Flammender Diamant
geschäftlicher Natur war. Das hatte ihm nicht gefallen, aber er versuchte nicht, sie umzustimmen.
In den letzten zwei Tagen hatte Erin zahlreiche Fotos von einheimischen Tieren gemacht, die sich in der Nähe von Abes Quelle und Zisterne zusammenfanden. Sie hatte auch erfahren, warum Jäger in trockenen Gegenden bei den Wasserstellen ihrer Beute auflauerten. Es funktionierte.
»Welche Mine sehen wir uns heute an?« fragte Erin.
»Dog Vier. Da waren wir zwar schon, aber in der Nähe will ich mir noch etwas anderes ansehen.«
»War Dog Vier nicht dort, wo wir das Goanna gesehen haben?«
»Ja«, antwortete er.
»Gut. Ich habe nämlich bisher Probleme gehabt, wie ich am besten eines erwischen kann.«
»Mit einem Zwölfkaliber«, sagte er trocken.
Erin lächelte, obwohl sie sich geschworen hatte, rein geschäftlich mit Cole umzugehen. Es war aus demselben Grund schwierig, aus dem es am Anfang schwierig gewesen war: Coles Intelligenz und schneller, trockener Humor waren noch verlockender für sie als sein gutes Aussehen und seine Kraft.
Er ist sogar schlau genug, nicht noch mal in mein Bett kommen zu wollen, sagte sie sich grimmig. Aber vielleicht kümmert sich ja auch die süße Lai um diese Sache.
Aber noch während Erin das dachte, wußte sie, daß es nicht wahr war. Cole war immer in ihrer Nähe. Sie schliefen in demselben Zimmer, aßen am selben Tisch, flogen zusammen im Hubschrauber.
Vielleicht nicht nur wegen meiner Sicherheit. Vielleicht hat er Angst, mit Lai allein zu sein, dachte sie.
Nein. Cole hatte nicht ängstlich gewirkt, als sie seine große
Hand auf Lais Hals hatte liegen sehen. Auch nicht besonders leidenschaftlich. Eher... abwartend, geduldig, neugierig, gespannt.
Der Jäger.
Unbehagen ließ Erin erschaudern. Was auch immer in der Vergangenheit zwischen Cole und Lai gewesen war, mußte sehr tief gewesen sein. Liebe, Haß, vielleicht beides. Cole hatte Lai mehr als nur seinen Körper gegeben. Und dabei gelernt, daß Frauen so waren, wie Abe sie nannte: Herrinnen der Lüge.
Erin trat aus dem Schatten der Akazien in die Sonne. Die Hitze umgab sie wie eine brennende Decke. Schweiß begann sich in Rinnsalen unter ihren Armen und zwischen den Brüsten zu sammeln. Die Fliegen stürzten sich in Scharen auf sie, landeten aber nicht. Die Mischung aus Sonnen- und Insektenschutz, die die Australier benutzten, wirkte.
Sie wünschte nur, es gäbe auch einen Schutz vor dem Klima. Sie spürte, wie die Anspannung in ihr wuchs, so daß sie sich am liebsten auf alles gestürzt hätte, was in ihre Nähe kam. Sie vermutete, daß es Cole genauso ging, er es aber besser verbergen konnte. Das ärgerte sie ebenfalls.
»Wie lange dauert der Buildup ?« fragte Erin.
»Bis zum Regen.«
Sie stieß ein verärgertes Ächzen aus.
Cole sah sie kurz von der Seite an. Erins helle Haut war schon von der Hitze gerötet. Er nahm den Hut ab und ließ ihn auf das leuchtende Mahagonirot ihres Haars fallen.
»Wo ist dein Hut? Ich habe dir doch gesagt -«
»Ich habe dir doch gesagt, daß ich mit dem verdammten Hut nicht arbeiten kann, der mir ständig in die Augen hängt«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Außerdem gehen wir ja nur bis zum Haus zurück.«
Erin riß sich den Hut vom Kopf und gab ihn Cole. Er stülpte ihn ihr wieder über.
»Laß ihn auf«, sagte er. »Vor zwei Wochen hast du noch auf einem Gletscher am anderen Ende der Welt gesessen und auf den Winter gewartet. Jetzt sitzt du hier im Backofen und wartest auf den Sommer. Dein Körper muß damit erst noch klarkommen.«
»Du scheinst keine Probleme zu haben«, sagte sie ärgerlich.
»Ich war in Brasilien. Anderer Ofen, gleiche Hitze, gleiche Jahreszeit. Hör auf mir beweisen zu wollen, daß du damit genauso gut zurechtkommst wie ich. Kannst du nicht. Gib mir die verdammte Kameraausrüstung.«
Cole wartete nicht, bis Erin einverstanden war. Er nahm ihr die Taschen einfach mit schnellen Bewegungen ab. Sie gingen schweigend zum Haus der Station zurück. Lai erwartete sie an dem Tisch, der im Schatten einer großen weißen Plane gedeckt war. Die acht Chinesen wohnten in einem geräumigen weißen Zelt fünfzig Meter hinter dem Haus. Sie bedienten die Geräte und bewachten sie vermutlich auch.
Lai wirkte wie goldenes Porzellan, kühl und zart, perfekt gestylt in indigoblauer Seide. Sie nickte höflich und zog sich dann ins Haus zurück.
»Schwitzt sie eigentlich nie?« murmelte Erin leise.
»Stein schwitzt nicht. Setz dich. Ich hol' das Frühstück. Dein
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