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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Ritter der Schwarzen und der Weißen Klippen… ich zähle an die fünfzig von ihnen. Gehe ich recht in der Annahme, daß dieser stolze Trupp mir zu Ehren den Weg der Pracht blockiert?« Jundala nickte. »Binhipar hat ihn ausgesandt, um dich vor Thax abzufangen. Er will dich von der Stadt fernhalten. Mich ließ er mitreiten, damit du aus meinem Munde erfährst, wer in Thax das Sagen hat.« In ihren Augen war Furcht zu erkennen. »Die Klippenritter sind in die Stadt eingerückt, Baniter! Sie haben den Volksaufstand niedergeschlagen und anschließend den Palast besetzt. Die Stadtgarde wurde aufgelöst, und der Kaiser…« Sie stockte.
    Baniter packte ihren Arm. »Was ist mit Akendor geschehen?«
    »Sie haben ihn gefangengenommen, nachdem er im Thronsaal die Nichte des Fürsten von Swaaing ermordet hat. Akendor hat das Mädchen in seinen Armen erstickt.« Jundala senkte den Blick. »Das arme Kind war erst vier Jahre alt, jünger noch als Marisa… und ich war dabei, Baniter, ich war dabei, als Akendor ihm das Genick brach!«
    Er ließ ihren Arm los. Schweigend blickte er sie an.
    Als Jundala aufsah, schimmerten Tränen in ihren Augen. »Du weißt, warum er es tat. Akendor wollte sich rächen für den Mord an seiner Geliebten - für den Mord an Ceyla Illiandrin.«
    »Reiß dich zusammen«, befahl Baniter. »Wir tragen keine Schuld daran!«
    Jundala schüttelte den Kopf. »Du warst nicht dabei, Baniter. Du hast nicht gesehen, wie Akendor das Kind empor riß, wie er seine Arme um den kleinen Körper schlang, wie er…« Ihr versagte die Stimme. »Mir war es, als hätte er Marisa erstickt.«
    Baniters Augen blitzten auf. »Ich will nichts davon hören!«
    »Ich habe dich davor gewarnt, daß aus Mord immer nur neuer Mord entsteht«, sagte Jundala verbittert. »Doch du wolltest nicht auf mich hören, du wolltest nicht…«
    »Was ist mit Akendor geschehen?« unterbrach Baniter sie grob.
    Jundala atmete tief durch. »Sie haben ihn in den Kerker gesperrt. Seitdem gibt es keine Nachricht über sein Schicksal, und der Silberne Kreis schweigt. Vielleicht haben Scorutar und Binhipar den Kaiser aus der Stadt bringen lassen, oder er ist nicht mehr am Leben.«
    Baniter stieß einen Fluch aus. »Dann ist mein gesamter Plan zunichte! Ich habe der arphatischen Königin Akendors Hand versprochen. Nur so kann das Bündnis mit Arphat aufrechterhalten werden!« »Ich habe getan, was in meiner Macht stand«, beteuerte Jundala. »Ich habe all deine Befehle ausgeführt, die du mir in deinen Briefen übermittelt hast. Und doch sind wir gescheitert.«
    Der Fürst schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht…die Lage ist nur komplizierter geworden. Der Kaiser ist verschwunden, die Kirche gespalten, der Leuchtturm von Fareghi in der Hand eines Wahnsinnigen, und die Goldei nähern sich stetig unseren Grenzen. Es wird Zeit, die Dinge in Sithar wieder in Ordnung zu bringen.« Sein Blick fiel auf die Klippenritter. »Wo finde ich Binhipar? Ich muß ihn sprechen!«
    Jundala wies zum Berg von Carmand. »Er ist dort oben, beim schwarzen Stein.« Sie streifte die Kette ab, die sie um den Hals trug. Auf der silbernen Plakette, die an ihrem Ende baumelte, war das Wappen des ganatischen Fürstentums zu erkennen, der zum Sprung ansetzende Luchs. »Nimm sie wieder an dich, Baniter. Ich hoffe, sie bringt uns mehr Glück als bisher.«
    Baniters Finger schlössen sich um das silberne Schmuckstück.
Diese Ketten haben stets nur Unheil gebracht. Wie kommt es, daß wir Fürsten Sithars sie dennoch mit solchem Ehrgeiz verteidigen?
Er streifte sich die Kette um den Hals, ohne seine Frau anzusehen. »Du hast recht, Jundala - aus Mord entsteht immer nur neuer Mord. Doch meine Familie hat nicht damit begonnen!«
    »Aber wer wird es beenden?« fragte Jundala. »Eines Tages wird dieser Fluch auch uns erreichen. Eines Tages werden wir für unsere Tat bezahlen müssen.«
    Wortlos schritt Baniter an ihr vorbei. Seine Augen waren auf den Berg von Carmand gerichtet. Oben, an der Spitze, erblickte er das Mahnmal für die Gründer des Südbundes. Klippenritter umringten den schwarzen Stein; sie waren von ihren Pferden abgestiegen. Ihre Rüstungen glänzten im Zwielicht.
    Der Wind war stärker geworden; es kostete Baniter einige Mühe, den Hügel zu erklimmen. Schon von weitem bemerkte er die leblosen Körper, die von den Rittern zur Spitze des Hügels geschleift worden waren. Es waren um die zwanzig Leichen; bärtige Männer mit zerlumpten Kutten, die von den Klippenrittern

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