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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Mantel; schon hatte er den Langdolch hervorgezogen, stieg rasch die die Stufen herab. Aelarian und Cornbrunn wichen vor ihm zurück, ebenso die Fischer aus Rhagis. Allein Ashnada verharrte, blickte auf den Silberschmuggler, der sich ihr näherte. Hinter ihr erklang ein wütendes Schnauben; es war Rumos Rokariac. »Wer, bei Tathril, ist dieser Kerl? Und woher kennst du ihn?«
    Ashnada steckte langsam ihr Messer fort. Dann bückte sie sich, griff nach dem Schwert eines der überwältigten Wachleute. »Das geht Euch nichts an, Rumos. Ich werde mich um ihn kümmern. Geht!«
    Cyrmor blieb wenige Schritte vor Ashnada stehen. Seine Augen blieben auf sie gerichtet; ihre Begleiter schien er kaum wahrzunehmen. Noch immer sprach er kein Wort.
    »Geht endlich!« rief Ashnada. »Laßt mich mit ihm allein!«
    Aelarian warf Rumos einen vielsagenden Blick zu. »Ich denke, wir sollten den Rat Eurer Leibwächterin befolgen. Es wäre unhöflich, Eidrom im Turm noch länger warten zu lassen.«
    Rumos trat von Ashnada zurück. Sie war nun ganz ruhig, ließ den Silberschmuggler nicht aus den Augen. Das Schwert lag bleiern in ihrer Hand; fest umschloß sie es, versuchte seine Eigenheiten zu erfühlen. Es war lebensgefährlich, mit einer Waffe zu kämpfen, deren Eigenschaften man nicht kannte. Ein schnell abgebremster Schlag verriet ihr, daß die Klinge etwas zur Seite zog und zudem recht kopflastig war. Außerdem war der Griff deutlich zu groß für ihre Hand. Doch immerhin war es ein Schwert, und sie hatte in Gyr gelernt, ein solches zu führen.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich die Fischer neben Aelarian und Cornbrunn an der Treppe sammelten. Schließlich huschte einer nach dem anderen zum Eingang empor und verschwand im Turm. Nur Rumos Rokariac wandte sich ein letztes Mal nach Ashnada um, schien etwas sagen zu wollen. Dann schüttelte er verärgert den Kopf, folgte Aelarian und den anderen.
    Kalt strich der Wind um Ashnadas Schultern. Für einen kurzen Moment wünschte sie sich ihre langen Haare zurück; doch dann wurde ihr bewußt, wie sehr die Erinnerung an ihre im Wind wehenden, blonden Haare mit jener Zeit verknüpft war, die sie vergessen wollte: die Jahre auf Morthyl, als sie eine Igrydes gewesen war, eine ›Gnaden-lose‹, die für den Tod so vieler Menschen verantwortlich war. Und der Gedanke, daß sie nun wieder töten mußte, daß sie diesen Mann töten mußte, der ihr zweimal das Leben gerettet hatte, zerriß Ashnada das Herz.
    Die Stufen der Wendeltreppe glichen den Außenmauern des Leuchtturms; auch sie waren aus dunkelrotem Gestein. Durch schmale Fensterschlitze fiel Licht in den Treppengang ein. Aus der Ferne drang das Rauschen des Meeres an ihr Ohr.
    »Woher mag Varyn diese roten Steine genommen haben, aus denen der Leuchtturm erbaut wurde?« fragte Corn- brunn, der an Aelarians Seite auf der untersten Treppenstufe stand. »Auf Fareghi kann er sie nicht gefunden haben.«
    »Die Schriften besagen, daß Varyn den Turm durch seine Zauberkunst aus einer fernen Stadt nach Fareghi versetzte«, ließ Stolling verlauten, »aus einer längst untergegangenen Stadt namens Udan'Andor. Der Legende nach wurde der Turm dort von Sklaven erbaut, die sich vor ihren wahnsinnig gewordenen Herren schützen wollten. Denn diese, eine Gemeinschaft blinder Despoten, hatten den Plan gefaßt, ihre Sklaven zu verstümmeln und zu töten. Die Sklaven aber versteckten sich in dem heimlich errichteten Turm und vermauerten den Eingang, damit die Blinden sie nicht aufspüren konnten. Fortan beobachteten sie aus sicherer Höhe das Dahinsiechen ihrer einstigen Herrscher, und der Turm, der ihnen das Leben gerettet hatte, erhielt den Namen ›der Ansehende^ da er ihnen selbst in die verwinkeltesten Gassen Udan'Andors Einblick gewährte.«
    »So ein dämliches Garn hätte auch der alte Schnappes spinnen können«, meckerte Ungeld, während er sich an Stolling vorbeidrängte. »Varyn soll einen ganzen Turm nach Fareghi gezaubert haben? Da glaube ich eher, daß du deine albernen Seidenhemden aus den Schamhaaren deiner Frau webst!«
    »Ach ne, was weißt du denn über die Schamhaare von Stollings Frau?« höhnte Parzer. »Hat sie dir etwa auch schon die Gunst erwiesen, Ungeld?«
    Er zwinkerte Mäulchen zu, während Stolling erbost nach Luft schnappte. Um einer drohenden Rauferei zwischen den Fischern vorzubeugen, lenkte Aelarian Trurac rasch die Aufmerksamkeit auf sich. »Auch ich habe gehört, daß Varyn die Fähigkeit besaß, Bauwerke an andere Orte zu

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