiffen des Fürsten?« Die Käppnerin wischte sich den Rotz aus dem Gesicht. »Drei Karacken hatte das Feuer verschont. Fürst Perjan ließ sie sofort bemannen und stach mit ihnen in See, zusammen mit dem troublinischen Schiff, das Euch nach Morthyl brachte.«
Der Großmerkant schnalzte mit der Zunge. »Gelobt sei Euer scharfes Auge! Mein guter Freund Rumos hat sich also dem Rachefeldzug des Fürsten angeschlossen!«
»Der graubärtige Priester ging an Bord«, bestätigte die Käppnerin, »in Begleitung seiner rothaarigen Leibwächterin.«
»Ich ahnte es! Wann liefen die Schiffe aus?«
»Vor zwei Stunden.« Die Käppnerin deutete mit zitternder Hand in die Ferne. »Der Leuchtturm… seht Ihr sein Licht? Seit gestern Nacht flackert es ununterbrochen, heller als je zuvor. Es ist ein schlechtes Zeichen!« Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen. »Mein armer Sohn…seine Truppe bestieg eine der Karacken. Dabei faßten die drei Schiffe nicht mehr als fünfhundert Mann! Wie sollen sie Fareghi erobern können?« Aelarian schüttelte verständnislos den Kopf. »Auf der Insel erwartet sie eine Übermacht. Perjan Lomis muß den Verstand verloren haben, wenn er diese Schlacht gewinnen will.«
»Ich werde meinen Sohn nie wiedersehen«, greinte die Käppnerin. »Ich ahnte es… das weiße Licht wird uns alle ins Verderben führen! Der Turm ist gegen uns!«
Aelarian wollte der Frau einige tröstende Worte sagen, doch er brachte es nicht übers Herz, sie anzulügen. Ihr Sohn, das wußte er, war so gut wie verloren; ein sinnloses Opfer von Perjan Lomis' Wahn. Daß der Fürst selbst nach der Zerstörung seiner Karacken an der Eroberung Fareghis festhielt, war zweifellos auf den Einfluß Rumos Rokariacs zurückzuführen.
Betroffen setzte der Großmerkant seine Area auf, murmelte einige Abschiedsworte und stahl sich vom Stand der Käppnerin fort. Sie aber barg ihr Gesicht in den Händen, und ein Schluchzen ließ ihren massigen Körper erbeben.
Aelarian eilte in eine Seitengasse. Dort warteten unter einem Torbogen vier Personen auf ihn. Sie hatten ihre Areas tief in die Gesichter gezogen.
»Der Sturm auf Fareghi hat begonnen«, rief Aelarian ihnen entgegen. »Perjans Flotte hat vor zwei Stunden den Hafen verlassen!«
»Ach ne!« drang Parzers Stimme unter einer der Areas hervor. Er lehnte lässig an der Mauer und blickte den Großmerkanten an. »Das Fürstlein will sich also tatsächlich mit dem Leuchtturm messen? Das wird ihm schlecht bekommen!«
»Die Wellen werden seine Schiffe beuteln, bis keine Planke mehr an der anderen hängt«, juxte der Netzknüpfer Ungeld, der neben Parzer stand. »Wer hätte gedacht, daß Perjan Lomis so früh aus dem Leben scheiden will?« »Er hat sich von Rumos' Versprechungen blenden lassen«, erwiderte Aelarian. »Als ich gestern nacht das Flackern des Leuchtturms beobachtete, spürte ich gleich, daß auf dem Silbermeer etwas vor sich geht, und dachte mir, daß Rumos diesen Zeitpunkt nicht verstreichen lassen wird. Ich habe recht behalten! Nun liegt es an uns zu retten, was noch zu retten ist.«
»Ihr wollt Rumos zu Hilfe eilen?« Cornbrunn, der sich sichtbar unwohl mit seiner neuerworbenen Area fühlte, blickte den Großmerkanten verblüfft an. »Ob er sich wohl die Mühe machen würde, Euch aus dem Wasser zu fischen, wenn Ihr in eine ähnliche Lage gerietet?«
Aelarian griff nach dem Mondamulett an seinem Hals. »Rumos ist zu bedeutend, als daß wir ihn ersaufen lassen können. Mondschlund will, daß er sicher nach Tyran gelangt. Er hat dort eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.« »Mondschlund…« Cornbrunn schüttelte seufzend den Kopf. »Wir kennen uns schon so lange, Aelarian, und doch habt Ihr mir erst vor wenigen Tagen gebeichtet, daß Ihr ein Diener des Herrn der Schatten seid. Kurz darauf eröffnet Ihr mir, in Rhagis einen Haufen Mitverschwörer aufgespürt zu haben, die Nachfahren der Erben Varyns. Nun wollt Ihr zu allem Überfluß Eurem Erzfeind Rumos den Weg nach Tyran ebnen. Welche Enthüllungen habe ich noch von Euch zu erwarten?«
Er erntete verächtliche Blicke von den Fischerleuten. Mäulchen, die einzige Frau in der Runde, versetzte Cornbrunn einen Stoß in die Rippen. »Was weißt du schon, du Mehlwurm! Glaubst du, dein Quallenhirn könnte all die Geheimnisse erfassen, die selbst wir kaum
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