Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
Vom Netzwerk:
des Silbermeeres gewiß nicht verweigern, nicht wahr?« Sie verzog keine Miene. »Du hast bereits alles in mir zerbrochen, Eidrom. Ich fürchte dich nicht mehr! Einen König nennst du dich, obwohl du nur ein Knecht der Echsen bist. Sie werden dich eines Tages in den Dreck zurückstoßen, aus dem hervorgekrochen bist.«
    Er schüttelte tadelnd den Kopf. »Schätzt du meine Macht so gering, nur weil sie mir von den Goldei verliehen wurde?
    Sind denn die Könige von Gyr oder Arphat besser als ich, weil sie ihre Titel von vergessenen Göttern herleiten? Ich glaube an keine höhere Bestimmung! In diesen Zeiten herrscht allein derjenige, der die Macht an sich reißt. Niemand auf Gharax konnte die Goldei aufhalten; es wäre töricht gewesen, sich nicht mit ihnen zu verbünden, denn sie sind unsere neuen Herren. Ich habe dies rechtzeitig erkannt.«
    Das aufgeregte Raunen seiner Untergebenen lenkte Eidroms Blick wieder zur Bucht. Der Mann, der die Turmbinder dem Meer übergeben hatte, war mit seinem Boot zur Küste zurückgekehrt; noch kräuselte sich die Wasseroberfläche von den Ruderschlägen. An der Stelle, wo die Armbänder versunken waren, hatte sich das Wasser verfärbt; ein silberner Glanz drang aus der Tiefe des Meeres empor.
    Eidrom schritt hastig zum Ufer, zückte das Schwert »Der Zauber wirkt!« rief er aufgeregt. »Die Goldei haben das Feuer des Leuchtturms erspäht!«
    Die Luft über der Bucht begann zu flirren. Eine Erscheinung bildete sich aus dem Nichts: eine menschenähnliche Gestalt. Silbern ihr Leib, das Gesicht von einer goldenen Maske verhüllt. Reglos schwebte die Gestalt über dem Wasser, starrte ans Ufer. Dann hob sie die Hände. Schloß ihre schrecklichen Augen. Ein dumpfer Ton schwoll an; ein Klagen, als sänge das Meer ein trauriges Lied. Und weißer Nebel stieg aus dem Wasser auf: der Atem der Sphäre, die sich über der Flammenbucht eröffnete. In den Schwaden aber waren die Umrisse mehrerer Schiffe zu erkennen, erst nur schemenhaft, dann in voller Klarheit. Goldener Bug und goldene Segel… die Schiffe der Goldei!
    »O Rumos, mein Herr… das Licht, das weiße Licht! Es brennt in mir, lähmt meinen schwachen Geist… schon schwinden mir die Sinne, und mein Mut erstirbt… siehst du die Schiffe nicht, die goldenen Segel, die der Sturm geboren hat?«
    Rumos' Finger verkrallten sich in der Reling. Verzweifelt starrte er auf den Leuchtturm. Fareghi lag dicht vor ihm! Doch wieder wurde das troublinische Schiff vom Sturm umhergeschleudert. Hinter ihm schrie Coron Narac auf; er hatte den blutenden Arm emporgereckt, und zum ersten Mal war Furcht in seinem Gesicht zu erkennen. Der grelle Lichtstrahl strich über sie hinweg. Geblendet schloß Rumos die Augen. Als er sie wieder öffnete, hörte er hinter sich ein Krachen. Die Schiffe der Morthyler… der Sturm hatte sie aufeinandergeworfen! Wie ein Keil hatte sich der Bug der ersten Karacke in den Rumpf seines Schwesterschiffs gebohrt. Im Todestanz trudelten sie durch die Wellen; die Planken barsten, die Masten knickten wie morsche Zweige. Schon legten sich beide Schiffe auf die Seite, und das Meer riß sie in die Tiefe, während das bleiche Licht weiterzog, weiterzog… »Rumos!« Wieder hörte der Priester Ashnadas Stimme. »Das Licht! Dort! Seht!«
    Das Leuchtfeuer wanderte über die aufgewühlte See hinweg; und nun sah Rumos die goldenen Segel. Überall glommen sie in der Finsternis auf; Schiffe, aus dem Nichts erschienen, als wären sie vom Meeresgrund aufgestiegen…
    Rumos stöhnte auf. »Die Goldei… ich warnte dich, o Herr, ich warnte dich…doch du schlugst meine Mahnung in den Wind, nanntest sie töricht, Zeugnis meiner Schwäche!«
    Er taumelte herum, blickte zu Coron Narac hinüber. Der Kapitän hatte seine Hand sinken lassen; auch er starrte auf die Schiffe der Goldei. Fahl schimmerte der Turmbinder an seinem Arm.
    »Nein, Coron!« kreischte der Priester. »Seht auf das Licht! Gebt…nicht… auf! Gebt…nicht…« Eine gewaltige Welle brach über sie hinweg! Wassermassen schäumten über das Deck; Coron wurde von ihnen erfaßt und mitgerissen. Rumos schrie auf, klammerte sich an der Reling fest. Er sah, wie Ashnada versuchte, den Kapitän am Fuß zu erwischen, als das gurgelnde Wasser ihn über die Reling tragen wollte. Doch ihre Hand griff ins Leere. So stürzte Coron Narac hinab in die tobende Flut.
    Im selben Augenblick kehrte das Licht des Leuchtturms zu ihrem Schiff zurück. In grellem Schein erstrahlten die Segel, wie in weißes

Weitere Kostenlose Bücher