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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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einem reifen Mann geworden war.«
    »Kein Wunder, daß Rumos Euch erst so spät erkannte«, ließ Cornbrunn verlauten. »Die Zeit hat es nicht gut mit Euch gemeint, Großmerkant.«
    »Aber ich meine es gut mit dir, wenn ich dir rate, dein Schandmaul in Zaum zu halten! Seit jener Sitzung des Gildenrates verfolgte mich Rumos' Haß. Er wußte, daß ich seine dunkle Vergangenheit kannte, und ich wußte, wie gefährlich er war. Es gelang mir, Teile des Rates gegen ihn aufzubringen, ihm den einen oder anderen Stein in den Weg zu legen. Als uns der sitharische Kaiser mit der Bitte überraschte, seinen Sohn in die Handelsakademie von Taruba aufzunehmen, erwirkte ich, daß der junge Uliman nicht von der Priesterschaft, sondern von der Großgilde erzogen wurde; ja, ich übernahm sogar selbst die undankbare Aufgabe, den verwöhnten Prinzen zwei Jahre lang zu unterrichten.«
    »Ihr wart ein Lehrmeister von Uliman Thayrin?« fragte Cornbrunn verblüfft. »Das muß in der Tat eine undankbare Aufgabe gewesen sein, wenn auch nicht für Euch, sondern für das bedauernswerte Kind.« »Es war meine größte Niederlage, als Uliman nach Abschluß dieser zwei Jahre dem Schutz der Gilde entrissen und der Kirche ausgeliefert wurde. Rumos hatte sich im Rat durchgesetzt. Fortan nahm er selbst die Erziehung des Prinzen in die Hand. Er hat den Jungen gründlich verdorben.«
    Cornbrunn blickte den Großmerkanten vorwurfsvoll an. »Wir kennen uns nun schon fast zwei Jahre, Großmerkant. Warum habt Ihr mir nie erzählt, wie nahe Ihr dem Thronfolger von Sithar standet?« Aelarian zuckte mit den Schultern. »Als ich dich kennenlernte, hatte man mich gerade aus dem Gildenrat vertrieben und Rumos einen Großteil der Macht übertragen. Ich war damals sehr verbittert und bangte um Troubliniens Zukunft. Ich wollte deine zarte Seele nicht mit diesen Dingen belasten.«
    »Wie edelmütig von Euch«, sagte sein Leibdiener gerührt. »Tatsache ist, daß Ihr Eure Sorgen im Suff jeder erstbesten Schankmaid anvertraut. Nur mir enthaltet Ihr Eure Geheimnisse vor.«
    »Weil du im Gegensatz zur einer Schankmaid schon nach zwei Krügen Bier so sturzbetrunken bist, daß es tollkühn wäre, dir ein Geheimnis anzuvertrauen«, höhnte Aelarian.
    Cornbrunn hieb mit der Faust auf den Tisch, so daß sein Kieselfresser erschrocken aus dem Schlaf fuhr. »Sturzbetrunken? Nach zwei Krügen Bier? Eine freche Behauptung, die ich nicht auf mir sitzenlassen kann, Großmerkant!«
    Aelarian Trurac hob beschwichtigend die Hände. »Du kannst deine Trinkfestigkeit gerne unter Beweis stellen. Ich habe vor, in den kommenden Tagen ein Dorf in der Nähe aufzusuchen: den Fischerort Rhagis, der - wie mir scheint -von einem ungewöhnlichen Menschenschlag bewohnt wird. Es soll dort eine wilde Kaschemme geben, die ich gerne mit eigenen Augen sehen würde.«
    »Endlich einmal ein vernünftiger Vorschlag, wie wir uns die Zeit auf Morthyl vertreiben können«, rief Cornbrunn begeistert. »Aber was sucht Ihr in Rhagis? Wenn Ihr Euch besaufen wollt, müßt Ihr Euch dazu nicht in ein Fischerdorf verkriechen. Eure Trunksucht ist kein Geheimnis.«
    »Ich hoffe, in Rhagis mehr über die Insel Fareghi zu erfahren«, erklärte Aelarian und scheuchte Cornbrunns Kieselfresser beiseite, der in seine Richtung getapst war. »Diese Fischer scheinen besonders hartgesottene Seefahrer zu sein, die vor den Gefahren des Silbermeers nicht zurückschrecken. Vielleicht kennen sie einen Weg, der Macht des Leuchtturms zu trotzen.«
    Cornbrunn tippte sich nachdenklich gegen das Kinn. »Das dürfte auch Rumos interessieren. Warum fragt Ihr nicht ihn, ob er Euch nach Rhagis begleiten möchte?«
    Aelarian grinste. »Rumos würde sich in der
Roten Kordel
sicherlich nicht wohlfühlen. Nein, es ist besser, wenn er hier in Galbar Are zurückbleibt und seine düsteren Pläne schmiedet - zumal ich jemanden gefunden habe, der ihn im Auge behalten wird.«
    Er griff nach der durchnäßten Area, die vor ihm auf der Tischplatte lag. Lächelnd wrang er sie aus und ergötzte sich an Cornbrunns Gesicht, in dem nichts als Unverständnis zu erkennen war.

KAPITEL 5 -
Münzen
    Mit zusammengekniffenen Augen starrte Bars Balicor, Hohepriester der altehrwürdigen Kirche des Tathril, auf die Reihen der Gläubigen, die sich im Hof der Tempelanlage versammelt hatten. Sein hageres Gesicht, entstellt durch mehrere dunkle Male, zeigte Spuren der Ermattung; die Augenlider und Mundwinkel hingen schlaff herab, die Haut wirkte trocken und aufgerauht.

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