Flammender Diamant
den?«
Cole wandte sich ab, ohne zu antworten, und das war mehr Antwort, als Erin hatte wissen wollen.
16. Kapitel
»Ich finde, du solltest trotzdem zu einem Arzt gehen«, sagte Erin unglücklich.
Cole betrat schweigend das Hotelzimmer. Sein Bein tat weh und blutete, aber er wußte, daß die Wunde kaum mehr als eine Verbrennung war. Er brauchte nur etwas Hilfe beim Reinigen und Verbinden seines Schenkels.
Erin machte die Tür hinter sich zu und schloß ab. Das Hotelzimmer war klein und bescheiden möbliert. Ihre alte Kameratasche und die beiden Nylonsäcke lagen auf dem Bett.
»Komm, ich helfe dir...« Erins Blick senkte sich auf seinen Schenkel. »Mein Gott!«
»Komm, werde jetzt nicht schwach und nutzlos, wo ich dich brauche«, sagte Cole. »Es ist nur Blut.«
Etwas Feuchtes glänzte dunkel auf Coles Hosenbein. Wenn der Stoff nicht schwarz gewesen wäre, hätte die Wunde unmöglich so unauffällig sein können. Während Erin voller Grauen sein Bein betrachtete, sickerte ein leuchtendrotes Rinnsal über seinen Schuh.
»Wenn du nicht überall auf dem Teppich Spuren hinterlassen willst, solltest du besser ins Badezimmer gehen«, sagte sie mit dünner, gequälter Stimme.
Cole trat hinkend ins Badezimmer, schloß den Toilettendeckel und setzte sich darauf, um seine Schuhe und Socken auszuziehen. Wortlos sank Erin vor ihm in die Knie, schob seine Hände weg und zog ihm selbst die Schuhe von den Füßen. Blut tropfte ihr auf die Finger, sie ächzte leise.
»Entspanne dich, Erin«, sagte Cole. »Es ist nichts Ernstes.«
»Nur ein Kratzer, wie?« gab Erin scharf zurück, verärgert, weil er verletzt war und sie nichts dagegen tun konnte. »Falls du es noch nicht wußtest, du Held: Kratzer bluten nicht so stark.«
»Das Blut fließt nicht rhythmisch, also hat die Kugel nichts Lebenswichtiges getroffen. Und was die Schweinerei betrifft -also, sonst siehst du doch auch regelmäßig Blut.«
»Ich war nur einmal auf der Waljagd.«
»Ich rede von deiner Periode.«
Erin sah Cole mit einem glitzernden Blick an. Er lächelte. Sie atmete laut aus und schüttelte den Kopf.
»Hat dir schon jemand gesagt, daß du unmöglich bist?« fragte sie und beugte sich wieder über seine Füße.
»Nein. Du möchtest wohl die erste sein, was?«
Sie machte ein Geräusch zwischen Entsetzen und Belustigung, aber ihre Hände waren jetzt viel ruhiger. Cole hatte recht. So neu war ihr der Anblick von Blut auch wieder nicht.
Bis Erin ihm Schuhe und Socken ausgezogen hatte, hatte Cole sich schon das Hemd abgestreift und außer Reichweite geworfen, denn das Blut schien überall hinzukommen. Mit knappen Bewegungen öffnete er den Reißverschluß seiner Hose und fing an, sie auszuziehen. Als der Stoff über die Wunde strich, ließ er den Atem zwischen den Zähnen zischen.
»Du tust dir weh. Ich schneide das Hosenbein lieber ab.«
»Nein. Ich will nicht wieder Zeit mit Einkaufen verschwenden. Ich muß diese Hose im Flugzeug noch anziehen.«
»Soll das heißen, daß wir zurück nach Kalifornien fliegen?«
»Nein, nach Derby. Mit etwas Glück verschwenden sie ihre Zeit darauf, uns zwischen Darwin und Abes Station zu suchen, während wir von der anderen Seite kommen. Hol bitte einen Kopfkissenbezug, daraus machen wir einen Verband.«
»Ich habe ein Erste-Hilfe-Set in meiner Kameratasche.«
Als sie zurück ins Badezimmer kam, stand Cole in seinen Boxershorts da, eine Hüfte gegen das Waschbecken gelehnt, während er versuchte, den roten Riß auf seinem muskulösen Schenkel zu untersuchen. Für Erins von Adrenalin geschärfte Sinne wirkte die nackte Kraft seines Körpers plötzlich ungläubig
lich attraktiv. Sie erinnerte sich an das schreckliche Gefühl aus Zorn und Hilflosigkeit, das sie empfunden hatte, als sie unter ihren Angreifern zu Boden ging. Dann hatte sie gehört, wie Cole ihnen Rache dafür schwor, daß sie sie verletzt hatten. Und sie hatte gewußt - wirklich gewußt -, daß sie diesmal nicht allein kämpfte. Diesmal setzte ein Mann seine Kraft ein, um ihr zu helfen, nicht, um ihr Gewalt anzutun.
Cole wandte sich Erin zu. Als er sich bewegte, beleuchtete ihn das Licht aus einem anderen Winkel, so daß neue Schatten und Betonungen entstanden. Einen verrückten Moment lang wollte Erin sich ihre Kamera greifen und versuchen, die unaufdringliche Stärke und die männlichen Strukturen seines Körpers einzufangen. Er war... schön.
Dieser Gedanke erstaunte sie.
»Setz dich«, sagte sie mit rauher Stimme. »Damit ich dir
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