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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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erschlagen worden waren. Blut sickerte durch den groben Leinenstoff und wurde vom Gras des Hügels aufgesogen.
    Die Klippenritter wichen zur Seite, als Baniter sich dem Stein von Carmand näherte. Vor dem Mahnmal kniete ein Mann. Er hatte Baniter den Rücken zugewandt. Lange schwarze Haare quollen über den Kragen seines Ledermantels. Seine Hände lagen flach auf der Oberfläche des Steins, die - wie Baniter bemerkte - vollständig zersplittert war.
    Baniter verschränkte die Arme vor der Brust. »Welch angenehme Überraschung! Binhipar Nihirdi, der Fürst von Palidon. Wer hätte gedacht, daß wir uns in freier Wildbahn über den Weg laufen?«
    Langsam erhob sich der Angesprochene und wandte sich nach Baniter um. Er war von eindrucksvoller Gestalt; breite Schultern, kräftige Arme, ein grimmiges Gesicht mit einer kantigen Nase. Zwei stechende Augen musterten Baniter. Sein Bart, der zu zwei langen Zöpfen geflochten war, wehte unruhig im Wind. »Baniter Geneder… Ihr seid also tatsächlich zurückgekehrt.« Es klang wie ein Vorwurf.
    »Ich sehe, Ihr könnt Eure Freude kaum in Zaum halten«, erwiderte Baniter. »Es ist eine Ehre, daß Ihr mich persönlich in Thax willkommen heißt. Doch war es nötig, für diesen unbedeutenden Anlaß die Klippenritter aus dem fernen Nandar herbeizurufen, die sich doch eigentlich dem Küstenschutz widmen sollten?« Binhipar biß sich wütend auf die Lippen. »Ich mußte die Ritter nach Thax holen. Während Ihr Euch in Praa herumgetrieben habt, wurde das palidonische Hochland von aufständischen Fanatikern verwüstet. Wir mußten dagegen vorgehen.«
    Baniter warf einen Seitenblick auf die Leichen. »Wer waren diese bärtigen Kerle?«
    »Eine Horde Wandermönche, die plündernd durch Thax zog und mehrere Heiligtümer der Kirche zerstörte. Sie haben es sogar gewagt, den Heiligen Stein zu schänden!« Binhipar wies auf das zersplitterte Mahnmal. »Wären wir nicht rechzeitig des Weges gekommen, hätten sie die Gräber unserer Ahnen verwüstet.« Im Berg von Carmand waren die zehn Gründer des Südbundes bestattet: Suant und Nihirdi, Lomis und Geneder, Aldra und Turr, Thim und Thayrin, Imer und Fhonsa. Sie hatten sich vor mehr als vierhundert Jahren gegen die Königreiche des Nordens zusammengeschlossen - zehn Kaufleute aus Vara, die sich der Ausbeutung des Südens durch die Candacarer, Gyraner und Arphater entgegengestellt hatten. Sie hatten einzelne Siedlungen von den Tyrannen freigekauft; hier ein Landgut, dort ein Dorf oder eine Straße. Bald hatten sie ein Netz engmaschiger Handelsbeziehungen zwischen den freigekauften Besitzungen geschaffen und diese bis ins Silbermeer ausgeweitet. Sie hatten ein Schutzheer rekrutiert, an ihrem Heimatort Vara eine Handelsakademie gegründet und in der Küstenstadt Persys ein prächtiges Bundeshaus errichtet. Dies alles war mit großer Behutsamkeit geschehen, so daß die Königreiche des Nordens zu spät bemerkt hatten, welche Gefahr sich im Süden zusammenbraute. Bereits zwölf Jahre nach Gründung des Bundes waren die zehn Kaufleute zu großer Macht gelangt und wurden vom Volk als Vorboten einer besseren Zukunft verehrt.
    Doch der rasche Erfolg hatte sie übermütig werden lassen. Als sie eines Tages wieder im Saal ihres Bundeshauses zu Persys zusammengetroffen waren, hatte sich kurz nach Anbruch der Dunkelheit ein Mördertrupp auf geheimen Wegen in den Saal geschlichen: Candacarische Meuchler mit vermummten Gesichtern, die in den Händen Lederschlingen trugen. In wenigen Augenblicken hatten sie ihre Opfer umzingelt und ihnen die Schlingen um den Hals gelegt. So waren die zehn Gründer des Südbundes grausam erwürgt worden - ermordet von den Königreichen des Nordens, die das Ende des Südbundes beschlossen hatten. Doch der Plan der Tyrannen war nicht aufgegangen. Die Söhne und Töchter der Ermordeten hatten das Werk ihrer Väter fortgesetzt, und diese waren zu Märtyrern erklärt und im palidonischen Hochland bestattet worden. Als hundert Jahre später das Kaiserreich Sithar gegründet worden war, hatte man ihnen auf dem Berg von Carmand ein Mahnmal errichtet.
Geboren in Vara, ermordet in Persys, begraben im Berg von Carmand
- diese Worte waren in die Oberfläche des schwarzen Steins eingemeißelt. Viele Jahrhunderte lang hatte der Schriftzug an das ›Saalfest zu Persys‹ gemahnt.
Nun hat die Zerstörungswut der Wandermönche die Worte für immer ausgelöscht,
fuhr es Baniter durch den Kopf.
Doch diese Eiferer haben für ihren Frevel teuer

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