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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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einzudringen. Die Überraschung ist auf unserer Seite!«
    Rumos Rokariac musterte ihn feindselig. »Ihr habt Euch dies alles fein ausgedacht, Aelarian. Doch falls Ihr Dankbarkeit von mir erwartet, hofft Ihr vergebens. Ich weiß nun, welcher Macht Ihr dient!« Er starrte auf das Amulett an Aelarians Hals. »Ihr habt Euch dem Blender verschrieben… dem Widersacher!« »Gewiß, gewiß«, sagte Aelarian leutselig. »Doch im Augenblick eint uns ein gemeinsames Ziel, nicht wahr? Wir wollen beide nach Tyran gelangen, und dazu muß der Turm uns gnädig gestimmt sein. Also laßt uns den Zwist vergessen, bis wir Eidrom von Crusco das Handwerk gelegt haben.« Er hielt kurz inne, blickte zur Felswand. »Könnt Ihr Euch in Eurem Alter diesen Aufstieg überhaupt zumuten, Rumos? Oder wollt Ihr lieber im Boot auf uns warten?«
    »Das würde Euch so passen!« schnaubte der Priester. »Ich werde mitkommen. Und wenn wir den Felsen erklommen haben, werde ich Eidrom von Crusco eigenhändig aus dem Leuchtturm jagen.« Aelarian wandte sich lächelnd seinem Leibdiener zu. »Da hörst du es, Cornbrunn. Selbst unser graubärtiges Großväterchen kann ein wenig Kletterei nicht schrecken!«
    Cornbrunn sah mit gemischten Gefühlen zum Felsen auf. »Ihr scheint eine diebische Freude daran zu haben, mich in den Wahnsinn zu treiben. Nun, ich war ein Tor, Euch nach Morthyl zu folgen; warum sollte ich also nicht auch diese Torheit begehen!«
    Stolling klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Dann hob er den Arm. Sein Turmbinder glomm auf, und ein warmer Glanz wanderte über die Felswand. Golden blinkten die Haken, die aus dem Gestein hervorragten. Mit eitler Geste schwang sich der Wirt aus dem Boot und landete mit beiden Stiefeln auf dem ersten Zinken. »Auf, auf, ihr Landratten! Der Turm beschützt uns; er wird uns sicher emporleuchten!« Lachend warf er den Kopf zurück, so daß seine zottigen Haare umherflogen. »Nach über tausend Jahren kehren Varyns Erben auf die Insel Fareghi zurück.«
    Eisiger Wind in ihrem kahlgeschorenen Nacken, und über ihr die Schreie der Möwen; sie umflatterten Ashnada, kreischten empört, als sie an ihren Nestern vorbeikletterte.
    Ihre Hände krallten sich in den Felsritzen fest; unter den Stiefeln spürte sie den goldenen Haken. Er bot nur schlechten Halt; mehr als einmal war Ashnada auf einem der Zinken ausgeglitten, doch stets hatte eine geheimnisvolle Kraft sie festgehalten. Stolling hatte die Wahrheit gesprochen: Der Turm beschützte sie! Ashnada wandte den Kopf, starrte in die Tiefe. Unter ihr, in weiter Entfernung, lag das Meer; das Spiel der Wellen war ruhig, beinahe zaghaft. Seit dem Untergang der morthylischen Flotte hatte kein Sturm mehr das Silbermeer aufgewühlt. Eidrom von Crusco wiegte sich in Sicherheit, wähnte all seine Feinde besiegt. Doch der Leuchtturm hatte Rumos und Ashnada verschont, und nun half er ihnen, die Felswand zu erklimmen. Ihr Blick verlor sich in den Wellen, die dort unten ihr uraltes Spiel trieben.
Wenn ich jetzt spränge; wenn ich mich jetzt mit den Füßen vom Felsen abstieße und in die Tiefe spränge, würde der Turm mich zurückhalten?
Eine große Müdigkeit überkam sie; der Wunsch, alles hinter sich zu lassen; die Alpträume und den Selbstekel und die Furcht vor dem nächsten Spiegel, den Blick in ihre schwarzen, schuldigen Augen… Ihre Hand verkrampfte sich um einen der goldenen Haken.
Nein! Vor drei Tagen hätte das Meer mich zu sich holen können; doch ich wollte leben! Ich darf nicht aufgeben!
Ihr Wunsch nach Rache war stärker als je zuvor; Rache an Tarnac von Gyr, jenem Mann, der sie zu seinem Werkzeug gemacht hatte, zu einer Mörderin… Entschlossen kletterte Ashnada voran. Dort ragte der letzte Haken aus dem Gestein hervor; über ihm erstreckte sich der Felsrand. Parzer und Stolling hatten ihn längst erklommen; sie streckten Ashnada die Arme entgegen und zogen sie empor.
    »Ein Kinderspiel, sagte ich es nicht?« Stollings Gesicht war schweißüberströmt. In den Augenhöhlen war seine Wimperntusche auf groteske Weise verschmiert. »Der Turm ist uns wohlgesonnen!«
    Mäulchens Kopf hob sich über den Felsrand. »Wohlgesonnen? Dem Wirt einer miesen Kaschemme und einer Bande von Saufköpfen? Wenn der Turm sieht, was aus Varyns Erben geworden ist, wird er vor Kummer in sich zusammenfallen. Und jetzt hilf mir endlich hoch!« Nach und nach gesellten sich die übrigen Männer zu ihnen: Ungeld, der keuchend und mit hochrotem Kopf die Höhe des Felsens verfluchte; Rumos

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