Flammende Versuchung
Fragen zu stellen, auf die sie die Antworten nicht hören wollte.
Wie auch immer, es war sowieso keine Zeit mehr für einen Streit, denn Fortescue meldete einen Besucher.
Dreizehntes Kapitel
L ord Graham Cavendish, Mylady.«
Bevor der Butler die Worte ausgesprochen hatte, rissen zwei starke Arme Deirdre in die Höhe.
»Uff! Graham, lass mich sofort wieder runter, oder ich lasse dich auspeitschen! Ich habe jetzt Diener und Lakaien, vergiss das bloß nicht.«
Sie wurde abgesetzt, erhielt jedoch einen unbußfertigen Kuss auf die Wange. Lord Graham Cavendish, ihr Cousin – oder vielmehr Tessas Cousin, aber da Deirdre mit ihm gemeinsam aufgewachsen war, hatte sie das Gefühl, er sei ihr Cousin oder sogar ein zwar nutzloser, aber amüsanter Bruder – hielt sie auf Armeslänge von sich und grinste breit.
»Hübsche Dee. Reizende Dee. Reiche Dee. Kannst du mir ein bisschen was leihen? Einen Hunderter vielleicht?« Er stieß ein glückliches Seufzen aus. »Wann glaubst du, dass ich den alten Knaben um einen Kredit angehen kann? Ist heute zu früh? Es könnte helfen, ihn früh darauf anzusprechen, meinst du nicht, direkt nach der Hochzeitsnacht und so?« Er zwinkerte. »Er ist doch jetzt bestimmt guter Laune.«
»Ähem.« Deirdre stieß dem Unhold den Ellenbogen in den gut trainierten Bauch und deutete mit einem Nicken des Kopfes in Richtung von Lady Margaret.
Graham drehte sich um und erblickte das Mädchen.
»Hallo, Darling«, sagte er erfreut grinsend. »Wer bist du und wo muss ich mich anstellen, um dich eines Tages heiraten zu dürfen?«
Und mit diesen wenigen Worten hatte Graham sich einen weiteren Sklaven auf Lebenszeit gewonnen. Die zornige, widerspenstige kleine Meggie schmolz zu einem See aus weiblicher Bewunderung. Und Graham, der Wüstling, sog ihn auf wie ein Schwamm.
Er war nur der jüngste von vier Söhnen des Herzogs von Edencourt. Leider ohne die geringste Hoffnung auf ein Erbe, denn seine drei Brüder waren alle bester Gesundheit und in der Blüte ihres Lebens. Ohne Aussichten oder den Ehrgeiz, der ihn antreiben könnte, etwas aus seinem überragenden Verstand oder seinen Fähigkeiten zu machen, tendierte er zu Faulheit und Verantwortungslosigkeit.
Es war wirklich zu schade, denn er sah gut genug aus, um in der Gesellschaft eine gute Figur zu machen – wenn man Gentlemen der eher schlanken Art mochte.
»Ich bin ja so froh, dass du zu meiner Hochzeit kommen konntest«, sagte Deirdre trocken. »Es hat mir so viel bedeutet, meine ganze Familie dabei zu haben.«
Graham zuckte die Achseln und lächelte ein wenig schuldbewusst. »Ich hatte gehört, dass du den großen Brookhaven um deinen kleinen Finger gewickelt hattest, und ich nahm an, dass der vornehme Haufen dir genügen würde.«
»Dann gehst du Tessa also immer noch aus dem Weg?«
Graham erschauderte. »Eigentlich gehe ich allen aus dem Weg. Ich hatte mich für ein paar Wochen im Haus
einer gewissen Dame versteckt, aber ihr Ehe-« Er warf einen Seitenblick auf Meggie. »Ihre Familie ist heute Morgen eingetroffen, und für mich war einfach kein Platz mehr.«
»Warum dort? Hast du dein Haus schon wieder abgefackelt?«
»Ich habe es nie abgefackelt! Es war nur ein kleines Küchenfeuer. Die Köchin hatte Ausgang, und ich hatte Hunger auf Bratkartoffeln und Würstchen.«
»Die Köchin hatte gekündigt, weil du nichts anderes als Bratkartoffeln und Würstchen essen wolltest. Und das Feuer war auch nicht in der Küche. Es war im Arbeitszimmer.«
Er breitete die Hände aus. »Wo ich versucht habe, Bratkartoffeln und Würstchen zu machen.«
»Warum kannst du dann nicht dort bleiben? Es ist fast so groß wie dieses Haus hier.«
Zum ersten Mal legte sich ein Schatten auf das strahlende Grün seiner Augen. »Vater ist eingetroffen – zusammen mit den Gorillas.«
Deirdre konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Grahams Brüder waren drei der größten, haarigsten und lautesten Angehörigen des Adels, die nur noch von ihrem Vater, dem Herzog von Edencourt, übertroffen wurden. »Alle vier auf einmal?«
»Oh, Gott!« Graham fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Rette mich, Dee.«
»Haben sie noch mehr Jagdtrophäen mit nach Hause gebracht?«
Er seufzte, wobei er sich noch immer die Hand vor die
Augen hielt. »Der Tod hängt an allen Wänden. Glasaugen verfolgen einen auf Schritt und Tritt.«
Fortescue brachte mehr Tee und Gebäck. Deirdre machte es sich bequem, legte die Beine hoch, zog die Füße unter sich und hielt ihre Teetasse in der
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