Flammende Versuchung
Brookhaven betrat den Salon.
Vierzehntes Kapitel
A lle Anwesenden im Raum erstarrten, außer Fortescue, der elegant die silberne Kuchenhaube über das Kätzchen stülpte, bevor er sich umdrehte. »Ich bitte um Verzeihung, Mylord. Ich hielt es für angemessen, einen nahen Angehörigen von ihrer Ladyschaft willkommen zu heißen.«
»Hm.« Brookhaven starrte Graham resigniert an. »Jetzt begreife ich. Man wirft den einen Taugenichts aus dem Haus, und an seiner Stelle erscheint ein neuer.«
Deirdre wollte zurzeit lieber sterben, als über eine Äußerung ihres Ehemannes zu lachen, aber dennoch entfuhr ihr ein amüsiertes Schnauben. Sie überspielte es mit einem gezierten Räuspern. »Mylord, wäre es nicht schön, wenn mein Cousin uns zum Abendessen die Ehre geben würde?«
Graham, der sie beide höchst konzentriert beobachtete, seit Brookhaven den Raum betreten hatte, stand auf und schüttelte charmant lächelnd den Kopf. »Das ist ein großzügiges Angebot, Liebes, aber ich muss fort. Ich fürchte, ich werde zu einem Kartenspiel erwartet.«
Brookhaven verschränkte die Arme. »Dann lasst Euch durch uns nicht davon abhalten.«
Graham beugte sich über Deirdres Hand.
»Verräter«, zischte sie ihm zu.
Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. »Gib ihm eine Chance, Liebes. Er ist in Ordnung.«
»Du hast ja keine Ahnung.« Es war keine Zeit gewesen, Graham von ihrer Lage zu berichten – auch war sie sich nicht sicher, ob sie das überhaupt wollte. Sie hatte so hart daran gearbeitet, diesen Mann für sich zu gewinnen. Sie war noch nicht bereit zuzugeben, dass es kein guter Plan gewesen war.
Graham beugte sich vor und kniff ihr in die Wange. »Ich wünsche dir alles Glück der Welt, Dee«, flüsterte er.
Deirdre schob ihn weg. »Weg mit dir. Du bist nicht mein Bruder, Graham.«
Er grinste, während er sich aufrichtete. »Ich könnte dich nicht mehr lieben, wenn du meine Schwester wärst, hübsche Dee. Ich komme dich oft besuchen. Versprochen.«
Schwester. Als ob sie das wollte. Sie blickte ihm nach, wie er an Brookhaven vorbeischlenderte, und fast gegen ihren Willen umspielte ein nachsichtiges Lächeln ihre Lippen. Es wäre nett, wenigstens einen Menschen in der Nähe zu haben, der sie weder für verrückt hielt noch sie verabscheute.
Brookhaven starrte sie an. Sie seufzte auf. »Wolltet Ihr mich aus einem bestimmten Grund sprechen, Mylord?«
Er zog einen Brief aus der Westentasche. »Ihr habt Post. Von Phoebe.«
Zorn flammte in ihr auf. »Ihr habt meine Post gelesen? Habe ich in diesem Haus denn gar keine Rechte?«
Er wurde rot. »Selbstverständlich habe ich den Brief
nicht gelesen. Ich habe ihre Handschrift erkannt. Ich bin kein Monster, müsst Ihr wissen!«
Neben ihr gab Meggie einen unmissverständlichen Laut von sich. Durch ihre Solidarität bestärkt, erwiderte Deirdre den Blick ihres frischgebackenen Ehemannes voller Abscheu. »Nun, was soll ich tun, um diesen Brief zu empfangen? Die Fenster putzen? Oder wollt Ihr vielleicht, dass ich die Darbietung von gestern Abend wiederhole?«
Sein Blick verfinsterte sich, aber es war nicht purer Zorn, der in seinen Augen brannte.
Calder starrte die Frau an, die er allen anderen vorgezogen hatte, und fragte sich, wie in aller Welt ihm ein solch drastischer Fehler unterlaufen sein konnte. Sie war einfach unmöglich!
Oh, sie war durchaus fähig zu lachen und charmant zu sein. Er hatte in der Tür gestanden und sie mit diesem angeblichen Cousin beobachtet – dieser Taugenichts war kein Blutsverwandter, das wusste er nur zu gut! Da hatte sie gelächelt und war voll eleganter Gelassenheit gewesen.
Aber nicht ihm gegenüber.
Graham war genau wie Rafe – nette Worte und unterhaltsame Manieren, aber wo war sein Charakter? Er hatte nichts als seinen Namen, wessen Geld würde er also heute Nacht am Kartentisch verlieren?
Doch Deirdre, von der er sich zugelassen hatte zu glauben, dass sie ihn mochte, verschwendete ihre Aufmerksamkeit an nutzlose kleine Jungen wie Lord Graham Cavendish!
Eifersucht und wohlbekannte Zweifel rangen in seinem Innern miteinander. Er machte hölzern ein paar Schritte nach vorne und drückte ihr den dreimal verdammten Brief in die Hand. »Bitte vergesst nicht, mir zu sagen, ob mein Bruder mich grüßen lässt.«
Dann ließ er seine Braut wieder einmal allein.
Deirdre presste den Brief für lange Zeit an ihre Brust und erlaubte ihrem Herzschlag sich zu beruhigen. Sie hatte plötzlich die verrückte Idee gehabt, dass er sie in seine
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