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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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gewaltig ist?«
    Der Bathaquari legte langsam seine glühende Hand auf das Gestein. Die schwarze Farbe schmolz, perlte in zähen Tropfen von dem Salz. Carputons Stimme wandelte sich zu einem Kreischen.
    »Fahre aus dem Stein!« befahl Rumos. »Du bist körperlos und kannst dich ungehindert auf dieser Insel bewegen. Zwar kannst auch du nicht nach Fareghi gelangen, doch du wirst dich dem Leuchtturm annähern und das magische Licht beobachten, das er ausstrahlt, ohne von der Sphäre des Turms erfaßt zu werden. Alles, was du spürst, spüre auch ich; wir teilen die gleichen Sinne, und deine Furcht macht dich empfänglicher für die Strömungen der Sphäre; sie läßt dich manches besser erkennen, als meine Augen es vermögen. Ja, du wirst mir eine große Hilfe sein - dank deiner Unvollkommenheit, dank deiner Schwäche!«
    Carputons Kreischen ebbte ab, verhallte in den Tiefen des Gesteins, während die letzten Tropfen der dunklen Farbe an der Wand herabrannen.
    Langsam zog Rumos die Hand zurück. Sein Gesicht schimmerte rötlich im Widerschein der glühenden Finger. »Erbärmliches Geschöpf! Ich bedaure es nicht, dich aus meinem Herzen gerissen zu haben. Einmal noch sollst du mir zu Diensten sein, ein letztes Mal; dann sollst du für immer in den Stein fahren, damit die Flamme in mir ewig brennt.«
    Über den Türmen der Burg Galbar kreisten die Möwen. Mit gierigem Kreischen stürzten sie sich durch die Lüfte und ließen sich von den Windböen treiben, die das Meer in alter Kampfeslust gegen das Land warf. Ashnada stand auf einem Felsen nahe der Burg, das Gesicht zum Wasser gewandt. Kalt strich der Wind über ihren kurzgeschorenen Kopf. Sie versuchte sich in Erinnerung zu rufen, wie er einst ihre langen, offenen Haare um Schultern und Wangen geweht hatte, doch dieser Gedanke machte sie traurig und wütend. Es waren nun bereits mehrere Tage verstrichen, seit sie ihren Schopf auf eine Fingerlänge gekürzt und mit dem Sud der TarquanWurzel eingefärbt hatte. Der scharfe Geruch des Färbemittels stach ihr noch immer in die Nase. Ihre Haare waren nun feuerrot wie bei einer Troublinierin, auch wenn die Farbe etwas zu grell geraten war. Stumm blickte Ashnada auf Galbar Are hinab. Von dieser Stelle aus hatte sie eine hervorragende Sicht auf die Ebenen der Stadt, auf die verschachtelten Straßenzüge, die schmalen Häuser und kühnen Treppen. Fast schien es, als wäre Galbar Are einst auf der Spitze des Kalkfelsens errichtet worden, eines Tages jedoch den steilen Hang abwärts gerutscht, dem Meer entgegen.
    Ashnada entsann sich des Tages, als sie die Stadt zum ersten Mal gesehen hatte. Sie war jung gewesen, dreiundzwanzig Jahre alt, und zum ersten Mal fern ihrer Heimat. Staunend hatte sie von Bord ihres Schiffes auf Galbar Are geblickt, hatte versucht, diese fremde, mit dem Kalkfelsen verschmolzene Stadt zu begreifen. Das Schiff, das sie nach Galbar Are gebracht hatte, war unter dem Segel eines vodtivischen Handelskontors gefahren, doch die Seeleute waren allesamt getarnte Gyraner gewesen. Dreißig Igrydes befanden sich unter ihnen, geheime Krieger des gyranischen Königs. Sie waren nach Morthyl gekommen, um die Insel ins Chaos zu stürzen. Tarnac der Grausame hatte beschlossen, die kostbaren Silberminen Morthyls für das Königreich Gyr zurückzuerobern. Als Vorbereitung für den geplanten Krieg sollten die ›Gnadenlosen‹ unter Ashnadas Führung die Inselbevölkerung in Angst und Schrecken versetzen. Denn Angst war nach Ansicht des Königs das wichtigste Mittel, um ein Volk zu unterwerfen, und Schrecken die beste Waffe, es zu schwächen.
    Ashnadas Blick wanderte zur Burg zurück. Ihre Kalkmauern glänzten im Licht der morgendlichen Sonne. Hinter der Burg erstreckte sich ein mit Steinen markiertes Feld, auf dem gerade ein Zeltlager errichtet wurde. Zahlreiche Männer waren damit beschäftigt, Planen zu spannen und Eisenstangen in die Grasnarbe zu bohren.
    Perjan Lomis ruft sein Heer zusammen,
folgerte Ashnada. Es
wird nicht mehr lange dauern, bis es nach Fareghi übersetzt, um Eidrom von Crusco zu vertreiben.
    Rumos hatte sie an diesem Morgen aufgefordert, zur Burg emporzusteigen. Ashnada sollte auskundschaften, welche militärischen Vorbereitungen die Morthyler zur Rückeroberung Fareghis trafen. Es herrschte eine eigenartige Stimmung in der Stadt, ausgelöst durch Fareghis Fall und den damit einhergehenden Zusammenbruch des Seehandels. Überall in den Straßen wurden Flüche gegen den Feind ausgespieen: gegen Eidrom von

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