Flammende Versuchung
Arme waren zu schwach und er war zu stark. »Halt den Mund, Liebling. Ich muss dir etwas sagen, bevor ich in deinen Armen ohnmächtig werde.«
Liebling?
Calder hielt den Mund. Behutsam ließ er sich mit ihr auf dem Schoß nieder und hielt sie fest im Arm, während er ungeschickt eine Decke über ihr ausbreitete. Dummes, verrücktes, stures, schönes Ding!
Schwach schlug sie die Decke weg. »Calder, hör auf mit dem Unsinn und hör mir zu. Mir reicht’s. Ich habe genug – nein, mehr als genug -, von deiner Unfähigkeit zu sagen, was du fühlst. Wir sind von Anfang an nicht gut miteinander klargekommen, weil wir zu verschlossen waren.«
Sie rollte sich vorsichtig in seine Richtung, sodass sie ihm ins Gesicht sehen konnte, dann ließ sie seinen Gehrock los, um sein Kinn mit ihren weichen Händen zu umfassen. Er war erleichtert, dass sie sich normal anfühlten, weder eisig noch fiebrig. Dann ließ seine Wachsamkeit nach, denn von ihr berührt zu werden brachte sein Blut in Wallung.
Sie schaute ihm in die Augen. »Du hast angefangen, dich zu verstecken, da waren wir noch nicht einmal verheiratet. Lass mich dir eins sagen, mein Liebster, mein dummer, sturer Liebling – es bringt dir jetzt nichts, wenn
du dich versteckst. Ich werde dir die ganze Wahrheit sagen, in jeder Minute an jedem Tag. Du wirst so viel Wahrheit hören, dass du Reißaus nehmen wirst, wenn du mich kommen siehst.«
Niemals. Sie wieder in den Armen zu halten, die Kurve ihres Pos in seinem Schoß zu spüren, das Gewicht ihrer Brüste an seinem Bizeps -
»Calder! Hör mir zu!«
Er blinzelte. »Tut mir leid. Was hast du gesagt?«
Sie schaute ihn stirnrunzelnd an. »Ich habe gesagt, dass ich dich liebe. Ich will mit dir leben. Ich will deine Frau sein, deine Geliebte, die Mutter deines Kindes.« Sie zögerte, und zum ersten Mal trat leichter Zweifel in ihre Augen. »Aber nur, wenn du mich auch liebst.«
Ihm war, als bliebe ihm das Herz stehen. Doch er blieb stumm, erstickte fast an den poetischen und schönen Worten der Liebe, die er so gerne in ihren Schoß werfen würde wie tausende Goldmünzen. Er schluckte. Aber wo sollte er anfangen? Seine Gefühle waren zu stark, überwältigend – ihm fehlten die Worte für ein derartiges Verlangen!
Sie schien einen Teil seines inneren Kampfes in seinem Gesicht zu sehen, denn ihre Augen wurden warm vor Glück. »Sag: ›Ich liebe dich, Deirdre‹«, half sie ihm.
Er räusperte sich. »Ich liebe dich, Deirdre.«
Das war einfacher, als er gedacht hatte. Er versuchte es nochmal. »Ich liebe dich so sehr.« Doch die Worte waren immer noch zu einfach, zu winzig, als dass sie die Tiefe dessen, was er ihr sagen wollte, auszudrücken vermochten.
Er versuchte es wieder. »Ich … du warst so krank … ich dachte … als ich dich auf dem Heath gefunden habe … und dann wolltest du fort …«
Sie drückte ihre zarten Finger auf seine Lippen. »Lass dir Zeit. Wir haben genug Zeit zum Üben.« Sie zwinkerte ihm zu, und ihre Lebenslust war trotz ihrer dunklen Augenringe unverkennbar. »Wahrscheinlich Jahre.«
Jahre. Bei dieser bemerkenswerten Einsicht löste sich etwas in Calder. Sie würden den Rest ihres Lebens miteinander verbringen. Es war Zeit genug, alles wieder in Ordnung zu bringen.
Da wusste er mit einem Mal genau, was er ihr am dringendsten sagen musste. »Ich habe Melinda umgebracht. Ich habe sie ignoriert und vernachlässigt, doch als sie mich verließ, habe ich sie verfolgt. Die Kutsche ist umgekippt, weil ich sie fast eingeholt hatte, weil ich mein Pferd zu einem unverantwortlichen Tempo trieb. Die Reue darüber war das überwältigendste, vernichtendste Gefühl, das ich jemals hatte – bis ich dich traf.« Er schob sie aus seinem Schoß und kniete dann vor ihr nieder. »Ich bin ein Wrack. Du hast mich zerstört, meine Liebste. Die Mauern meines Lebens sind eingestürzt, und ich stehe inmitten der Trümmer.«
Sie lächelte stolz. »Du stehst befreit in den Trümmern.« Sie umschloss seine Finger mit ihren Händen. »Du warst bereits gebrochen, mein Liebling. Gebrochen und schlecht verheilt. Ich musste die Teile auseinandernehmen, damit du wieder ganz werden konntest.«
Er neigte den Kopf über ihren gefalteten Händen. »Was wird mich dann jetzt zusammenhalten? Ich
habe nicht die Kraft, mich wieder aufzubauen, fürchte ich.«
Sie legte seine Arme um ihre Taille und schmiegte dann den Kopf an seine Schulter. »Wir sind wohl beide gebrochen, denke ich. Die Liebe wird uns heilen müssen.«
Er
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