Flammenbucht
Priestern dieses Privileg entzog.« Er spürte die Empörung der übrigen Fürsten. »Ihr habt diesem machthungrigen Priester gewiß eine Absage erteilt.«
»Uns blieb keine andere Wahl, als auf seine Forderungen einzugehen«, verteidigte sich Scorutar. »Andernfalls hätten wir Prinz Uliman mit Gewalt aus dem Tempel befreien müssen. Das konnten wir nicht riskieren. Uliman ist der einzige Erbe des Kaisers, der letzte Thayrin. Er darf auf keinen Fall zu Schaden kommen!«
Ja, denn dies wäre das Ende des Silbernen Kreises, das Ende Sithars.
Baniter umfaßte die Fürstenkette, die um seinen Hals baumelte. »Die Kirche wird versuchen, ihren Einfluß im Rat auszubauen - eine gefährliche Entwicklung, wenn man die goldeische Bedrohung bedenkt! Kein Zauberer sollte in diesen Tagen über die Angelegenheiten des Reiches entscheiden.«
»Wir werden Bars Balicor schon in Zaum halten«, versprach Scorutar. »Sobald Uliman gekrönt ist, werden wir den Hohenpriester auf seinen Platz verweisen.«
Du hoffst wohl, den Jungen ebenso lenken zu können wie den Vater.
»Nun, den Platz im Thronrat wird Balicor kaum freiwillig räumen. Wie steht es mit seiner zweiten Forderung -ein Heer nach Arnos zu entsenden, um den Brennenden Berg zu befreien?«
»Dieser Feldzug ist auch in unserem Sinne«, sagte Scorutar. »Der Aufstand der Weißstirne muß endlich zerschlagen werden. Solange Nhordukael lebt, wird Sithar nicht zur Ruhe kommen.«
»Ihr seht, ich habe recht behalten«, erwiderte Baniter selbstzufrieden. »Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich das Volk aus Angst vor den Goldei nach einem Retter umsieht.« Er löste sich von seinem Platz und schritt auf das ›Gespann‹ zu. »In Nhordukael fand es den ersehnten Heilsbringer, und der Silberne Kreis versäumte es, ihn rechtzeitig beiseite zu schaffen oder, besser noch, auf seine Seite zu ziehen. Wenn die Gerüchte stimmen, hat Nhordukael am Brennenden Berg zweitausend Anhänger um sich geschart, darunter zahlreiche kampferprobte Ritter, mit denen er Thax erobern will.« »Ein lächerliches Heer aus Bauern, Halbwüchsigen und schlechtgerüsteten Söldnern«, höhnte Vildor Thim, der Fürst von Palgura und Heerführer zahlreicher Schlachten. »Wir werden sie zermalmen!«
Baniter warf dem palgurischen Herrscher einen zweifelnden Blick zu. »Bei allem Respekt vor Eurer militärischen Erfahrung, Fürst Vildor - habt Ihr vergessen, daß Nhordukael über das Auge der Glut herrscht und allen Gerüchten zufolge die Quelle des Brennenden Berges gut zu lenken weiß?«
»Ich habe keine Angst vor einem Zauberer, der kaum den Kinderschuhen entwachsen ist«, rief Vildor Thim mit hochrotem Kopf. »Wenn es mir der Silberne Kreis gestattet, werde ich eigenhändig unsere Truppen nach Arnos führen und Nhordukael seiner gerechten Strafe zuführen.«
»Wir haben ein Heer von tausend erfahrenen Kriegern bereitgestellt«, ergänzte Scorutar. »Das sollte genügen, um Nhordukaels Anhängerschaft in alle Winde zu zerstreuen.«
»Unterschätzt nicht die Macht des Brennenden Berges«, warnte Baniter. »Ich bin dagegen, unser Heer in eine ungewisse Schlacht zu führen. Denkt daran, daß uns ein anderer, weitaus gefährlicherer Feind bedroht - die Goldei, die sich jenseits der Grenzen Sithars zusammenrotten. Mir ist zu Ohren gekommen, daß sie sich aus weiten Teilen Kathygas zurückgezogen haben und für eine neue Angriffswelle rüsten. Das mit Arphat geschlossene Bündnis verschafft uns zwar Zeit, doch wir müssen stets mit einem Vorstoß der Echsen rechnen.« Fürst Vildor nickte grimmig. »Das Heer ist sich der Bedrohung bewußt. In den vergangenen Kalendern haben wir aus allen Fürstentümern Sithars die Krieger zu den Waffen gerufen, die Ritterorden an ihre Pflicht erinnert und die Kornkammern des Heeres gefüllt. Schon jetzt lagern bei Persys mehr als zehntausend Mann und rüsten sich gegen die Goldei.«
»Um so wichtiger ist es, unsere Kräfte nicht in einem sinnlosen Scharmützel zu verschleißen«, betonte Baniter. »Wir sollten besser in Verhandlung mit dem jungen Priester treten. Vielleicht läßt sich eine Einigung erzielen.« »Ihr wollt mit diesem Rattenfänger verhandeln?« entfuhr es Hamalov Lomis, der seine Abneigung gegen Baniter selten in Zaum halten konnte. »Nhordukael wiegelt im gesamten Reich die Menschen gegen uns auf! Selbst das kaisertreue Vara ist nicht mehr vor den Weißstirnen sicher. Meine Bürger verlangen vom Silbernen Kreis, diesem Spuk ein Ende zu bereiten.«
Baniter
Weitere Kostenlose Bücher