Flammenbucht
versetzen, ja, sogar ganze Städte auf geheimnisvolle Weise miteinander zu verknüpfen. In Vara, jener von ihm gegründeten Stadt in Sithar, soll er ein ähnliches Wunder vollbracht haben.«
»Blendwerk und Täuschung!« Die Stimme von Rumos Rokariac hallte durch den Treppenaufgang. Voller Verachtung blickte der Priester Aelarian Trurac an. »Varyn war ein Diener Mondschlunds, des Verhüllers, und seine Zauberkunst nicht mehr als bösartiger Schwindel!« »Obacht, alter Mann«, warnte ihn Mäulchen. »Wenn du unseren Vorfahren beleidigst, sorge ich dafür, daß du auf allen vieren diese Treppe hochkriechst!«
»Das führt uns zum Wesentlichen zurück«, sagte Aelarian voller Dankbarkeit. »Wir sollten keine Zeit mehr verlieren und den Turm endlich erklimmen.«
»Aber nicht, ohne sicherzugehen, daß uns oben kein Hinterhalt erwartet«, ergänzte Cornbrunn. Vorsichtig griff er in die Tasche und holte seinen Kieselfresser empor. Knauf gähnte ausgiebig, während sein Herr ihm einen zärtlichen Kuß auf die Schnauze gab und einige Worte zuwisperte.
»Kein dummer Gedanke, Cornbrunn!« Auch der Großmerkant holte nun seinen Kieselfresser hervor. »Ich wette mit dir, daß Grimm noch vor deinem stinkenden Viech zu uns zurückkehrt. Er ist ein hervorragender Späher und flink wie kein zweiter.«
Cornbrunn grinste. »Die Wette verliert Ihr, Großmerkant! Euer fauler Kieselfresser wird sich bald nach Eurer warmen Manteltasche zurücksehnen und schnarchend auf einer Treppenstufe zusammenrollen. Knauf hingegen ist von zäherer Natur; er wird seine Aufgabe erfüllen!«
Beide setzten ihre Kieselfresser zu Boden. Grimm und Knauf reckten die Schnauzen in die Luft, schnupperten, blickten zu ihren Herren auf. Dann flitzten sie die Treppe hinauf, verfolgt von den erstaunten Blicken der anderen.
»Nun auf!« rief Aelarian ungeduldig. »Die Kieselfresser werden uns warnen, falls oben Gefahr droht. Laßt uns dem König des Silbermeeres unsere Aufwartung machen.«
Waren es seine blauen Augen gewesen, die sie zuerst fasziniert hatten? Der Ring in seiner linken Augenbraue? Sein stürmisches, junges Gesicht? Nein…die Hände; es waren Cyrmors Hände gewesen, die sie damals vor dem Sturz in den Abgrund gerettet hatten, so kräftig und schön. Wieder blickte sie auf seine wundervollen Hände; doch diese umschlossen nun einen Dolch, und die Klinge war für Ashnada bestimmt.
»Du bist also noch am Leben, Cydra.« Seine Stimme klang gefaßt. »Ich nahm an, du wärest gemeinsam mit dem Priester und Perjan Lomis im Silbermeer untergegangen; doch offenbar habe ich mich getäuscht. Nun seid ihr hier, um Eidrom von Crusco zu töten, nicht wahr?«
Ihre Augen blieben auf seinen Dolch gerichtet. »Wenn er Fareghi nicht freiwillig verläßt, wird er sterben. Doch was ist mit dir, Cyrmor? Warum läßt du dich von mir aufhalten, wo du doch eigentlich deinen Herrn im Leuchtturm verteidigen solltest?«
»Eidrom kann sich selbst verteidigen. Deine Kameraden sind jetzt schon so gut wie verloren, wenn sie sich ihm in den Weg stellen.« Er musterte sie abwartend. »Es überrascht dich sicherlich, mich hier auf Fareghi anzutreffen. Schließlich wußtest du nicht, daß ich Eidrom von Crusco diene.«
»Nein, es kam mir nie in den Sinn.« Ihr Blick kehrte zu seinem Gesicht zurück. »Du hast dich also mit dem König des Silbermeers verschworen. Warum?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich hatte Geldsorgen; hohe Schulden bei einigen Zunftleuten. Manch eine Gelbkordel wollte mir den Hals durchschneiden, weil sie sich von mir betrogen fühlte. Da kam mir zu Ohren, daß der neue Herrscher von Fareghi einen Bootsführer suchte; einen Mann mit einem Turmbinder, der heimlich Nahrung und Waffen nach Fareghi bringen sollte. Ich witterte die Gelegenheit, eine Menge Geld zu machen.« »Du brachtest für Eidrom die Schmuggelwaren nach Fareghi?«
Cyrmor nickte. »Es war für ihn auf Dauer zu verlustreich, seine Leute ohne einen Bootsführer aufs Meer zu schicken. Die Kräfte des Leuchtfeuers lassen sich nur mit einem Turmbinder zähmen. So nahm mich Eidrom in seine Dienste. Ich war es auch, der ihn in jener Nacht nach Galbar Are brachte, als ich dich aus dem Hafenbecken fischte.«
»Warum hast du mich damals gerettet?« fragte Ashnada.
»Als ich dich aus dem Fenster stürzen sah, wußte ich sofort, daß du das Gespräch zwischen Eidrom und dem Zunftmeister belauscht hattest. Ich wollte zu gerne wissen, wer dieser geheimnisvolle Eindringling war - und welch eine
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