Flammenbucht
wir alle Einzelheiten der Hochzeit zwischen Uliman und Inthara klären.« Er schürzte die kirschrot geschminkten Lippen. »Habt Ihr noch weitere Fragen, Fürst Hamalov?«
Der varonische Fürst wagte keinen Widerspruch. Mißmutig kehrte er an seinen Platz zurück. Baniter konnte seine Genugtuung kaum verhehlen.
Das ›Gespann‹ fügt sich meinem Plan! Offenbar haben Binhipar und Scorutar erkannt, daß sie im Augenblick nichts gegen die Hochzeit ausrichten können. Die Frage ist nur, wie sie mir diese Schmach heimzahlen werden.
»Ihr seht, Baniter, der Silberne Kreis ist in den vergangenen Kalendern nicht untätig gewesen«, fuhr Scorutar fort. »Es sind alle Vorbereitungen getroffen worden, um Sithar gegen die anrückenden Goldei zu verteidigen. Mit dem von Euch erzielten Bündnis sind unsere Grenzen gesichert.«
»Die Einberufung des Heeres war ein erster Schritt«, sagte Baniter. »Nun müssen Taten folgen, denn der Krieg hat längst begonnen. Arphats Heer hat sich nach Unterzeichnung des Vertrages den Goldei entgegengeworfen. Inthara hofft, sie noch vor Arphats Landesgrenzen zurückschlagen zu können.«
»Das ist ihr gründlich mißlungen«, sagte Scorutar mit spitzer Stimme. »Wie uns berichtet wurde, griffen die Goldei die nördliche Küste Arphats über See an. Die Stadt Harsas wurde an einem einzigen Tag von den Echsen eingenommen und fast vollständig zerstört. Nun haben die Arphater die besetzte Stadt eingekreist und versuchen, die Goldei wieder zu vertreiben - bislang vergeblich.«
»Ich habe Königin Inthara Verstärkung zugesagt«, entgegnete Baniter. »Wir sollten einen Teil des Heeres über den Nebelriß schicken und den Arphatern beistehen.«
»Ihr habt der Königin eine ganze Menge versprochen, Baniter Geneder!« Scorutars Mundwinkel zuckten. »Offenbar habt Ihr Euch glänzend mit unserer Erzfeindin verstanden.«
»War es nicht Sinn und Zweck meiner Gesandtschaft, Frieden mit dieser Feindin zu schließen?« fragte Baniter lächelnd.
Scorutars bleiches Gesicht schimmerte im Licht der Öllampen wie eine Maske. »Gewiß… doch das Ergebnis Eurer Verhandlungen hat uns alle überrascht, und ebenso die Tatsache, daß Ihr als einziges Mitglied der Gesandtschaft zurückgekehrt seid.«
»Meine Begleiter haben Arphat so sehr ins Herz geschlossen, daß sie sich entschieden haben, für immer dort zu bleiben. Die gute Lyndolin Sintiguren scheute aufgrund einer Knieverletzung den Rückweg; zudem hat sie in Praa zahlreiche Verehrer ihrer Sangeskunst gefunden, die sie an ihrem Lebensabend mit Ruhm überschütten werden. Euer Neffe Sadouter hingegen entdeckte über Nacht sein Herz für die arphatische Baukunst und stahl sich in den Gängen des königlichen Palastes umher. Er wird in den kommenden Jahren die Gelegenheit haben, auch die Kerker des Aru'Amaneth zu erkunden.« Vergnügt bemerkte Baniter das Funkeln in Scorutars Augen. »Was unseren hochgeschätzten Siegelmeister Mestor Ulba betrifft, so nahm seine Liebe zu Arphat recht eigentümliche Züge an. Sein Versuch, den vergangenen Ruhm des Sonnenreiches durch die Auslöschung der königlichen Blutlinie zu retten, stieß bei den Arphatern auf wenig Gegenliebe. Ich möchte wahrlich nicht in seiner Haut gesteckt haben, als man ihn für seine Tat bestrafte.« Scorutar wollte auf die Hohnrede antworten, doch eine Handbewegung Binhipars brachte ihn zum Schweigen. »Jeden ereilt die Strafe, die ihm zusteht. Mestor Ulba büßte für sein Attentat mit dem Tod - so wie jeder Verräter, der Sithar ins Verderben stürzen will.« Er starrte den ganatischen Fürsten mit finsterer Miene an. Baniter hielt seinem Blick stand.
Dieses Mal wirst du mich nicht provozieren, Binhipar. Das letzte Wort über meinen Großvater ist noch nicht gesprochen. Es wird der Tag kommen, an dem ich seine Unschuld beweise; und dann wirst du es bereuen, die Familie Geneder um Einfluß und Eigentum betrogen zu haben.
KAPITEL 6 -
Wunden
Vor vielen Jahrhunderten«, raunte der Haubenträger und strich über die steinerne Einfassung des Fensters, »stieg der Weltenschmied in die Höhlen des Rochens hinab; und er fand hier unten eine Welt, tief im Gestein, in der ein grausamer Krieg tobte.« Er rückte seine Flickenhaube zurecht. »Ein Kampf zwischen den Urgewalten, den Dämonen des Berges - Fels gegen Feuer, Erz gegen Stein. Der Rochen erzitterte unter dem Fluch einer Schlacht, die schon Jahrtausende währte und kein Ende nehmen wollte.«
Laghanos lauschte Darsayns Worten, während er sich
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