Flammenbucht
Quelle von Arnos ist unberechenbar! Jeder weitere Tag, an dem sie in Nhordukaels Händen ist, birgt große Gefahren für Thax, ja, für ganz Sithar!« Wütend wedelte Bars Balicor mit dem Ärmel seiner Kutte die Rauchschwaden beiseite, die seine Augen reizten. »Noch heute tritt im Palast der Silberne Kreis zusammen. Die Fürsten wollen darüber entscheiden, ob sie einen Teil des Heeres nach Arnos entsenden. Selbstverständlich habe ich den Einfluß der Kirche geltend gemacht, damit dieser Feldzug zustande kommt. Er wird unsere letzte Gelegenheit sein, Nhordukael zu Fall zu bringen.«
In den Gesichtern der Bathaquari war keine Regung zu erkennen. Eine Priesterin, deren rotes Haar ihre troublinische Abstammung verriet, meldete sich schließlich zu Wort. »Ich muß Euch warnen, Hohepriester. Falls Nhordukael die Macht der Quelle beschworen hat, wird er sich nicht so leicht besiegen lassen. Wir haben dem Auge der Glut wenig entgegenzusetzen. Alle Versuche, einen Teil seiner Kraft in unseren Tempel umzulenken, sind gescheitert.«
»So weit zur berüchtigten Zauberkunst der Bathaquar«, höhnte Bars Balicor. »Seit Rumos uns verlassen hat, ist der Sphärenstrom des Tempels von Tag zu Tag schwächer geworden. Bald werden wir vollkommen schutzlos sein.«
»Wir tun unser möglichstes, um die Schutzzauber des Tempels aufrechtzuerhalten«, erwiderte die Priesterin. »Doch ein Sieg gegen die Anhänger Nhordukaels ist zweifelhaft, solange…«
»… solange Nhordukael über das Auge der Glut gebietet«, ergänzte Bars Balicor grimmig. »Ja, ich bin mir dessen bewußt. Doch wie können wir ihm die Quelle entreißen?« Er starrte nachdenklich auf die Säule, auf der noch immer der Abdruck von Rumos' Hand prangte. »Schon einmal in der Geschichte hat sich die Kirche Tathrils gespalten. Damals, vor vierhundert Jahren, als die Tathrilya und die Bathaquar um die Vorherrschaft kämpften, gelang es der Bathaquar, das Auge der Glut zu erobern und den Hohenpriester Jenos Agur zu besiegen.« Er wandte sich wieder den Bathaquari zu. »Wenn eurer Sekte schon einmal dieses Kunststück gelang, warum sollte es nicht auch dieses Mal möglich sein, den Brennenden Berg einzunehmen?« Die Bathaquari wechselten vielsagende Blicke. »Wir wissen selbst nur wenig über die Ereignisse jener Zeit«, ließ einer der Priester verlauten. »Angeblich unterwarfen die Bathaquari damals das Auge der Glut mit Hilfe einer anderen Quelle.«
»Sie beschworen das Verlies der Schriften«, ergänzte die rothaarige Priesterin, »die Quelle des Doms zu Vara. Sie ist nach dem Auge der Glut die mächtigste Quelle Sithars. Mit ihrer Kraft durchbrach die Bathaquar den magischen Schutzwall von Arnos und vertrieb die Tathrilya.«
»Was diese allerdings nicht daran hinderte, eure jämmerliche Sekte hundert Jahre später mit Stumpf und Stiel auszurotten«, sagte Bars Balicor gehässig. »Wie dem auch sei - es wird Zeit, den Ruf, der eure Zauberkunst umweht, unter Beweis zu stellen. Falls wir Arnos nicht mit dem Schwert einnehmen können, müssen wir eben jenes Ritual wiederholen, das damals den Sieg brachte.«
Die rothaarige Priesterin lächelte milde. »Eure Herrlichkeit vergißt, daß sich auch das Verlies der Schriften in der Hand unserer Feinde befindet. Der Kurator von Vara hat sich auf Nhordukaels Seite geschlagen. Ohne die Macht dieser Quelle läßt sich das Ritual nicht durchführen.«
»Nun, auch wir besitzen in Vara zahlreiche Anhänger. Es dürfte nicht schwierig sein, das Verlies in unsere Gewalt zu bringen.«
Die Priesterin blickte ihn zweifelnd an. »Unterschätzt Nhordukael nicht, Hohepriester! Er wird sich den Dom zu Vara nicht ohne weiteres entwinden lassen.«
Ein weiterer Bathaquari meldete sich zu Wort. »Selbst wenn uns das Verlies der Schriften in die Hände fällt, bleibt es ungewiß, ob sich das Ritual wiederholen läßt. Es ist äußerst schwierig, mit Hilfe einer Quelle die Sphäre einer zweiten zu durchbrechen. Niemand von uns hat die Erfahrung, um ein solches Ritual auszuführen - auch Ihr nicht, Hohepriester.« Er senkte die Stimme. »Man sagt dem Verlies der Schriften seltsame Dinge nach. Es ist ebenso mächtig wie das Auge der Glut - und ebenso gefährlich! Viele Zauberer sind in den Gewölben unter dem Dom zu Tode gekommen.«
Bars Balicor kannte die Gerüchte, die den Dom zu Vara betrafen. Er selbst hatte ihn viele Male besucht, und jedes Mal war er zutiefst beeindruckt von der Größe und Schönheit dieses Bauwerks gewesen. Das Verlies
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