Flammender Diamant
zündete sich ein Zigarillo an. »Ich könnte es als Befehl formulieren«, sagte sie zu dem Mann auf der anderen Seite ihres breiten Schreibtisches.
»Du hast meine Rücktrittserklärung. Benutze sie.«
»Ich würde lieber dich benutzen.« Sie trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch. Dann entschloß sie sich. Sie öffnete eine Schublade und holte einen Kassettenrekorder heraus. »Hör dir das an.« Sie drückte auf einen Knopf, und das Band wurde abgespielt. Windsor sah Faulkner scharf an und hörte genau zu. Die erste Stimme war männlich und ihm unbekannt. Die zweite war Cole Blackburns Stimme. Das Gespräch ließ deutlich erkennen, daß Cole bezahlt wurde, um die Mine zu finden, was immer es koste - selbst Erins Leben.
»Blackburns Stimme habe ich erkannt«, sagte er am Schluß des Bandes. »Gehe ich recht in der Annahme, daß der andere Chen Wing war?«
»Gut geraten.« Sie lächelte dünn. »Du bist nicht dumm, Matt. Du weißt, was das bedeutet.«
»Sag mir, was du glaubst, was es bedeutet.«
»Cole Blackburn ist gar nicht der Einzelgänger, für den wir ihn gehalten haben. Er wird bezahlt von einem ehrgeizigen
Clan aus Hongkong, dessen Oberhaupt ein rücksichtsloser alter Hund ist und zufällig Chen Wings Onkel.« Sie wartete, aber Windsor schwieg. »Das Leben deiner Tochter ist gefährdet, und du sagst nichts?«
»Erins Leben steht auf dem Spiel, seit sie Abe Windsors Erbin ist.«
»Scheiße.« Faulkner zog so fest an ihrem Zigarillo, daß die Spitze hell aufglühte. »Es war ein Fehler, daß wir Blackburn nicht ausgeschaltet haben, und du weißt das.«
»Nein, tue ich nicht. Nichts von dem, was er eben gesagt hat, zeigt, daß er Erin umbringen will.«
»Wing sagt, nachdem die Mine gefunden sei, wäre alles andere unwichtig, und Blackburn schweigt dazu.«
»Das beweist nicht, daß er -«, fing Windsor an.
»Verdammt, Matt«, unterbrach ihn Faulkner ärgerlich. »Ich dachte, es freut dich zu hören, daß wir deiner Tochter einen Leibwächter schicken. Sonst stirbt sie, nachdem die Mine gefunden ist, und der Chen-Clan hat von Anfang an die Hälfte der Mine unter Kontrolle, das weißt du genau.«
»Die australische Regierung -«
»Nein!« sagte Faulkner hart. »Die werden keinen Finger rühren. Die wären doch überglücklich, wenn sie dem Kartell die Mine in den Arsch schieben könnten, so sauer wie sie wegen der Argyle-Mine sind.«
»Deswegen ist Blackburn noch kein Killer. Er hat sein ganzes Leben damit verbracht, unabhängig zu bleiben. Warum sollte er das so plötzlich ändern?«
»Geld.«
»Das hat man ihm früher schon angeboten, in Mengen. Und er wollte nicht.«
»Mensch, sei realistisch! Wenn bei Abe auch nur die Hälfte von dem ist, was wir annehmen, wird sich eine Menge ändern, und zwar schnell. Selbst bei Blackburn.«
»Glaube ich trotzdem nicht.«
»Matt, die Russen sind absolut wild auf Devisen, und das Kartell ist ihre dickste Milchkuh. Wenn es untergeht, dann auch die Sowjets. Das wollen wir nicht, Mann. Wir müssen diese verdammte Mine in den Griff kriegen!« Sie blies eine dichte Rauchwolke aus. »Ich habe einiges zu hören gekriegt, weil du Thomas nicht als Diamantenexperten für deine Tochter empfohlen hast.«
»Thomas gehört zum CIA.«
»Worauf du Gift nehmen kannst. Darum geht's ja grade!«
»Nein. Es geht darum, daß der bei jedem guten Angebot Erins Leben gegen die Mine eintauschen würde.« Windsor sah Faulkner an und bemerkte die Zeichen von Streß in ihrem Gesicht. »Wer macht dir Druck?«
»Das weißt du verdammt gut.«
Faulkner rauchte angespannt ein paar Züge und fuhr dann müde fort: »Ich wollte dir das nicht sagen, aber ich kann auch gleich ins kalte Wasser springen und es hinter mich bringen.« Sie drückte den halb gerauchten Zigarillo aus. »Entweder wir geben Jason Street einen Empfehlungsbrief für deine Tochter, oder wir können die strategischen Erze vergessen, die wir von ConMin bekommen. Von Südafrika kriegen wir keine. Auch nicht von den Sowjets. Das heißt, daß die USA ganz schön in der Scheiße stecken.«
Windsor schwieg.
»Sag was, Matt.«
»Was denn? Ich kann kaum glauben, daß ConMin so weit gehen will wegen einer Diamantenmine, die es vielleicht gar nicht gibt!«
»O ja, das wollen sie. Du weißt, wo Erin ist. Ruf sie an. Nimm mein Telefon.«
»Nein.«
Faulkner sah ihn voller Unglauben an. »Was?«
»Ich war schon mal ehrgeizig. Ich hätte beinahe Erins Tod herbeigeführt, indem ich sie als unwissende Quelle von
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