Flammender Diamant
seid so gut wie tot.«
Mit einem undeutlichen Laut griff einer der drei in seinen Blouson und zog eine lange, seltsam geformte Schußwaffe heraus.
Im Bruchteil einer Sekunde bückte sich Cole, richtete sich auf und schleuderte dem Mann eine Handvoll Sand in die Augen. Die beiden Unbewaffneten stürmten los. Cole ließ sie nah herankommen, damit er wenigstens einen von ihnen ausschalten konnte, bevor der Schütze wieder sehen konnte.
Erin kam mühsam auf die Beine und schnappte dabei gequält das erste bißchen Luft. Sie sah, wie Cole unter den beiden Angreifern fiel und der Mann mit der Waffe in einem schweren Londoner Akzent fluchte. Er war auf die Knie gegangen, hatte die Hände zu den Augen erhoben und fluchte über seine vorübergehende Blindheit. Erin hatte nicht genug Kraft, um aufzustehen, also tat sie das einzig Mögliche. Sie kroch näher heran, griff sich eine doppelte Handvoll Sand und warf sie dem Mann ins Gesicht. Seine wild fuchtelnden Hände rieben den neuen Sand in seine Augen. Mit gebrüllten Flüchen kam er auf die Beine und gestikulierte mit der Waffe herum. Erin überlegte kurz, ob sie versuchen sollte, nach der Waffe zu greifen, wußte aber, daß sie noch zu schwach dazu war. Also warf sie dem Mann noch mehr Sand ins Gesicht. Aus der Dunkelheit dahinter hörte sie Ächzen und Grunzen, gefolgt von dem scharfen Knirschen eines brechenden Knochens. In der plötzlichen Stille erklang das metallische Klicken der Pistole wie Donner. Der Mann hatte entsichert.
»In Deckung!«
Auf Coles Anweisung ließ Erin sich flach hinfallen, rollte sich zur Seite und duckte sich ganz eng an den Boden. Der geblendete Mann begann, wild in die Richtung zu schießen, aus der der Sand gekommen war. Sie hatte lautes Krachen erwartet, es ertönte aber nur dumpfes Zischen.
Auch Cole hatte sich zur Seite geworfen, denn die nächsten Kugeln würden in die Richtung gehen, aus der sein Ruf ertönt war. Augenblicke später trafen zwei Schüsse den Sand, wo er eben noch gestanden hatte. Der Schütze mochte zwar vorübergehend geblendet sein, aber nicht taub oder dumm.
Erin lag völlig bewegungslos und versuchte nicht zu atmen, denn vermutlich würde jedes Geräusch eine Kugel in ihre Richtung schicken. Weil es so still war, nahm sie an, daß Cole sich ebenfalls versteckte, indem er sich nicht bewegte. Dann sah sie aus dem Augenwinkel eine ganz leichte Bewegung und drehte vorsichtig den Kopf. Sie mußte ihre ganze Selbstbeherrschung einsetzen, um nicht laut aufzuschreien, denn Cole schlich sich langsam, seine Bewegungen auf die leise klatschenden Wellen abgestimmt, näher an den Schützen heran.
Kalte Angst durchströmte Erin. Wenn Cole auch nur den kleinsten Fehler machte, würde er niedergeschossen, noch bevor er es irgendwie verhindern konnte. Ihr ging es genauso in diesem tödlichen Blindekuh-Spiel. Nur in völliger Bewegungslosigkeit waren sie sicher. Doch nur wenn sie sich irgendwie bewegte, würden sie überleben, denn der Schütze würde innerhalb der nächsten Augenblicke wieder sehen können.
Erin grub ihre Finger tiefer in den groben Sand, um ihn dem Mann ins Gesicht werfen zu können. Sie blickte von ihm zu Cole, um die noch fehlende Entfernung abzuschätzen. Coles Kopf machte eine einmalige, verneinende Geste. Er hatte ihre Hände im Sand gesehen. Er wollte nicht, daß sie sich unvermittelt bewegte und damit riskierte, beschossen zu werden, bevor sie in Deckung gehen konnte.
Cole glitt immer näher in seinem Versuch, den zwischen sich und Erin stehenden Schützen zu greifen. Wenn Cole sein Messer nach ihm warf, war die Wahrscheinlichkeit groß, daß er im Fallen Erin traf. Cole mußte bis auf Armlänge an den Mann herankommen, so dicht, daß er nicht einmal atmen konnte, ohne auf sich aufmerksam zu machen.
Erins Hände krallten sich so hart in den Sand, daß sie weh taten. Langsam begann sie, sich mit ganz kleinen Bewegungen zu rühren. Coles Herz schlug noch härter. Falls der Schütze Erin auch nur ahnte, würde er sich umdrehen und schießen, bevor er selbst irgend etwas unternehmen konnte. Wenn sie nur still liegen bliebe, wäre sie in Sicherheit. Aber sie versuchte, ganz langsam näher zu kommen, um dem Mann noch einmal Sand in die Augen zu werfen.
Der Schütze hatte ihr halb den Rücken zugewandt, bereit, sich in jede Richtung zu drehen, seinen Atem unterdrückt, ganz auf seine Ohren konzentriert. Die Waffe mit dem Schalldämpfer ließ er hin- und herwandern, um ein möglichst großes Schußfeld zu
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