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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Rokariac, der mißmutig Parzers Hilfe ausschlug, als dieser ihn emporziehen wollte; schließlich Aelarian Trurac und sein Leibdiener Cornbrunn, dessen Gesicht einem Laken glich. Ashnada blickte sich unterdessen um. Sie befanden sich auf einem Felsvorsprung; vor ihnen warf sich ein letzter, wohl vier Schritt hoher Buckel auf.
    »Ab hier heißt es still sein«, befahl Stolling mit gedämpfter Stimme. »Der Leuchtturm ist nun ganz nah!« Er fuhr an den Gürtel seiner Seemannshose, zückte einen schmalen Dolch. »Laßt uns hoffen, daß nicht allzuviel Blut fließen wird.«
    Auch die anderen bewaffneten sich. Ashnada holte ein Messer hervor. Ihr Schwert war zusammen mit dem troublinischen Schiff untergegangen, lag nun auf dem Grund des Silbermeeres. In dem Fischerdorf Rhagis, wo sie die letzten zwei Tage verbracht hatte, war es ihr nicht gelungen, eine vernünftige Waffe aufzutreiben. Zwar hatte ein alter Krabbensammler namens Schnappes versucht, Ashnada einen schartigen Säbel anzudrehen - angeblich eine Klinge, die er selbst in jungen Jahren geführt hatte -, doch sie hatte das Angebot des schwatzhaften Mannes dankend abgelehnt.
    Vorsichtig erklommen sie den Felsbuckel. Ein zaghafter Wind strich um ihre Köpfe. Ashnada fröstelte; ihre Hand schloß sich fest um den Messergriff. Vorsichtig spähte sie über den Hügel. Eine steinige, zum Süden hin abfallende Ebene; Geröll, trockene Gräser, dazwischen weißblühende Disteln. Ein staubiger Weg schlängelte sich den Hang empor bis zum Gipfel. Und dort erhob sich der Leuchtturm. Er war größer, als Ashnada ihn sich vorgestellt hatte: ein riesiges sechseckiges Bauwerk aus rotem Gestein. Die Rillen zwischen den klobigen Steinen waren mit schwarzem Mörtel verfüllt; er glitzerte wie eine ölige Flüssigkeit, die aus den Ritzen hervorquoll. An der Spitze des Turms brannte das weiße Leuchtfeuer, so hell, das Ashnada den Blick abwenden mußte; doch kein Rauch stieg zum Himmel auf.
    Zehn Stufen führten zum Eingang des Turms empor. Am Fuß dieser Treppe standen vier Wachposten, Kathyger in Lederrüstungen, mit Schwertern bewaffnet. Gelangweilt blickten sie nach Süden.
    Ashnada sah sich nach ihren Begleitern um. Neben ihr hockte Ungeld; er hatte eine Schleuder aus seinem Turban hervorgezogen, tastete auf dem Boden nach passenden Steinen. Parzer, Mäulchen und Stolling warfen sich entschlossene Blicke zu; und auch Aelarian Trurac und Cornbrunn, beide mit Dolchen bewaffnet, wollten bereits vorausstürmen. Ashnada hielt sie zurück, legte den Zeigefinger auf die Lippen. Dann schlich sie langsam durch das Gras auf den Eingang des Leuchtturms zu. Die anderen folgten ihr. Der Wind kam aus einer günstigen Richtung, verwehte die Geräusche ihrer Schritte. So kamen sie dicht an die arglosen Männer heran. Plötzlich wandte einer von ihnen den Kopf, vielleicht aus Instinkt. Seine Augen weiteten sich; doch bevor er sein Schwert ziehen konnte, war Ashnada bei ihm, trat ihm den Stiefel in den Magen. Stöhnend brach er zu Boden, prallte mit dem Kopf gegen die Treppenstufe und verstummte. Ein zweiter Kathyger wurde von Ungelds Schleuder gefällt; lautlos sackte er in sich zusammen, als der Stein seine Schläfe traf. Die übrigen zwei Wachposten wichen zurück, Angst in ihren Gesichtern. Schon stürmten Parzer, Mäulchen und Stolling voran und stürzten sich auf sie. Parzer schnappte nach den Beinen des ersten, Stolling und Mäulchen nach den Armen des anderen. Nach kurzem Ringen waren beide Kathyger überwältigt.
    Während die Fischer sie fesselten und knebelten, trat Aelarian Trurac an die Treppe und blickte zum Eingang empor. »Das war verblüffend einfach. Doch wir sollten achtgeben; gewiß verbergen sich noch weitere Schergen des Barons im Turm.«
    »Es wird uns nichts anderes übrigbleiben, als selbst oben nachzusehen«, sagte Cornbrunn, der ihm gefolgt war. »Vielleicht haben wir Glück, und Eidrom hütet allein sein tückisches Feuerchen. Dann können wir ihn ohne größeres Aufsehen…«
    Er hielt mitten im Satz inne. Aus dem Schatten des Türrahmens war eine Gestalt hervorgetreten; ein junger Mann in einem dunklen Mantel. Schmal und grimmig war sein Gesicht, das lange Haar schwarz, mit glitzernden Silberperlen geschmückt. Er stellte sich an die oberste Treppenstufe, blickte auf die Troublinier herab. Dann fielen seine Augen auf Ashnada.
    Sie hatte ihn sofort erkannt. »Cyrmor!« Ihre Stimme bebte.
    Cyrmors Blick war nicht zu deuten. Wie beiläufig fuhr seine Hand unter den

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