Flammenbucht
Stein gleiten, während sich Baniter von ihm abwandte.
Wir werden sehen, wer sich über wen erhebt! Und deinen Augen, Binhipar, wird noch mancher Sprung entgehen, zu dem der Luchs von Ganata ansetzt!
KAPITEL 3 -
Drähte
#In der eisernen Schale loderte ein Feuer. Gelbe Flammen wanden sich über dem brennenden Öl. Ihr Wabern glich einem geisterhaften Tanz. Ab und zu lösten sich Funken, flogen als rotglimmende Lichter auf, um dann mit einem Knistern zu verglühen.
Es war das einzige Geräusch in der verlassenen Höhle; nicht einmal ein Luftzug störte die Stille. Die Höhle verharrte im andächtigen Schweigen, im zeitlosen Schlummer.
Auf einem Sockel in der Mitte der Höhle ruhte die Schale mit dem brennenden Öl. Das Feuer tauchte die Felswände in schummriges Licht und schuf zwischen den Rissen und Felsvorsprüngen ein bizarres Spiel der Schatten. Dazwischen blitzten Fäden aus Licht auf: feine Silberdrähte, die den Flammenschein reflektierten. Wie ein Spinnenetz durchzogen sie die Höhle; mal liefen sie nebeneinander her, mal kreuzten sie sich oder spannten sich von Wand zu Wand. Über ihnen verlor sich die Höhle in steilen Felskaminen, die in Finsternis lagen. Das Licht der Flammen konnte sie nicht erreichen, und so vermochte niemand zu ermessen, bis in welche Höhen sie sich erstreckten.
Noch ruhte die Höhle, war versunken in ihren selbstvergessenen Schlaf. Dann aber begann einer der Drähte, die sich über der Schale spannten, zu vibrieren. Kurz, ganz kurz nur war ein Summen zu hören, ein leiser Ton, der jedoch rasch wieder verhallte.
Aus den Schatten der Höhlendecke löste sich das Ende eines Seils. Es wurde langsam und sehr vorsichtig herabgelassen. Behutsam bahnte es sich einen Weg an den Drähten vorbei, um dicht über dem Boden zu verharren. Kurz darauf ließ sich eine Gestalt an dem Seil herab; ein Mann, gewandet in eine Kutte, deren Kapuze zurückgeschlagen war. Vorsichtig kletterte er abwärts. Seine Augen waren auf den obersten Silberdraht gerichtet; denn dieser hatte erneut zu vibrieren begonnen. Sein Summen klang deutlicher als zuvor, und ein zweiter Draht in der Nähe antwortete seinem Lied.
Als sich der Mann auf der Höhe des Drahtes befand, streckte er die Hand nach dem singenden Draht aus. Er trug einen Handschuh aus schwarzem Samt, in den mit goldenen Fäden ein Emblem eingenäht war - eine Mondsichel. Kaum hatte er den Silberdraht berührt, brach der Ton ab; und auch der zweite Draht kam zur Ruhe, als wäre er erschrocken über das Verstummen seines Nachbarn.
Vorsichtig zog der Mann die Hand zurück und sah sich in der Höhle um. Sie hatte zwei Ausgänge: zur Linken eine eiserne Tür, in die seltsame Runen eingeritzt waren, zur Rechten ein rundes Tor, das in den Steinboden eingelassen war. Zwei Eisenbolzen verschlossen es.
Der Mann setzte seinen Abstieg fort. Lautlos kam er auf dem Boden der Höhle auf. Richtete sich auf, lauschte. Nichts war zu hören. Er hatte keinen weiteren Draht aufgeschreckt. Dennoch spürte der Mann, daß die Höhle aus ihrem Schlummer erwacht war. Sie war mißtrauisch geworden, sie lauerte und suchte nach Bestätigung für den Argwohn, den der Gesang der Drähte geweckt hatte.
Der Mann schlug die Kutte zurück. Ein goldener Stab blitzte am Gürtel auf. Während er ihn hervorzog, blieben seine Augen auf die Schale gerichtet, in der das Öl brannte. Vorsichtig näherte er sich ihr. Er setzte seine Schritte nahezu geräuschlos; geschickt wich er den Drähten aus, die ihm den Weg versperrten. Als er vor der Schale stand, streckte er die Hand aus und hielt den goldenen Stab in die Flammen. Der Stab fing an zu glühen; Funken sprühten auf, spritzten zum Steinboden hinab, wo sie als Lichtpunkte weiterglommen.
Er wandte den Kopf und blickte auf das Tor, das in den Boden eingelassen war. Es war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Wieder setzte er sich in Bewegung, den goldenen Stab vorausgerichtet.
Über ihm begann ein Draht zu singen, zaghaft, leise. Wie beiläufig streckte der Mann die Hand empor, erstickte den Klang mit einer Berührung des Samthandschuhs. Doch als er die Hand zurückziehen wollte, streifte der Ärmel seiner Kutte den feinen Draht.
Ein schriller Ton gellte durch die Höhle. Sofort versetzte er die übrigen Silberdrähte in Schwingung. Das Mißtrauen der Höhle löste sich in einem vieltönigen Klang, der dem rauschenden Spiel einer Harfe glich. Der Mann fuhr zusammen, rannte los, nahm in wenigen Sätzen den verbleibenden Weg zum Tor,
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