Flammender Diamant
Fehlinformation für einen Sowjetagenten namens Hans Schmidt benutzt habe.«
Faulkner saß ganz still. Sie hatte die Akte gelesen und sich gefragt, was Windsors Rolle dabei gewesen war. Jetzt wußte sie es.
»Ich hatte mir gesagt, es würde schon in Ordnung gehen«, erklärte Windsor. »Ich hatte Schmidts Akte auswendig im Kopf und auch andere Quellen über ihn befragt. Wenn er nicht von der anderen Seite gewesen wäre, hätte er alles sein können, was ein Vater sich für seine Tochter wünschen kann - intelligent, stark, ehrgeizig, ein echter Gewinner. Er schien Erin sehr zu lieben. Und sie hat ihn bestimmt geliebt.«
»Und wenn du aus ihm einen Doppelagenten gemacht hättest, wäre das ein direkter Draht zum Kreml gewesen.«
»Ja«, sagte Windsor einfach. Er schloß die Augen kurz, weil er wußte, daß er den alten Schmerz, den Zorn und die Scham nicht vor Faulkners scharfem Blick verbergen konnte.
Sie seufzte. »Mach dir keine Vorwürfe. Du konntest ja nicht wissen, daß Hans scharf darauf war, Mädchen zu schlitzen.«
»Nein, aber wenn ich ihr gesagt hätte, wer er war, hätte sie die Verlobung gelöst. Und so...«
»So landete sie im Krankenhaus. Das war nicht deine Schuld. Und du hast es ihm heimgezahlt«, stellte Faulkner mit einem dünnen Lächeln fest. »Und zwar gründlich.«
Nach kurzem Schweigen sagte Windsor dann: »Ich weiß nicht mehr so sicher, was richtig und was falsch ist. Ich habe getan, was ich für richtig hielt, was nötig und nützlich war. Und ich bekam einen kleinen goldenen Stern in meiner Akte, weil durch meine Fehlinformation über Erin die Sowjets ganze drei Wochen lang nichts von unseren Geheimverhandlungen mit dem Iran erfahren haben.«
»Und da war jede Stunde lebenswichtig«, stellte Faulkner fest. »Wir haben dadurch wirklich gewonnen, Matt. Wir hätten es beinah geschafft, daß die gemäßigte Partei an die Macht gekommen wäre.«
»Beinah. Dafür wurde meine Tochter von einem Sadisten geschlagen, vergewaltigt und gequält. Seit jenem Tag hat Erin weder mir noch irgendeinem anderen Mann getraut. Sieben Jahre lang. Sie ist noch nicht dreißig. Und sie hat noch ein Leben voller Alpträume und Mißtrauen vor sich.«
Faulkner verzog das Gesicht, widersprach aber nicht.
»Während der langen Zeit, die ich neben ihr im Krankenhaus saß, habe ich geschworen, nie wieder jemanden Unschuldiges - wen auch immer - zu benutzen. Ich sage nein.«
Die Tür zu Faulkners Büro öffnete sich. Zwei Männer kamen herein und stellten sich neben Windsor. Mühsam unterdrückte er seinen Zorn. Wenn er sich nicht beherrschte, würde er Erin überhaupt nicht helfen können.
»Hausarrest?« fragte er kurz.
»Tut mir leid«, sagte Faulkner einfach. »Gestern ist ein Brief an deine Tochter rausgegangen. Jason Street wird morgen auf der Station von Windsor sein. Es wird ihr nichts passieren.«
27. Kapitel
Hugo van Luik hatte vergessen, wie unglaublich trostlos Diamantenminen sein können. Die Argyle-Mine lag an einem so verlassenen Ort, daß die Arbeiter regelmäßig ausgeflogen wurden wie Militärpersonal auf einem besonders harten Posten. Hier zählte nichts außer technischer Effektivität. Diese Mine erzeugte Diamanten mit mechanischer Regelmäßigkeit, selbst wenn dabei ein paar vielversprechende Schmucksteine zerstört wurden.
Van Luik wünschte, es wären mehr gewesen. Diamantenbruch war nützlich, Edelsteine waren es im Moment nicht.
Seufzend lehnte er sich zurück in den unbequemen Sitz des kleinen Flugzeugs. Er war erleichtert, seinen Pflichtbesuch hinter sich zu haben, einschließlich der Gruppenfotos mit ihrem falschen Lächeln. Er war nicht aus purer Höflichkeit hier gewesen oder weil die Mine solche ungeheuren Mengen an Industriediamanten hervorbrachte, sondern weil ein japanisches Syndikat sich vor einiger Zeit hier mit dem Gedanken an den Kauf der Mine umgehört hatte. Van Luik wünschte ihnen alles Gute. Denn für ConMin war es ein Vorteil, wenn die Japaner nicht mehr in bessere Methoden für die künstliche Herstellung von Industriediamanten investierten.
Van Luik schloß die Augen und versuchte, nicht an den sich ausbreitenden Schmerz hinter seinen Augen zu denken, der durch den Buildup mit seiner feuchten Hitze noch schlimmer wurde. Erst als die Maschine zur Landung in Kununurra ansetzte, wischte er sich das gerötete Gesicht ab und bereitete sich auf den eigentlichen Grund seines Besuchs in Australien vor.
Während das Flugzeug im Sinkflug war, nahm die Hitze weiter
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