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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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zögerte. »Was ich zu sagen habe, ist nicht für die Ohren des Wandelbaren bestimmt.« Laghanos starrte den kahlköpfigen Mann feindselig an. »Wenn das, was Ihr Darsayn zu sagen habt, mich betrifft, will ich es hören! Ich lasse nicht zu, daß Ihr mich gefangenhaltet und mir verschweigt, was um mich herum geschieht!« Ein gefährliches Surren drang zwischen den Speichen der Maske hervor.
    Darsayn legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Wir haben vor dir nichts zu verbergen, Laghanos.« Er wandte sich Benris zu. »Der Wandelbare soll hören, was du zu sagen hast.«
    Benris zuckte mit den Schultern. »Meine Worte könnten ihn ängstigen. Doch wenn dies dein Wunsch ist…« Er schlug den Schleier beiseite, trat auf den Haubenträger zu und streckte ihm einen Stoffetzen entgegen, den er hinter dem Rücken verborgen hatte. Es war ein blutdurchtränkter Samthandschuh. »Ein Jünger des Mondes hat versucht, das Tor der Tiefe zu versiegeln. Es gelang ihm, in die Ruhende Kammer einzudringen, und hätten die Wächter ihn nicht im letzten Moment zur Strecke gebracht, wäre das Undenkbare geschehen!« Darsayn betrachtete den Handschuh. Seine Finger strichen über das verkrustete Symbol, das in den Samt gestickt war. »Ein Jünger des Mondes… Wie in aller Welt konnte das passieren?«
    »Er drang durch einen geheimen Schacht in der Höhlendecke ein«, berichtete Benris. »Wie er dabei alle Schutzvorrichtungen narren konnte, ist mir ein Rätsel. Nie zuvor vermochten die Verräter so weit zu den heiligen Orten des Spektakels vorzudringen. Ich sage dir, dort draußen geht etwas vor, Darsayn! Die Jünger sind unruhig geworden; sie haben von der Ankunft des Wandelbaren gehört und fürchten nun, daß die Prophezeiung sich erfüllt.«
    »Wer sind die Jünger des Mondes?« fragte Laghanos.
    Darsayn blickte zu dem Jungen herab. »Es sind Abtrünnige, die sich vom Weltenschmied abgewandt haben. Sie dienen dem Blender, dem Herrn der Schatten. Unbemerkt leben sie unter uns, teilen mit uns das Brot, arbeiten an unserer Seite; und doch trachten sie danach, das Heilige Spektakel zu zerstören.« Er reichte Benris den Handschuh zurück. »Hast du herausgefunden, wer der Eindringling war?«
    Benris nickte. »Ein Unbeschlagener aus dem Dritten Zweig. Er arbeitete in der großen Schmiede als Zinngießer. Niemand ahnte, daß er dem Pfad des Mondes folgt.«
    »Die Verräter sind überall«, rief der Haubenträger erbost. »Doch sie werden die Wiederkehr des Weltenschmieds nicht verhindern!« Er blickte den Jungen an. »Ich muß dich warnen, Laghanos. Unsere Feinde könnten versuchen, dich zu entführen oder dir Schaden zuzufügen. Sie wissen, daß du eingetroffen bist, und fürchten deine Macht. Trau keinem, der deine Wege kreuzt! Die Jünger des Mondes sind voller Tücke; sie schrecken vor nichts zurück, um an ihr Ziel zu gelangen.«
    Ich traue längst keinem mehr,
dachte Laghanos.
Zu oft wurde ich betrogen; von dem Rotgeschuppten, von der Malkuda, von Malcoran.
Er spürte, wie die Maske sein Gesicht zusammenzog, wie sie an seinen Wangen, seiner Stirn zerrte.
Und dir traue ich am wenigsten, Darsayn - dir und deinem seltsamen Orden.
    Der Haubenträger tastete nach seiner Hand. »Komm«, wisperte er, »komm mit mir! Du sollst die Geheimnisse des Spektakels kennenlernen! Du sollst die Kammern sehen, die für dich geschaffen wurden - für deine Wandlung, für den Weltengang.«
    Er zog Laghanos mit sich. Widerstrebend folgte der Junge, den Blick zu Boden gerichtet. Ein Wort drängte sich in seine Gedanken.
Drafur,
so wisperte es in seinem Schädel,
Drafur…
und er wußte, daß er bald erfahren würde, was dieser Name bedeutete, der ihn seit seiner Gefangenschaft bei den Goldei verfolgte.

KAPITEL 4 -
Treppen
    Mit einem Schnaufen stellte die Käppnerin den Krug ab, aus dem sie soeben einen Schluck Kräutersirup genommen hatte. Genußvoll leckte sie sich die klebrige Süße von den Zähnen. Dabei stellte sie fest, daß sich zwischen ihren unteren Backenzähnen etwas verfangen hatte. Verärgert versuchte sie, mit Daumen- und Zeigefinger den ungebetenen Gast zu fassen. Nach einer Weile des Herumstocherns förderte sie ein Reiskorn zutage - wohl ein Überbleibsel des gestrigen Eintopfs. Nachdenklich rollte die Käppnerin den feuchten Klumpen zwischen den Fingerkuppen hin und her und schnipste ihn auf die Straße, wo sich sogleich eine aufmerksame Möwe auf den Leckerbissen stürzte.
    »Darf ich kurz stören?«
    Die Käppnerin hob den Kopf. Sie

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