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Flammende Versuchung

Flammende Versuchung

Titel: Flammende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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ausgesprochen hinreißend. Sie war so schlank, dass es fast zerbrechlich zu nennen war, nur wirkte es bei ihr exquisit und geradezu feenhaft, und ihr dunkles Haar und ihr blasser Teint verliehen ihr den Zauber einer vergangenen Zeit.
    Ihre großen, von dichten Wimpern umsäumten Augen waren fast violett gemalt worden – was ziemlich lächerlich war und wahrscheinlich nichts als die Täuschung eines Künstlers, denn wer hatte schon lila Augen? Nur sah es bei ihr absolut passend aus.
    Deirdre kniff die Augen zusammen. Sie mochte das Gefühl nicht, das in ihr aufstieg. Geringe Oberweite, lange Beine, so schön, dass es fast weh tat – nun, die erste Frau seiner Lordschaft hatte so gut ausgesehen, dass selbst Venus neben ihr vor Neid erblasst wäre.
    »Sie ist hübscher als du!«
    Deirdre stieß den Atem aus, drehte sich aber nicht um. »Lady Margaret, wir müssen uns wirklich um deine Angewohnheit kümmern, das Offensichtliche auszusprechen.«
    Meggie trat neben Deirdre und schaute ausdruckslos zum Gesicht ihrer Mutter auf. »Sie ist auch hübscher als ich.«
    Deirdre blickte auf das Kind hinab und gab dabei einen
ungeduldigen Laut von sich. »Seife und Wasser wirken wahre Wunder.« Doch dann wurde etwas in ihrem Innern weich. »Vielleicht noch – aber du ähnelst ihr mehr, als du glaubst.«
    »Es gibt kein Gemälde von mir.«
    Gab es nicht. Es war, als wäre die lange Linie der Marbrooks mit Brookhavens Heirat mit Melinda beendet – als hätte sie die gesamte Zukunft der Familie ausgelöscht. Deirdre fröstelte, doch setzte sie für das Kind ein Lächeln auf. »Nun, du bist ja auch noch nicht ganz fertig, stimmt’s? Wenn du älter bist -«
    »Es liegt daran, dass er mich nicht ansehen kann.« Meggie erwiderte Deirdres Blick aus eisigen Augen. »Wenn er mich nicht ansehen kann, wenn ich hier bin, warum sollte er mich dann ansehen wollen, wenn ich weg bin?«
    Deirdre machte sich keine Mühe, ihr zu widersprechen. Sie war noch nicht lange genug hier, um zu wissen, ob es stimmte – und sie war außerdem auch nicht in der Stimmung, Brookhaven zu verteidigen. »Ich habe jetzt Lust auf Tee«, sagte sie und wandte sich ab. Sie ging ein paar Schritte, bevor sie sich noch einmal umdrehte. »Du könntest genauso gut mitkommen.«
    Meggie hob das Kinn und starrte selbstbewusst in die übersinnlichen Augen ihrer Mutter. »Ich könnte es … und ich könnte es nicht.«
    Deirdre ging fast weiter, aber nachdem sie einen letzten Blick auf die kleine, schmuddelige Person geworfen hatte, die da angespannt und einsam in der langen Galerie stand, seufzte sie auf. »Ich glaube, ich habe einst ein
paar Klatschkolumnen über deine Mutter ausgeschnitten … falls du sie sehen möchtest …«
    Eine Viertelstunde später saßen sie nebeneinander im Familiensalon und beugten sich über die vergilbten Zeitungsausschnitte längst vergangener Tage.
    In ihrem jugendlichen Eifer hatte Deirdre alle Zeitungen nach Meldungen über den jungen Lord und seine dem Untergang geweihte Dame durchkämmt. Es gab auch Zeichnungen von ihr, denn offenbar konnte kein Künstler der Versuchung widerstehen, Melinda zu zeichnen. Selbst das dürftigste Talent schien sich bei einem solchen Modell zu neuen Höhen aufzuschwingen, sodass es eine große Anzahl davon gab, unter denen sie hatte auswählen können.
    Meggie verschlang alles, las mühsam jedes Wort über das angesagteste junge Paar der guten Gesellschaft, von der Verlobungsanzeige bis zu ausführlichen Berichten über die Hochzeit und ihre späteren Auftritte bei gesellschaftlichen Anlässen jeder Art. Ihre verdreckten kleinen Finger konnten wohl nicht anders, als jede Linie nachzufahren, die das Antlitz ihrer Mutter bildete.
    Melinda verdiente eine solche Verehrung nicht, aber Deirdre bemühte sich darum, dass ihr bitteres Urteil den Augenblick nicht verdarb.
    Außerdem war Meggie gar nicht so schlimm, wenn man sie erst einmal näher kannte. Tatsächlich erinnerte sie Deirdre ein wenig an sich selbst. Sie wusste, wie sehr sich ein junges Mädchen nach jemandem sehnen konnte, der wirklich nur ihr Bestes für sie wollte.
    Sie streckte die Hand nach dem Buch aus, bevor das
Umblättern der nächsten Seite den Skandal offenbart hätte. »Mehr habe ich nicht. Es tut mir leid, aber ich habe London dann verlassen und bin nach Woolton gereist.«
    Meggies Finger zuckten, aber überraschenderweise protestierte sie nicht. Deirdre erinnerte sich daran, dass die kleine Lady Margaret sich selbst beigebracht hatte, keine

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