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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Irgendwo in der Ferne ertönte der seltsam hohe Schrei eines Tiers.
    »Was ist das denn?« fragte sie.
    »Eine Kuh, die mit dem Mond spricht.«
    Noch ein durchdringender Schrei wurde vom Wind herübergetragen. »Ist das der Mond, der der Kuh antwortet?« fragte Erin trocken.
    Cole lächelte. »Du lernst schnell.«
    Der Rover holperte ohne Licht los über die rauhe Piste, bis sie wieder unten in der Ebene waren. Den Spuren war anzusehen, daß erst vor kurzem größere Fahrzeuge sie passiert hatten.
    »Ziemlich viel Verkehr hier«, sagte Erin.
    »Aber bisher war noch nichts Unerwartetes zu sehen«, sagte Cole. »Nur Spuren, wie man sie eben auf Abes Einfahrt manchmal sieht.«
    »Einfahrt! Die muß ungefähr sechzig Kilometer lang sein.«
    »Luftlinie - genau gesagt Kakadufluglinie, schließlich sind wir auf dem Kimberley-Plateau. Ansonsten gehe ich davon aus, daß ein paar Leute von BlackWing auf der Station sind. Hoffentlich, denn sonst finden wir vor dem Regen nichts mehr. Vielleicht ist Sarah auch da, oder ein paar von ihren Kindern und Enkeln. Die Männer haben sich wahrscheinlich nach Abes Tod aus dem Staub gemacht.«
    »Wer ist Sarah?«
    Cole lächelte seltsam. »Das weiß niemand genau. Sie war ein Kind, als Abe und sein Bruder hier anfingen. Ihr Stamm war entweder ausgestorben oder hatte sie einfach zurückgelassen. Sie blieb bei Abe.«
    Der Rover schlingerte. Erin stützte sich am Armaturenbrett ab, während Cole herunterschaltete und langsam über die zementharten Überreste eines vertrockneten Sumpfloches fuhr.
    »Glaubst du, Sarah weiß etwas von der Mine?«
    »Wohl kaum. Und wenn ja, wäre es ihr egal. Diamanten sind eine Leidenschaft der Moderne. Und moderne Dinge brauchen die Aborigines nicht. Schließlich sind die Engländer erst ungefähr vor hundert Jahren mit ihrem Vieh aus Queensland heraufgekommen. Der Zug dauerte zwei Jahre. Sie sind mit zehntausend Stück aufgebrochen und haben unterwegs mehr als die Hälfte verloren, also hatte es keiner allzu eilig, das zu wiederholen. Hier sind in den letzten zwanzig Jahren mehr Siedler angekommen als in den vorhergehenden hundert.«
    Der Rover schlingerte über offensichtlich schlammigen Untergrund. Erin war verblüfft. »Das ist das erste bißchen Wasser in freier Natur, seit wir nach Australien gekommen sind.« Die Dunkelheit um sie her war noch fast undurchdringlich. Erin seufzte und lehnte sich zurück. »Hat Abe je von seinem Bruder gesprochen?«
    »Nicht mir gegenüber. Nicht direkt. Es gibt hier die Sage, Abe soll eine Weile lang zu den Eingeborenen gegangen sein, nachdem sein Bruder mit Bridget McQueen fortgegangen war. Er lernte ihre Sprache, lebte bei ihnen und wurde für die Aborigines eine Art Gott oder Teufel. Er saß an ihren Feuerstellen, sie gaben ihm junge Frauen und die besten Stücke von ihrem Eidechsen- und Krokodilfleisch.«
    »Mochtest du Abe?« fragte Erin nach einem kurzen Schweigen, das das Gerumpel des Rovers begleitete.
    »Ich habe seine zähe Art respektiert. Und sein Wissen über das Land hier bewundert. Aber mögen ?« Cole zuckte die Schultern. »Niemand mochte Abe, am wenigsten die Leute, die ihn am besten kannten - die Aborigines. Man mag seine Götter oder Teufel nicht. Man lebt mit ihnen nur, so gut es geht. Er war besessen von Sex, aber er haßte Frauen mehr als jeder Mann, den ich kenne.«
    »Warum hat er die Station dann mir hinterlassen und nicht Dad oder Phil?«
    Cole sah zur Seite. »Vielleicht haßte er sie nicht genug.«
    »Was meinst du damit?«
    Leise begann Cole, aus >Chunder< zu zitieren: »Ich gehe allein hinab/Wo die schwarzen Schwäne ziehn/Über eines toten Meeres Knochen./Steinerne Frau, die mir Hoffnung gibt,/Geheimnisse schwärzer als der Tod./Und die Wahrheit zu sagen heißt Tod./Aber zu dir werde ich sprechen./Höre mich, o Kind der Enttäuschung./Du wirst den Tag verfluchen/Wie ich meine Lady und Queen.«
    Die Worte klangen, mit der tiefen Stimme eines Mannes gesprochen, unter dem riesigen australischen Himmel ganz anders, als mit ironischem Ton in einem Hotel in Los Angeles vorgelesen. Erin schauderte unbehaglich.
    »Was hatten ihm die Frauen denn angetan?« fragte sie.
    Coles Lippen verzogen sich zu einem harten Lächeln. »Oh, vermutlich das Übliche.«
    »Und das heißt?«
    »Sie haben ihn zum Narren gehalten.«
    »Wenn ich richtig verstanden habe, was du über Abe gesagt hast, muß er es doch toll gefunden haben, sich mit Frauen herumzutreiben.«
    »Trotzdem muß eine ihn böse getäuscht

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