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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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sollte. Es war eine umstrittene Entscheidung gewesen; zwischen Sithar und Troublinien herrschte großes Mißtrauen, seit der Gildenrat seinen Austritt aus dem Südbund verkündet hatte. Inzwischen war Uliman Thayrin zwölf Jahre alt. Die Jahre in der Fremde hatten deutliche Spuren hinterlassen; er kleidete sich wie ein Troublinier und sprach den weichen, singenden Dialekt des Gildenvolkes. Und da war noch etwas anderes an ihm…etwas Seltsames, das sich Bars Balicor nicht erklären konnte. Jede Begegnung mit dem Jungen löste in ihm ein Gefühl der Beklommenheit aus.
    Grelles Licht drang vom Hof in die Weihungshalle, als sich das Tor öffnete. Der Hohepriester kniff die Augen zusammen und beobachtete die Gestalt, die in die Halle schritt -ein zwölfjähriger Knabe, das schmale Gesicht umrahmt von blonden Locken. Er trug eine troublinische Robe. An seinem Gürtel war ein silberner Zierdolch zu erkennen.
    Uliman Thayrin blieb wenige Schritte vor dem Hohenpriester stehen und musterte ihn mit seinen großen braunen Augen. Hinter ihm schloß sich das Tor und ließ das blutrote Zwielicht zurückkehren.
    Bars Balicor deutete eine Verneigung an. »Es gibt Stunden, in denen sich ein jeder Mensch alleingelassen fühlt«, begann er mit salbungsvoller Stimme, »Stunden der Schatten und der Trostlosigkeit. Wir kauern im Dunkeln und erleiden das Schicksal, das Tathril uns aufgebürdet hat. Kein Weg scheint aus dieser Schlucht zu führen, kein Lichtstrahl vermag sie zu erhellen. Wenn uns das Liebste genommen wird, bleibt nichts zurück als Gram; und doch ist es Tathrils Wille, der uns widerfährt und den es anzunehmen gilt.« Voller Kummer blickte er auf den Knaben. »Kaiserliche Hoheit, Euch gilt mein ganzes Mitgefühl. Daß Euer Vater so jung von uns gehen muß, so jung… und Ihr zurückbleibt als Waise und letzter Sproß der Thayrin - es zerreißt mir das Herz!« Er fuhr sich mit der Hand über die Augen, um eine nicht vorhandene Träne fortzuwischen.
    Der Blick des Jungen blieb starr. »Mein Vater ist also tot«, sagte er mit heller Stimme. Die Worte klangen nüchtern.
    Bars Balicor nickte. »Ja, mein gutes Kind… und wie traurig, wie bedauerlich, daß es Euch nicht vergönnt war, ihn vor seinem Dahinscheiden noch einmal zu sehen.«
    Prinz Uliman löste sich von seinem Platz und schritt auf Bars Balicor zu. »Warum hast du mich nicht zu ihm gelassen, Priester? Ich bin seit mehreren Wochen in Thax, und du hast mich nicht zu ihm gelassen!« »Die angespannte Lage ließ es nicht zu, Kaiserliche Hoheit. In der Stadt tobten Aufstände, und Euer Vater war schwer krank. Wir konnten nicht riskieren, daß der einzige Erbe des Throns in Gefahr gerät.« Der Junge stand nun dicht vor ihm. Er war für sein Alter recht groß, reichte Balicor bis zur Brust. »Sechs Jahre lang habe ich meinen Vater nicht gesehen. Nun ist er tot.« Seine Stimme klang erschreckend ruhig. »Du hast mich nicht zu ihm gelassen, Priester. Tathril wird dich dafür bestrafen.«
    Bars Balicor hob beschwichtigend die Hände. »Ich verstehe Euren Schmerz, Hoheit, doch Euer Zorn sollte jenen gelten, die Euren Vater zugrunde gerichtet haben.« Sein Blick wurde lauernd. »Der Silberne Kreis hat jahrelang am Kaiser vorbeiregiert. Die Fürsten drängten ihn in die Bedeutungslosigkeit, demütigten ihn und ließen es zu, daß er im Volk jegliche Achtung verlor. Euer Vater war nichts weiter als ihr Spielzeug.«
    Uliman hatte dem Hohenpriester aufmerksam zugehört. »Ich kann mich gut an ihn erinnern. Er war ein ernster Mann und weinte viel. Er sprach oft vom Tod meiner Mutter. Ich glaube, er hatte Angst um mich. Nur deshalb gab er mich nach Troublinien fort.« Fragend blickte er den Priester an. »Wirst du mich zu seinem Begräbnis lassen?«
    »Es ist zu gefährlich, Hoheit, und würde Euch zu sehr belasten. Wir werden am Tag der Bestattung gemeinsam für Euren Vater zu Tathril beten, damit seine Seele Ruhe findet.« Die wahren Beweggründe für seine Entscheidung verschwieg Balicor wohlweislich.
Der Thronrat wird dieses Kind nicht zu Gesicht bekommen, bevor er nicht meinen Forderungen zugestimmt hat.
    Uliman tastete nach Balicors Hand. Seine Finger waren eiskalt. »Bald werde ich Kaiser sein, nicht wahr? Rumos hat es mir gesagt. Er sagte mir, ich müsse nach Thax zurückkehren, um Kaiser zu werden.« Bars Balicor lief ein Schauder über den Rücken.
Wie konnte Rumos wissen, daß Akendor sterben würde?
»Ja, Uliman… Ihr seid der rechtmäßige Thronfolger. Der Silberne

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