Flammenbucht
legen würde… Es sind wirklich grausame Zeiten, in denen wir leben!
»Dann wird es wohl demnächst ein prunkvolles Begräbnis in Thax geben«, sagte Baniter. Er blickte Binhipar herausfordernd an. »Wie dem auch sei - ich habe Inthara die Hand des Kaisers versprochen. Und da Akendor seinen ehelichen Pflichten nicht mehr nachkommen kann, muß nun eben sein Sohn an den Altar treten.« Binhipar schien seinen Ohren nicht zu trauen. »Ihr meint Uliman? Der Junge ist gerade einmal zwölf Jahre alt!« »Hervorragend«, erwiderte Baniter. »Dann wird er sich leicht zu einer Hochzeit überreden lassen. Ihr habt ihn doch hoffentlich aus Troublinien herbeiholen lassen!«
Binhipar nickte. »Uliman befindet sich in der Stadt. Doch er ist in den Händen der Tathrilya. Bars Balicor, der neue Hohepriester der Kirche, hat sich des Prinzen bemächtigt. Er benutzt ihn als Faustpfand, damit der Thronrat ihn gegen seinen Kontrahenten Nhordukael unterstützt.«
Baniter stöhnte auf.
Das hat gerade noch gefehlt! Nun will also auch die Kirche ihren Anteil an der Macht.
Er kannte Bars Balicor, den vormaligen Erzprior von Thax, nur flüchtig, doch er wußte um dessen Verschlagenheit. »Und wann gedenkt er Uliman dem Silbernen Kreis zu übergeben?«
Binhipar starrte finster zu Boden. »Bars Balicor möchte warten, bis sich die Wogen des Aufstands geglättet haben. Noch sind Nhordukaels Anhänger nicht besiegt. Sie haben sich am Berg Arnos versammelt. Es ist zu befürchten, daß sie einen zweiten Angriff auf die Hauptstadt wagen.«
»Wollt Ihr etwa gemächlich warten, bis sie kommen?« rief Baniter. »Ihr hättet längst handeln müssen! Der Silberne Kreis muß den Kaiser für tot erklären und Uliman auf den Thron setzen. Das wird das Volk beruhigen; es wird dem neuen Herrscher zujubeln und sich von Nhordukael abwenden. Wenn dann noch verkündet wird, daß der Kaiser die Königin von Arphat zu seiner Gemahlin nehmen will…«
»Niemals!« tobte Binhipar. »Diese Heirat wird niemals stattfinden!«
Baniter zuckte mit den Schultern. »Dann wird das Bündnis mit Arphat zerbrechen, und in wenigen Wochen werden die Goldei in Sithar einfallen.« Er musterte den Fürsten von Palidon. »Seht es doch ein, Binhipar - es gibt kein Zurück mehr!«
Binhipar ballte die Fäuste. »Ihr hattet kein Recht dazu, Inthara diese Ehe zu versprechen!« »Ebensowenig wie Ihr das Recht dazu hattet, die Klippenritter nach Thax zu holen«, gab Baniter zurück. »Wir alle tun das, was wir für Sithars Rettung als richtig erachten, nicht wahr?«
Über ihnen zerriß ein Donnerschlag die Stille, die auf dem Hügel eingekehrt war. Der Wind hatte sich schlagartig gelegt; doch nun kündete ein Grollen, der rollende Nachhall des Donners, von dem Sturm, der sich über dem Hochland zusammengebraut hatte und bald losbrechen würde.
Binhipar Nihirdi, Fürst von Palidon, wandte sich dem Mahnmal zu, das die Wandermönche geschändet hatten. »Ihr habt Euren Plan schlau eingefädelt, Baniter Geneder, und Euch wieder einmal unentbehrlich gemacht. Ich hätte es wissen müssen!« Seine Stimme klang verbittert. »Vor vielen Jahren schon warnte mich mein Ahne vor Euch. Nihirdi der Standhafte sprach zu mir, hier am Berg von Carmand, und beschwor mich, niemals den Luchs zur Macht gelangen zu lassen. Denn der Luchs, so wisperte Nihirdi mir ins Ohr, werde Sithar einst den Untergang bereiten.«
Wer hätte gedacht, daß der Ahnenkult Binhipars Verstand so sehr benebelt hat!
Belustigt beobachtete Baniter den palidonischen Fürsten, der sich wieder zu dem Stein herabkniete und mit der rechten Hand über die zerstörte Oberfläche strich.
»Seit dem Verrat Eures Großvaters weiß ich, daß die Familie Geneder das Reich in den Abgrund reißen will«, fuhr Binhipar fort. »Zu gern würde ich meinen Rittern den Befehl geben, Euch an Ort und Stelle mit dem Schwert niederzustrecken, doch ich erkenne, daß es sinnlos wäre. Denn nach Euch käme nur ein neuer Luchs, der Euer Werk fortsetzte. Nein, nicht Euch gilt es zu bekämpfen, sondern den, der Euch lenkt und der schon Euren Großvater lenkte.«
»Wagt es nicht, von ihm zu sprechen!« fuhr Baniter in plötzlichem Zorn auf. »Er hat für seine Tat bezahlt! Laßt ihm seinen Frieden!«
»Ihr werdet nicht siegen, Baniter«, stieß Binhipar hervor, »nicht solange ich lebe. Merkt Euch meine Worte! Der Luchs von Ganata wird sich niemals über Sithar erheben, solange meine Augen geöffnet sind!« Schweigend ließ er die Hand über den schwarzen
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