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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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    Doch langsam fesselte das Land Erin, sie nahm seine Formen wahr, seine Hitze und Feuchtigkeit und flache Gestalt, die sowohl unauffällig als auch überwältigend war.
    Coles Blick richtete sich kurz auf den Rückspiegel. Das Flimmern der Hitze machte genaue Beobachtung unmöglich, aber er glaubte, daß ein Fahrzeug hinter ihnen war. Da es keine Nebenstraßen gab, mußte der andere Wagen aus Derby gekommen sein. Cole runzelte die Stirn, sah in den Außenspiegel und beschleunigte kaum spürbar.
    Einige brüchige Termitenhügel tauchten auf, manchmal mehr, manchmal weniger. Für ihre Dichte und Verteilung gab es keinen erkennbaren Grund. Die meisten waren kniehohe, spitze Erhebungen, die an die Luftwurzeln von Mangroven erinnerten. Die größeren waren manchmal an die zwei Meter hoch und breit an der Basis. Die großen trockenen Klumpen rötlicher Erde sahen irgendwie aus wie kleine Burgen, die einst aus rostrotem Wachs gebaut worden und von der tropischen Sonne bis auf einen Rest zusammengeschmolzen worden waren.
    Die Luft brannte vor Hitze und Feuchtigkeit. Seitlich des Rovers wirkte der Himmel von Hitze dunstblau, hinter ihnen floß ein Wolkenstrom am Himmel in allen Farben zwischen Weiß und Blauschwarz. Dahinter entstanden immer neue Wolken aus einer unsichtbaren Quelle.
    »Es gibt weder Berge noch Stürme, also wo kommen die Wolken her?« fragte Erin schließlich.
    »Vom Indischen Ozean.«
    Abwesend zupfte Erin an ihrem T-Shirt, das vom Hals bis zur Taille feucht und flächig an ihrem Oberkörper klebte. Cole sah die Bewegung aus dem Augenwinkel und drehte sich etwas zur Seite, um besser sehen zu können. Sie hatte seinen Rat ernst genommen und ihre Kleidung auf ein Minimum beschränkt. Und dazu gehörte kein BH. Die feuchte Baumwolle lag eng über den vollen Rundungen ihrer Brüste und bildete unmißverständlich ihre dunklen Spitzen ab. Die Versuchung, seine Finger zwischen Haut und Stoff zu schieben, war so heftig, daß Cole den Blick abwandte.
    Mehr spürbar als sichtbar wegen des grellen Sonnenlichts flackerte ein Blitz hinter ihnen über den Himmel. Kein Donner grollte.
    »Ich dachte, jetzt ist noch Trockenzeit«, sagte sie nach einer Weile und sah über die Schulter zurück.
    »Ist es auch.«
    »Warum regnet es dann?«
    Er knurrte. »Tut es gar nicht.«
    Erin pustete sich unnötig kräftig eine dünne Haarsträhne aus den Augen. »Doch nicht hier. Da hinten.«
    »Sollte ein Scherz sein. Wenn wirklich der Regen kommt, reichen Wolken und Blitze von einer Seite des Himmels bis zur anderen, und der Regen strömt herunter wie Donner in den Bergen.«
    »Ein Scherz, aha.« Sie seufzte und zog an ihrem feuchtklebrigen Hemd.
    »Laß das bitte. Es ist einfach zu heiß, um an das zu denken, woran ich gerade denke.«
    Sie sah ihn von der Seite an und lächelte wissend.
    »Hör auf, mich abzulenken und mach dich mit dem Land vertraut«, sagte er und gab Erin eine Landkarte. Aber er lächelte auch.
    Erin faltete die Karte dem Fahrtwind zum Trotz auseinander, legte sie sich auf die Knie und verglich sie mit der Umgebung. Es war nicht schwierig, sich zu orientieren, denn der Great Northern Highway war die wesentliche Schnellstraße von Westaustralien, die Darwin und Perth über fast fünftausend Kilometer unbewohntes Land hinweg miteinander verband. Die Straße hatte nur eine Spur und war besser als die beiden anderen Straßen, die ins Innere des Landes führten.

Draußen hinter Derby teilte sich die Straße. Die Gibb River Road führte nach Norden. Der Great Northern Highway nach Osten. Wenn man sich erst einmal entschieden hatte, konnte man nur noch vorwärts oder zurück fahren. Es gab keine anderen verbindenden Straßen. Die Gibb war auch nur eine Spur breit, aber dafür nicht asphaltiert. Sie führte nordwärts auf das Kimberley-Plateau, wo sie irgendwann endete. Unterwegs gab es nur hier und da ein paar Stationen und Schürfplätze.
    Als sie zu der Gabelung kamen, fuhr Cole auf der Gibb Road weiter. Staub begann unter den Reifen aufzuwirbeln.
    »Ich dachte, Abes Station läge näher am Great Northern Highway«, sagte Erin.
    »Stimmt auch. Aber wir sind Touristen auf dem Weg zur Windjana-Schlucht, weißt du noch?« Er sagte nichts dazu, daß es auf der Piste viel einfacher war, einen Verfolger auszumachen als auf der asphaltierten Straße.
    Erin konzentrierte sich wieder auf die Karte. Alle dreißig bis fünfzig Kilometer waren schmale Pisten eingezeichnet, die auf eine der beiden großen Straßen

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